Vom Dritten

Wie alle meine lieben Leserinnen und Leser ja wissen, habe ich zwei wunderbare Töchter, die ich über alles liebe. Wir verbringen wunderschöne Stunden miteinander, lesen, malen, backen, spielen, hören Musik und Hörspiele und haben uns alle schrecklich lieb. Ob ich verrückt geworden bin, fragt ihr euch? Jein. Warum ich das hier schreibe, fragt ihr euch? Wartet ab, kommt noch.
Vor fast 5 Jahren änderte sich mein Leben komplett, wurde auf den Kopf gestellt und durcheinandergewirbelt. Von der Maus. Die damals noch unser kleines Babychen war. Und uns zeigte, was es heißt, Eltern zu sein. 3 1/2 Jahre später warf das Mäuschen dann wieder alles durcheinander, was wir uns mit der Maus gerade aus dem Chaos heraus aufgebaut hatten. Seit fast 5 Jahren sind wir jetzt Eltern.
Und genau das ist der Grund, warum wir - vor allem ich - von einem Kind fast täglich sprechen:
Vom Dritten.
"Aha, sie will doch noch eins", werden jetzt einige denken und sich wundern, hatte ich dieses Thema doch schon vor einiger Zeit für erledigt befunden. Ich will es schnell erklären:
Wir sprechen fast täglich vom dritten Kind, so oft, dass es fast schon zur Familie gehört. Wir reden von ihm, wenn wir festellen, dass wir jetzt seit fast 5 Jahren Kacka- und Pipiwindeln wechseln und wir uns mittlerweile schon darum streiten, wer es NICHT machen muss.
Dann heißt es "Und du willst noch ein drittes Kind?"
Wir reden von ihm, wenn wir feststellen, dass wir jetzt seit fast 5 Jahren einen Kinderwagen vor uns herschieben und wir uns mittlerweile schon darum streiten, wer ihn NICHT schieben muss.
Dann heißt es "Und du willst noch ein drittes Kind?"
Wir reden von ihm, wenn die Maus in der Nacht anfängt zu weinen, weil sie einen schlechten Traum hatte, dabei das Mäuschen aufweckt und hier die nächtliche Hölle losbricht.
Dann heißt es "Und DU willst noch ein DRITTES Kind?!"
Wir reden von ihm, wenn man an einem regnerischen Wintertag versucht, mit der Maus ein Spiel zu spielen und gleichzeitig das Mäuschen vom Babyzillatum abhalten möchte und dann merkt, wie sinnlos das ist - und nun beide zusammen die Bude verwüsten.
Dann heißt es "Und DU willst ECHT noch ein DRITTES Kind?!?!"
Wir reden von ihm, wenn der Einkaufsausflug zu viert mal wieder dermaßen nervig und chaotisch abläuft, weil die Maus entweder UNTER dem Einkaufswagen liegen oder daran surfen will und das Mäuschen derweil statt brav zu sitzen lieber den Laden umräumt und wir so genervt sind, dass wir uns mal wieder schwören, das NIE wieder zu tun.
Dann heißt es "Und DU willst ALLEN ERNSTES noch ein DRITTES Kind?!?!?!"
Wir reden von ihm, wenn das eine Kind kaum wieder gesund ist, während das andere schon wieder krank wird und man aus Schnupfen-Husten-Heiserkeit an Magen-Darm auf Mandelentzündung kaum herauskommt und schon total unklar ist, wer hier eigentlich wen womit schon wieder angesteckt hat.
Dann heißt es "Und DU willst DA IM ERNST NOCH EIN DRITTES KIND?!?!?!?!?!"
Wenn es heißt, dass es dann heißt, dann heißt das, dass ICH das sage. Denn der Mann wollte ja gerne noch ein drittes Kind. EIN DRITTES! Doch mittlerweile ist es doch so, dass er diesen Gedanken vielleicht doch ein winziges bisschen mehr in sein virtuelles Eisfach gelegt hat und mit mir zusammen auf die Zeit wartet, wo hier weniger Chaos herrschen wird. Vielleicht.
Ich möchte nicht sagen, dass ein drittes Kind unmöglich ist. Dass es eine echt bescheuerte Idee wäre. Oder total unvorstellbar. Erschreckend. Nein. Das möchte ich nicht sagen. Aber ich möchte sagen, dass ein drittes Kind, die Vorstellung von ihm, für MICH unmöglich, echt bescheuert, total unvorstellbar und erschreckend ist. Ja, das ist so. Ich muss ganz deutlich sagen, ICH habe da keine Lust mehr drauf.
Ich habe keine Lust mehr auf stinkende Windeln und noch stinkendere Windeleimerfüllungen.
Ich habe keine Lust mehr auf Kinderwagenschieben und Kleinkinder-Hinterherrennereien.
Ich habe keine Lust mehr auf auf weinende Babys in der Nacht.
Ich habe keine Lust mehr auf Babyzillas, die normales Spielen unmöglich machen.
Ich habe keine Lust mehr auf schweißtreibende Einkaufstouren mit Kleinstkindern, die erkunden wollen.
Ich habe keine Lust mehr auf noch eine kleine Bazillenschleuder.
Ich habe keine Lust mehr darauf.
(Von einer dritten Schwangerschaft und deren Folgen mal ganz abgesehen)
Ich habe Lust auf zwei Töchter, mit denen mal in ein Restaurant gehen kann, die sich beide selbstständig anziehen können, mit denen man zusammen am Tisch sitzen und malen, basteln oder kneten kann, mit denen man in der Nacht normal kommunizieren kann, sollte etwas sein, die mir beim Einkaufen "helfen" statt es zu sabotieren, die mittags mal bei Freunden zum Spielen sind, denen man sagen kann "Heute passt XY auf euch auf, Mama und Papa gehen ins Kino".
Also: Verzeih mir, drittes Kind. Ich würde dich sicher lieben. Sehr sogar. Aber mit uns wird es leider nichts. Und sei mir auch nicht böse, wenn wir noch oft in solchen Momenten von dir sprechen und dir jegliche Hoffnung nehmen werden.
ICH jedenfalls ziehe meinen Hut vor allen Müttern, die mehr als zwei Kinder haben oder wollen. ICH würde das nicht schaffen, ohne den Rest meines Verstandes zu verlieren. Und der ist nur noch klitzeklein...

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