Trainerkreisel

Trainerkreisel

Ich träumte, dass ich träumte. In diesem Traum im Traum wechselten Bundesligavereine ihre Trainer wie andere Menschen ihre Unterwäsche (obwohl ich hiermit nicht behaupten will, dass jeder Mensch seine Unterwäsche wechselt…). Trainer A ging zu Verein 6, von dem Trainer B halt zu Verein 87 gewechselt ist. Währendessen enthebt Verein 0815 Trainer S seines Amtes und setzt stattdessen wieder ein altes Auslaufmodell ein, das bereits zweimal für 0815 trainiert hat. Und wieder anderswo bekommt Trainer M nicht einmal 24 Stunden nach der Entlassung beim Verein 4 einen Posten bei Verein 0. Albtraum!
Dann wache ich auf, bin erleichtert, dass die Fußballwelt doch noch Heil ist. Trainer H, der bereits mehr als zwei Jahrzehnte beim Verein ist und sich wirklich mit der Stadt identifiziert.
Aber wie schon gesagt: Traum im Traum, also wachte ich ein zweites Mal auf. Und der Albtraum ist Wirklichkeit!

Dass sich Fußballspieler allerorts nicht sehr an Verträge klammern, ist mittlerweile ertragbar. Dann schimpft der gemeine Fan ihn halt Söldner und pfeift ihn bei der Rückkehr mit seinem neuen Verein aus.
Aber wenn Trainer – und deren Position ist in meinen Augen wichtiger als irgendein Knipser im Sturm – sich nun auch so verhalten, dann muss man die Frage nach einem Transferfenster für Trainer stellen.

Aktuelles Beispiel Felix Magath. Ein exzellenter Trainer, Meister und Doublesieger. Hat aus einem 08/15-Verein wie Wolfsburg innerhalb von zwei Jahren einen deutschen Meister gezimmert. Ohne ihn zementierte sich der Verein trotz Spieler gehobener Klasse wie Diego oder Grafite wieder im Abstiegskeller fest.
Nun hat Felix Magath im ersten Jahr Schalke 04 einen guten Job gemacht. Platz 2, schöner Fußball. Und auch im zweiten Jahr war es „relativ“ erfolgreich: Pokalfinale und Viertelfinale der Champions League (Rangnick führt sie wahrscheinlich nach dem 5:2 in Mailand jetzt auch noch ins Halbfinale). Da bleibt die anfängliche Abstiegsgefahr doch nebensächlich, denn Hungerjahre hat doch jeder Verein bereits erlebt.
By the way: Als Alemannia-Aachen-Fan möchte ich deren Probleme mal haben! Wir können gerne tauschen, wenn euch Schalker, Bremer, Stuttgarter und Wolfsburger der Abstiegskampf in Liga 1 überfordert!!!
Zurück zu Magath: Mit Sicherheithat er in Jahr 2 bei Schalke ein paar Fehler gemacht. So sollte man das Credo der grandiosen Vorsaison nicht einfach verschachern. Sicherlich haben Spieler wie Uchida, Metzelder oder Höwedes Potenzial für ein knackiges Abwehrbollwerk, aber eine funktionierende Maschinerie sollte man nicht einfach komplett ersetzen. So sind die Hängepartien vor allem in der Hinrunde nicht gerade wunderlich.
Irgendwann wurde es den Knappen scheinbar zu bunt und schmeißen Magath kurzerhand raus. Und Rangnick kehrt wieder, der erst kürzlich bei Hoffenheim gegangen worden ist. Ein Trainer, er bereits bei Schalke 04 gegangen worden ist. Stillstand wäre ja auch so schlimm…
Fragwürdig find ich persönlich allerdings die Einstellung Magaths beim VfL Wolfsburg. Am 16.März Entlassung (siehe u.a. Die Zeit), am 17. März bereits Vertrag beim VfL (siehe u.a. Hamburger Abendblatt) – entweder die Dankbarkeit der Wolfsburger ob der Meisterschaft 2009 so gewaltig, dass sie ihm eine Art Blanko-Vertrag ohne Verhandlungen unterbreitet haben (und hier sollte man über die Kompetenz des Wolfsburg-Vorstandes diskutieren), oder es wurde bereits vor der Entlassung verhandelt. Und dies wäre aus ethischer Sicht ebenso fragwürdig.

