Verführt zum Staunen, innehalten und zum Genießen – Das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig

Life-Style-Check hat einen neuen Beitrag für Dich! Verführt zum Staunen, innehalten und zum Genießen – Das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig

„Ist das Kunst oder kann das weg?“ – die leicht satirisch angehauchte Frage lässt Rückschlüsse auf das „Problem“ der Kunst zu: Kunst ist subjektiv. Sowohl in sich selbst, als auch in der Betrachtung. Der Besuch eines Museums als Verführung zur Kunst – für viele absolut undenkbar. Eingefleischte Museumsgänger werden hier vielleicht noch ein leichtes Augenzucken verspüren, absolute Neulinge werden kurz überlegen wie das wohl zusammenpasst?!

Herzog Anton Ulrich-Museum HAUM

#HAUM – Lass dich verführen

Sieben Jahre sollte es dauern bis das Herzog Anton Ulrich-Museum seine Türen den Kunstinteressierten dieser Welt wieder öffnet. Das im 19. Jahrhundert erbaute Museumsgebäude ist auch von außen ein hochherrschaftlicher Bau. Er passt zu Braunschweig, aber dazu habe ich euch einen extra Blogpost verfasst: Die Löwenstadt.Ein Besuch in …… Braunschweig!

Natürlich wirkt das Gebäude groß und natürlich vermutete ich eine ganze Menge Kunstwerke im Inneren. Aber die nackten Zahlen haben mich dann doch erstaunt: 4000 m2 Ausstellungsfläche (nur mal kurz zur Veranschaulichung: Das entspricht der Größe eines Fußballfeldes!), 4000 Kunstwerke aus 3000 Jahren Kunstgeschichte. Klingt gut, oder? Die ausgestellten Kunstwerke sind aber nur ein Bruchteil der Sammlung des Herzog Anton Ulrich-Museums, 190.000 Kunstwerke schlummern in den Depots und Werkstätten, um zukünftig präsentiert zu werden. Die Verführung beginnt also schon beim ersten Bissen!

Ich persönlich kann mich kaum als Kunstkennerin bezeichnen, ich verstehe nicht viel von der Welt der Kunst. Ich bin Kunst-„Konsument“, ich möchte berührt und verführt werden, ich möchte staunen. Viel Ansprüche an Kunst. Viel Ansprüche an das HAUM.

Beim ersten Bissen hin und weg

Schon im Erdgeschoss war ich gefangen. Der Raum zur Einführung in die Geschichte des Museums ist eine Rundreise durch das Bevorstehende. Ein interaktiver Tisch ermöglicht es nicht nur dabei, sondern auch mittendrin zu sein. Kunst zum an- und erfassen! Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich derzeit noch die Eröffnungspräsentation „Künstler! Druckgraphische Bildnisse aus sechs Jahrhunderten“.

Herzog Anton Ulrich-Museum HAUM

Der für mich erstaunlichste Bereich war das 1. Obergeschoss. Das Treppenhaus für sich ist schon ein Hingucker, die Verbundenheit der Etagen und die offene Architektur sorgen für ein Wohlfühlambiente. Die Gemäldegalerie ist offen gestaltet und erstaunt schon beim Eintreten. Farbige Wandbespannung, viel Licht und eine offene Gestaltung laden ein zum Verweilen und betrachten. Ich habe mich immer gefragt, warum Menschen in einem Museum auf Stühlen sitzen und Bilder anstarren. Das war für mich ein Mysterium. Aber bisher war ein Museum für mich auch eher ein Ort der Stille. Das HAUM ist nicht still, es ist eher ein Ort der Begegnung. Man kommt zwangsläufig mit den anderen Besuchern ins Gespräch, ich habe mich dabei ertappt, wie ich selbst mich auf eine der Bänke gesetzt habe und die Räume auf mich habe wirken lassen. Das ist also das Geheimnis. Simpel, aber faszinierend. Es geht nicht darum ein Gemälde anzusehen und sich weltbewegende Fragen zu stellen, es geht darum sich zu öffnen und die Kunst auf sich wirken zu lassen. Die Farbgestaltung der Wände, die Atmosphäre in den hellen Räumen – all das macht das HAUM sehenswert, auch für Museumsmuffel.

Was wollte der Künstler uns sagen?

