Vergesst sie nicht - die Verschleppten

21.12.2016Politik & Gesellschaft

mehriran.de - Verschleppte Bischöfe Mor Gregorius Joanna Ibrahim und Boules Yazigi dürfen nicht vergessen werden.

Vergesst sie nicht - die Verschleppten


mehriran.de - Am 22. April 2013 sind Mor Gregorius Yoanna Ibrahim, Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche und Boulos Yazigi, Erzbischof der griechisch-orthodoxen Kirche von Aleppo verschleppt. Seit jenem Apriltag gibt es von beiden christlichen Würdenträgern kein Lebenszeichen mehr. Die Bischöfe hatten sich damals auf den Weg gemacht, um über die Freilassung eines entführten Priesters zu verhandeln. Dabei gerieten sie in einen Hinterhalt. Ihr Fahrer, ein Diakon, wurde von den Entführern erschossen. Sie selbst wurden verschleppt. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt.

„Die Bischöfe haben sich wiederholt für ein friedliches Miteinander verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen in ihrem Land ausgesprochen. Beide haben immer wieder zu Versöhnung, Vergebung und zum Dialog aufgerufen und versucht, Wege zur Beendigung der Gewalt in Syrien aufzuzeigen“, erklärte Sido. Auf Vorschlag der GfbV hat die Stadt Weimar die beiden Bischöfe mit ihrem Menschenrechtspreis 2014 ausgezeichnet und sie so für ihren Einsatz als Vermittler, Botschafter und Kämpfer für die Menschenrechte in dem anhaltenden Bürgerkrieg geehrt.

"Wir haben bis heute nur Gerüchte, keine offizielle Nachricht", sagt Elias Esber, Erzpriester der rum-orthodoxen Gemeinde. Der Geistliche stammt ebenfalls aus Syrien, lebt seit 1979 in Deutschland und ist derzeit im Namen der orthodoxen Bischofskonferenz zuständig für die Flüchtlinge im Bundesgebiet. Bischof Boulos Yazigi kannte er gut. Dieser repräsentiere eine neue Generation von Bischöfen, sei fromm, bescheiden und könne sich sehr gut artikulieren, sagt Esber.

Auf dem Gebiet der Ökumene seien beide entführten Bischöfe besonders aktiv gewesen. Der einst friedliche Aufstand gegen Syriens Präsident Baschar al-Assad war 2013 zu einem Bürgerkrieg geworden. Es gab erste Berichte, wonach das Regime Giftgas gegen Rebellen einsetzte. Extremistische Fanatiker einer unter dem Kürzel ISIS agierenden Gruppe machten durch besondere Grausamkeit von sich reden. Den selbst ernannten "Islamischen Staat" auf syrischem und irakischem Boden gab es noch nicht.

Die beiden Bischöfe setzte sich unermüdlich für einen dauerhaften Waffenstillstand und Frieden ein. Bei einem Vortrag an der US-Universität Princeton sagte Bischof Ibrahim viereinhalb Monate vor seiner Entführung: "Ich verteidige nur eine Sache, das ist Syrien. Ein Syrien aller Syrer, Muslime und Christen." Aleppo beschrieb er als großes Gefängnis: "Es ist eine tote Stadt."

Christen im Visier radikaler Islamisten

In jener Zeit nahm auch die Zahl der Entführungen in Nordsyrien deutlich zu: Als einer der ersten wurde im November 2012 der US-Journalist James Foley verschleppt, der knapp zwei Jahre später von IS-Dschihadisten enthauptet wurde. Vor allem Christen gerieten verstärkt ins Visier radikaler Islamisten. 

Die christliche Gemeinde in Syrien gehört zu den ältesten der Welt. Auf dem Weg nach Damaskus soll Saulus bekehrt worden sein, der fortan als Apostel Paulus die Lehren Jesu predigte. Vor 100 Jahren war etwa ein Drittel der Menschen in der Region christlichen Glaubens. 2011 - vor Beginn des Konflikts - waren es mit zwei Millionen Christen nur noch acht Prozent der Bevölkerung. Weil sie im Bürgerkrieg zunehmend bedroht wurde, schätzen christliche Verbände, dass die Gemeinde noch einmal um die Hälfte geschrumpft ist. 

Am dritten Jahrestag der Entführung hofften Kirchenvertreter weiterhin auf ein Lebenszeichen der verschollenen Bischöfe. "Was uns alle wundert", sagt Esber, "es gab niemals Forderungen. Nicht nach Geld, nicht nach anderen Dingen. Gar nichts."

Wie deutsche, türkische und internationale Medien berichten, hat die türkische Regierung einen großen Einfluss auf die in Nordsyrien operierenden islamistischen Gruppen. In dieser Region wurden die Bischöfe auch entführt. Deswegen fordert die internationale Menschenrechtsorganisation immer wieder vom türkischen Ministerpräsidenten Davutoglu und vom Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, bei der Aufklärung des Schicksals der beiden Bischöfe zu helfen. Die Regierung in Ankara lehnt jedoch Gespräche in dieser Frage ab und bestreitet jeglichen Einfluss auf die in Syrien operierenden bewaffneten Gruppen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat für den 22. April 2017 eine Mahnwache zum vierten Jahrestag ihrer Verschleppung angekündigt.

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