Versprachlichte Betriebsökonomie

 

Unworte? Beide Worte taugten nicht dazu und konnten keine Unworte werden. Was ist denn an Schlecker-Frauen, die anschlussverwendet werden, sprachlich frevelhaft? Es ist nur die Sprache, die systemkonforme Wortwahl in einem Mechanismus, in dem alle Humankapital sind. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache hat tatsächlich Sinn und Gefühl für Worte, denn sie hat die sich in Kehlkopflaute äußernden Denkstrukturen derer, die die Sprache ganz ungeniert so verbiegen und feilen, dass sie zu einem Abbild der Welt wird, die sie gerne hätten und teilweise schon haben, nicht ausgezeichnet.

Beide waren im Vorfeld Favoriten. Schlecker-Frauen und Anschlussverwendung sind jedoch nur ordinäre betriebswirtschaftliche Ausformungen. Sie sind Termini eines buchhalterischen Lebensgefühls, in dem Soll und Haben die einzige Entscheidungshilfen sind. Bilanzierende Begrifflichkeiten, die Menschen in betriebsökonomische Faktoren wandeln. In eine Bilanz gehören alle Posten: Material, Wareneinsatz, Energiekosten, Miete, Versicherung, Tilgung und Personal. Oder anders gesagt: Schlecker-Wareneinsatz, Schlecker-Energie, Schlecker-Versicherungsanspruch, Schlecker-Schulden und Schlecker-Frauen. Und wer Personal hat, der kann es verwenden, egal ob direkt oder im Anschluss. Bezahlte Frauen, auch und gerade wenn sie schlecht bezahlt sind, dürfen gebraucht und verwendet werden. Sprächen andere Branchen von verwendeten Frauen, würde man die allgemeine Unsittlichkeit schelten und insbesondere die der Zuhälter.
Aber sich seriös aufspielende Konzerne dürfen Frauen ungenierter verwenden. Das finden wir als Gesellschaft sogar noch besonders sozial, denn es schafft ja Arbeit. Von solchen Arbeitgebern berichtet man, indem man darüber schreibt, dass hoffentlich hoffentlich die Frauen weiterhin verwendet werden können. Wie eine alte Matratze, die nun in das neue Bettgestell eingepasst werden soll. Hoffentlich hoffentlich kann man das alte Ding noch verwenden. Wie ein Unterschränkchen, das auf dem Sperrmüllhaufen liegt und von dem ein Wühler im Rest anderer Leute meint, man könne das bestimmt noch irgendwie verwenden - im Anschluss an den Vorbesitzer quasi.
Schlecker-Frauen und Lidl-Männer und McDonalds-Leute: Das sind aber doch Begriffe aus dem System für das System. In einem solchen System werden Männer und Frauen, die sozusagen Besitz und hundertprozentige Bilanzposition ihrer Dienstherrn sind, auch ganz legitim verwendet. Manchmal eben auch im Anschluss. Ein passenderes Unwort wäre damals die Freifrau gewesen, die ihrem Freiherrn moralisch beistand, als der seinen Doktor abtrieb. Freifrau? Frei von was? Von wirtschaftlichen Einflüssen? Frei von Beziehungen? Freifrau ist ein Begriff, den es nicht gibt und der dennoch Verwendung findet - er ist sachlich grob falsch. Denn entweder ist Mann oder Frau nicht frei, weil sie Schlecker oder Lidl oder sonstwem gehören - oder sie sind trotz finanzieller Unabhängigkeit nicht frei, weil sie einem dieser Brotgeber oder einer ganzen Branche zu Diensten stehen oder weil sie in den Interessen ihrer Kaste verheddert sind.
Menschen sind im Imperium Neoliberalum bloß Faktor. Humankapital nannte sich das einst. Jetzt waren es eben Schlecker-Frauen. Oder morgen schon sind es GLS-Männer, über deren Folgegebrauch man debattieren wird. So ist das mit Besitz und Verfügungsmasse von Konzernen. Man hätte beides als Unwort kennzeichnen können. Aber die Wirklichkeit ist letztlich so, wie diese beiden Worte es benennen; sie sind die normale Praxis. Ohmächtige Praxis. Besonders bei Konzernen wie Schlecker, in denen es keinen Betriebsrat gibt - dort gehören die Frauen einem wie Leibeigene, dort sind sie kalkulierbare Kostenfaktoren in der Bilanz. Besonders im Niedriglohnsegment sind Frauen und Männer mit dem Namen ihres Geldgebers ausgestattet und ganz besonders für allerlei Anschlussverwendungen vorgemerkt.


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