Ein Künstler ist auch immer ein Botschafter. Manchmal in eigener Sache, häufig in Ereignissen seiner Zeit. So gibt es im Herzog Anton Ulrich-Museum einen Raum, in dem nur Selbstporträts der Künstler hängen. Sie reihen sich aneinander und wirken manchmal wie eine Wand voller Augen. Wer nun an Eitelkeit denkt, liegt daneben. Ein Selbstporträt war zu vergangenen Zeit die Visitenkarte des Künstlers. Was kann er? Wie arbeitet er? All das konnte anhand eines Selbstbildnisses erfasst werden.Insgeheim habe ich diesen Bereich den „Raum der tausend Augen“ getauft. Es scheint, als würden alle Augen einen durch den Raum verfolgen. Manche blicken einen direkt an und man fühlt sich einen kleinen Moment lang ertappt.

Herzog Anton Ulrich-Museum HAUM

Natürlich beherbergt das HAUM auch Klassiker. Rembrandts Familienbild, Vermeers Mädchen mit dem Weinglas, Rubens Judith mit dem Haupt des Holofernes oder Castelfrancos Selbstbildnis als David. 315 Werke warten darauf betrachtet zu werden. Viele von Ihnen sind bezaubernd, einige sind rätselhaft aber eines haben alle gemeinsam: Sie präsentieren sich jedem, egal ob mit oder ohne Kunstverstand.

Der Parcours der Jahrhunderte

Im 2. Obergeschoss steht alles unter dem Motto: Skulpturen und angewandte Kunst. Gleich im ersten Raum stand ich vor einer Sammlung von Möbelstücken, die ich überaus faszinierend fand. Ich bin ein Fan von echter Handwerkskunst, von filigran gearbeiteten Stücken mit Charakter. Hier kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie viel Arbeit, Schweiß und Tränen wohl jedes Möbelstück in sich trägt? Konserviert für unsere Augen. Staunet und lernet!  Dieser Ausstellungsbereich ist als Parcours gestaltet, zunächst empfand ich das als etwas bieder, hatte ich doch noch den Eindruck der Gemäldeausstellung im Kopf. Aber der Weg durch die Sammlungen hat Sinn. Die Stücke reihen sich aneinander und erzählen gleichermaßen eine Geschichte. Der Alltag vergangener Zeiten präsentiert sich hier in vollster Pracht. Porzellan, filigran bemalt, Besteck, Emaille und Tuchware. Einflüsse aus dem ostasiatischen Raum, ethnologische Stücke und viele Kleinigkeiten mehr ergeben ein Gesamtbild. Es geht um Leben, die Frage wie man sich präsentiert, seinen Stand zum Vorschein bringt und mit welchem Schmuck man die eigenen Unzulänglichkeiten verbergen kann.

Herzog Anton Ulrich-Museum HAUM

Die Skulpturensammlung enthält Stücke aus der Antike, viel Mythen und Sagen und noch mehr Zeitgeist. Die Reise durch die Zeiten wird jäh unterbrochen, für manchen eine Bruchlandung. Der Raum der jungen Kunst eine harte Landung in der moderne. Hier geht es um Protest, um die Betrachtung eines Künstlers auf die Sammlung des HAUM, um Interpretation und um Ausdruck. Nicht jeder Besucher empfand diese Unterbrechung als „gut“, ich persönlich mochte diesen durchaus harten „cut“. Es erfrischt und es bietet eine weitere Perspektive auf „Kunst“.

Herzog Anton Ulrich-Museum HAUM

Eine kurze Affäre oder ewige Liebe

Hat das Herzog Anton Ulrich-Museum mich verführt? Ja!
Ist es nur eine kurze Affäre? Nein!

Ich werde wiederkommen. Schon allein, weil ich das Gefühl hatte nicht genug Zeit dort verbracht zu haben. Die Sammlung ist groß, sie bietet viele Facetten und genau das ist die Verführung. Ein Bissen und man möchte mehr. Mehr erfassen, mehr entdecken. Ich kann nur empfehlen das Herzog Anton Ulrich-Museum zu besuchen. Lasst euch ein auf ein Museum, was eigentlich so gar nicht den Vorurteilen entsprechen möchte. Lasst euch berühren, seid offen und entdeckt vielleicht sogar ein paar neue Seiten an euch.

Das Herzog Anton Ulrich-Museum findet ihr in der Museumsstr. 1, 38100 Braunschweig. Von Dienstag bis Sonntag von 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr könnt ihr Kunst erleben. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 €, ermäßigt 7 € und für Kinder 2 €. Es gibt die Möglichkeit Führungen zu buchen und natürlich auch Gruppenkarten.

Herzog Anton Ulrich-Museum HAUM

Die Blogger-Gruppe (c) Alex Wieloch, orangediamond.de

Und das schreiben die anderen Blogger über das #Haum:


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