Verlaufen und eingeschneit

IMG_2410Die Walker’s Haute Route
Etappe 5 & 6

Da die sechste Etappe, die schwerste der ganzen Route sein soll, wollen wir die  fünfte Etappe von Le Châble zur Cabane du Mont Fort möglichst entspannt angehen. 
Ich möchte lobend erwähnen, dass die Wege in Frankreich und der Schweiz hervorragend ausgeschildert sind. In Kombination mit Kev Reynolds Buch “Chamonix to Zermatt”, kann man sich eigentlich nicht verlaufen.
Auf der fünften Etappe haben wir es trotzdem geschafft. Und so wurde der vermeintlich entspannte Brückentag noch richtig anstrengend.
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Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Nur noch 7h40 zu unserem Ziel. Vorausgesetzt man verläuft sich nicht…Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)IMG_2397Life of the rich and famous. Tennisplatz mit Bergpanorama in downtown Verbier.

Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Der beliebte Ski-Ort Verbier bietet auch im Sommer jede Menge adrenalinreiche Freizeitsportmöglichkeiten. Hier z.B. eine Downhill-Fahrradstrecke mit dem aufregenden Namen Wooooohh.
Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Oder auch Paragliding. Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Unser Rastplatz in Clambin. Heute gibt’s mal wieder Baguette mit schweizer Käse. Dazu ein gratis Kuhglockenkonzert auf der Weide nebenan. Unweit von hier unterläuft uns der zweite Navigationsfehler. 
Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Durch waldiges Gebiet folgen wir einem Weg, der am Hang entlang führt und stehen plötzlich vor einer Baumbarrikade. Hier geht es nicht weiter. Wenig später kommen wir an einem schlafenden Waldarbeiter vorbei und finden einen neuen Weg, der leider auch nicht an Höhe gewinnt. Schließlich müssen wir doch das Smartphone GPS konsultieren. Glücklicherweise stimmt die Richtung und wir sind bald wieder auf Kurs.
Kurz vor unserem Ziel entdecken wir das ungarische Pärchen am Berg. Sie sind auf dem richtigen Weg oberhalb von uns. Ein inoffizielles Rennen um die besten Hüttenplätze beginnt. Wir geben alles und kommen erschöpft und mit zwei Extra-Stunden in den Beinen zeitgleich auf der Hütte an. 
Walker's Haute Route - Stage 5 (CC awesomatik.com)Unser Zimmer in der Cabane Du Mont Fort. Ich schlafe auf der rechten Seite, wo sauber gepackt mein Rucksack an der Wand lehnt, während links totales Chaos herrscht. 

Auf der Hütte erfahren wir, dass die sechste Etappe so verschneit ist wie seit 25 Jahren nicht mehr. Um 5 Uhr morgens sollen wir aufbrechen. Kurz bevor wir ins Bett gehen, bricht ein höllisches Gewitter los. Die Spannung steigt. 
Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Im Morgengrauen starten wir in vierter Position nach einem Japaner, dem ungarischen Pärchen und den Australiern. Die sechste Etappe führt von der Cabane du Mont-Fort (2452 m) über drei knapp 3000m hohe Pässe bis zur Cabane de Prafleuri.

Im morgentlichen Nieselregen habe ich meinen persönlichen Tiefpunkt auf der Route. Der steile Aufstieg zum ersten Pass des Tages (Col de la Chaux 2940 m) macht mich fertig. Ich habe Fußschmerzen, sinke ständig im Schnee ein und kann meine kaputten Stöcke nicht verwenden. Zwei weitere Pässe liegen noch vor uns und das Wetter ist unvorhersehbar. Meine Hände sind eisig, gleichzeitig schwitze ich wie ein Schweinebraten.

Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Mein splitterfreier Kollege ist dagegen wieder in Bestform.
Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Schon bald holen wir das australische Pärchen ein. Sie haben die Route etwas unterschätzt und sind für die Wetterbedingungen nur mangelhaft ausgerüstet. Dafür aber hoch motiviert. 
Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Auf diesem Bild sind vier Wanderer versteckt. Trotz oder wegen der Strapazen und der extremen Bedingungen eine super Etappe.
Im eingeschneiten Tal zwischen den zwei Pässen herrscht unheimliche Stille. 

Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Wenig später haben wir auch die Ungarn eingeholt. Von dem Japaner ist weit und breit keine Spur, so dass es jetzt an uns liegt den Weg zu finden. Das ist gar nicht so einfach. Im Guide lesen wir von Wiesen und Wegmarkierungen. Doch wir sehen weit und breit nur Schneemassen. 
Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Munter stapfen wir weiter. Mir geht es schon wieder besser. Jetzt macht uns nur die Sonne zu schaffen. Ständig läuft mir der Schweiß in die Augen und tropft in meine Sonnenbrille. Meine Klamotten sind nass vom Schnee, Schweiß und Regen. 
Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com) Trinkpause am Wasser.Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Immer weiter und weiter. Und kein Ende in Sicht.
Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com) Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com) Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com) Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Schließlich machen wir auf einem Steinplateau halt. Ich zieh mir trockene Kleidung an und wir machen eine Essenspause. Wir denken, dass wir uns auf dem dritten Pass befinden müssten und jetzt nur noch ins Tal zu laufen brauchen. 

Doch dann entdecke ich an einem Hang unweit von uns einen kleinen schwarzen Punkt. Der Punkt bewegt sich! Das muss der Japaner sein, der gerade in einer Wolke verschwindet! Also geht es doch noch weiter aufwärts. So ein Mist!

Wenig später taucht aus dem Nichts ein Mann mit einem riesigen Rucksack auf gefolgt von einer Frau. Die mysteriöse Erscheinung stellt sich als weiteres Australisches Pärchen heraus, das tatsächlich am Eissee gezeltet hat!

Wir beschließen auf die restlichen Wanderer zu warten und gemeinsam den letzten Anstieg anzugehen.   Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com)Endlich auf dem Col de Prafleuri (2965 m). Ab jetzt geht es nur noch abwärts.
Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com) Walker's Haute Route - Stage 6 (CC awesomatik.com) IMGP5163Als wir endlich an der Hütte ankommen, sitzt unser persönlicher Held, der solo-wandernde, ältere Japaner schon zufrieden auf der Terrasse und nippt an seinem Bier. Wir beglückwünschen ihn zu seiner Leistung und Geschwindigkeit. Aber er schüttelt nur den Kopf. “Me scooter, you jeep”. 

Für die Übernachtung mit Halbpension (aus der Dose) gehen wieder über 50 EUR drauf. Für 2 Min Duschzeit muss man weitere 4 EUR auf den Tisch legen. 


Die Stimmung ist aber gut. Alle sind froh die Etappe gemeistert zu haben. Langsam lernt man sich auch besser kennen.
Als wir nach dem Abendessen gesellig auf der Stube hocken, geht die Tür auf und zwei Blonde Frauen stolpern erschöpft herein. Die Damen werden von uns übrigen Wanderern aufgrund ihrer Haarfarbe nur als die “swedish girls” bezeichnet. 

Sie sind auf der Route vor allem dafür bekannt, zu spät aufzustehen und deswegen gelegentlich das Abendessen zu verpassen. Eine gefährliche Strategie.
Gemeinsam bilden wir einen bunten internationalen Haufen. Die Protagonisten der Walker’s Haute Route 2013.
Huch, schon kurz nach acht. Ab ins Bett! Morgen früh um 5 Uhr wird die siebte Etappe eingeläutet.  



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