Rangnick kehrt zurück zu Schalke, Magath zu Wolfsburg. Aber es finden sich noch zwei Rückkehrer.
Da wäre zum einen Daum. Okay, Daum war vorher nicht bei der Eintracht, aber freut euch: die Schniefnase ist zurück. Wieder bekommen alle Komödianten die Gelegenheit ihre ollen Schnee- und Koks-Witze zum Besten zu geben. Auch ich muss mich dem Trand fügen, also:

Bei Eintracht Frankfurt gibt es demnächst in der Halbzeitpause keine Energydrinks mehr, sondern Kuchenstückchen mit Puderzucker…

Entschuldigt, das musste ich einfach jetzt durchziehen.
Der andere Rückkehrer passt schon mehr in die Rangnick-Magath-Katagorie. Zwar kämpft er aktuell noch mit Leverkusen um die Vizemeisterschaft, aber Heynckes kehrt in der Sommerpause für sein drittes Engagement zum FC Bayern zurück. War der Typ nicht ursprünglich in Rente?

Womit ich jetzt zu meinem zweiten Trainerthema komme: Louis van Gaal. Erst Feierbiest, dann trauriger Diktator, dann Sündenbock und Übergangstrainer, jetzt plötzlich doch entlassen.
Van Gaal ist ein guter Trainer. Mir gefällt seine Ballbesitzphilosophie zwar nicht, aber der Erfolg gibt ihm recht. Einzig sein Deutsch ist wirklich grauenhaft – und ich hab schon sehr viele Niederländer Deutsch sprechen hören. Bei keinem gab es bisher eine solche Wortvergewaltigung…
Der FC Bayern München ist über Jahrzehnte die Maß Bier aller Dinge gewesen, sowohl sportlich, als auch auf Vorstandsebene. Aber in der Causa Van Gaal machen sie nahezu alles falsch, was man falsch machen kann. Dabei dachte ich wirklich, Klinsmann war damals lediglich ein Ausrutscher.

Wenn ich im Obstkorb einen verschimmelten Apfel sehe, schmeiße ich ihn weg. Lasse ich ihn solange drin, bis ich mir einen neuen Apfel gekauft habe, kann der Schimmel auch auf Banane und Birne überspringen.
Der FC Bayern, allen voran Rothaupt Hoeness, kritisierte Van Gaal in nahezu allen Belangen. Die Trennung ist folgerichtig, wenn Trainerm Mannschaft und Vorstand nicht miteinander auskommen können. So wurde Anfang März seine Entlassung bekanntgegeben – zum Saisonende (siehe u.a. Focus). Eine halbgare Lösung, die schon an eine Angsthasentaktik erinnert. Wer wirklich mit seiner sportlichen Leitung unzufrieden ist, entlässt ihn sofort, damit er nicht „noch mehr Schaden“ anrichten kann. Stattdessen besetzt er aufgrund von fehlenden Alternativen die Trainerbank. Mhm, alternativlos – war da letztes Jahr nicht was?
Das Wort „Alternativlos“ scheint abzufärben oder zumindest ein Symptom einer speziellen neurologischen Krankheit zu sein. Warum sonst macht nun der FC Bayern alles nach, was die Regierung verzapft? Die Regierung ist urplötzlich so grün, grüner geht es nicht mehr. Atomkraft ist plötzlich ganz böse, dabei hat man nur wenige Monate zuvor den Pakt mit den Bösen verlängert.
So auch der FC: Ganz plötzlich, nach einem 1:1 in Nürnberg und sonst drei siegreichen Spielen mit 9:1 Tordfiferenz in Folge, ist der Trainer ja doch viel zu böse. Das Restrisiko zu groß, Platz 3 zu verfehlen. Eine Saison ohne Champions League ist auch soo schlimm, vor allem wenn Robben seine Drohung war macht nicht Europa League spielen zu wollen. Die Probleme hätte ich als Fan gerne! (Ich wiederhole mich, oder?)

Vielleicht leben wir alle in der heutigen Zeit in einer Traumrealität. Warum anders sollte etlang all diesen Chaos im Bundesligageschäft zwei feste Trainer-Säulen existieren, die sich wahrscheinlich nie ändern:
Thomas Schaaf sitzt noch immer fest im Sattel, obwohl der Abstieg droht. Werder Bremen scheint ein Relikt aus fast vergessenen Zeiten zu sein.
Und Lothar Matthäus wird nie einen Job in der Bundesliga bekommen.
Erst wenn diese Säulen einstürzen, wachen wir aus unseren Träumereien auf und akzeptieren auch bei den Trainern ein apokalyptisches Chaos.

Trainerkarussell auf die Spitze getrieben: Ich habe anlässlich dieses Artikels mir mal Gedanken gemacht, welche Trainer denn nächste Saison die Idealsten wären für alle 18 Vereine der Bundesliga. Lest euch auch das durch, aber vorsicht: Ernst sucht ihr hier vergebens;-)

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