Wenn nach Kalifornien kommt, der sollte vor allem eines mitbringen: Hunger! In diesem Staat versteht man sich aufs Kochen. Und wer dann in Sonoma County Station macht, dem läuft das Wasser wörtlich im Munde zusammen. Meisterköche, die mit Michelin-Sternen überhäuft sind, aber auch Köche, die ohne Sterne Meisterleitungen bringen, arbeiten mit regionalen Bauernhöfen und Erzeugern in Kleinbetrieben zusammen, um die besten frischen Zutaten aus der Region zu besorgen und sie zu zauberhaften Meisterwerken zu verarbeiten. Wo soll man essen? Auf dem Dach Poolside, am Wasser oder im Patio? Wir entschlossen uns in Sonoma für Letzteres im „The girl and the fig“. Dazu gleich mehr.
Mit mehr als 400 Weingütern und 15 Weinregionen gilt Sonoma County als das vielseitigste Premium-Weinanbaugebiet der USA. Der Morgennebel des Pazifischen Ozeans und der Bucht von San Pablo bringen Edelreben wie Pinot Noir, Sauvignon Blanc und Chardonnay hervor, die bei kühlerer Witterung gedeihen. Landeinwärts gedeihen während der heißen Tage und kühlen Nächte der Sommeranbausaison robustere rote Rebsorten – wie Cabernet Sauvignon, Zinfandel, Merlot und Syrah. Dies musste kurz erklärt werden, denn von Weinen verstehen nicht nur die Europäer etwas.
Den Besucher erwartet im „The girl and the fig“ ein kulinarisches Paradies – ob erntefrisch aus der fruchtbaren Erde oder fangfrisch aus dem Meer. Alles französische Küche – natürlich fehlt auch hier der Hauch kalifornischer Raffinesse nicht. Seit 19 Jahren gibt es dieses wunderbare Restaurant, dessen Patio locker, leger und erst einmal völlig unspektakulär daher kommt. Wellblechwände, ein paar großformatige Bilder an den Wänden, 80 Sitzplätze draußen. (Im Inneren dann noch einmal 100 Plätze). Ladies treffen sich, Paare haben ihr date, Männer-Gruppen feiern einen tolle Woche und Familien kommen samstags zum Essen zusammen. Gründe zu feiern, gibt es hier übrigens immer, erklärt uns Giorgio, einer der Restaurant-Manager. Einmal ist es der Wein, der nun geerntet wird, dann irgendeine Parade und wenn es mal keinen Grund zum Feiern gibt, dann ist dies der Grund zu feiern. Giorgio stammt aus Thessaloniki und ist seit 20 Jahren in USA, er arbeitete in New York, doch Sonoma ist geeigneter, eine Familie zu gründen, darum lebt er nun mit seiner Frau hier. Giorgio ist Fußball-Fan und kennt Fortuna Düsseldorf, kennt den ehemaligen Fortuna-Spieler Stelios Malezas und weiß sogar, dass die Mannschaft gerade in der zweiten Liga spielt. Giorgio ist unser Mann! Giorgio schwärmt von dem Restaurant, dass Sondra und John gehört. Die Beiden erfüllten sich mit „The girl and the fig“ einen Traum. 260.000 Besucher haben sie jährlich – das spricht für sich. Und trotzdem ist hier nichts zur Routine geworden. Die Mitarbeiter habe eine Passion – und das merken wir auch gleich, wenn wir bestellen. Denn uns wird erklärt, was Heirloom Tomaten sind – und die Vorspeise aus diesen Tomaten mit Wassermelone excellent sei. Beim Hauptgang meint der Waiter, dass es besser sei, die Flunder statt des Sandwiches zu nehmen. Dieses Yukon-Kartoffelpüre, der zarte Spinat und die braune Zitronen-Kapern-Butter seien ein Traum zum Fisch. Klar doch, kein Sandwich sondern Flunder. Ich entscheide mich fürs Steak, wunderbar gewürzt, es ist zart, die steak frites lang und dünn und knusprig.
Im „The girl and the fig“ muss es auch noch ein Dessert sein. Für seinen Käse ist das Restaurant bekannt – die Wahl fällt auf Cheese&Port und auf eine Kalorienbombe: Chocolate & Salted Fig Caramel Trifle. Aber Feigen mussten sein, die dicken Sonoma-Feigen, immerhin geben sie ja dem Lokal seinen Namen. Dazu Portwein aus dem Sonoma-Valley. Vorsicht: Caramel Trifle macht süchtig!
Die Weinkarte ist groß – es gibt viele Franzosen aus dem Rhonetal, doch wir bleiben in Sonoma beim Muddy Arch Rousanne, der durch seine Aromen Birne, Aprikose, Apfel und Honig vorzüglich mundet. Nicht zu schwer an diesem heißen Spätsommerabend.
Vielen Dank an Sondra und John, an Matt und Giorgio für diesen wunderbaren Abend!
