Tiere essen oder leben wie die Bishnoi?

Auf ARTE sah ich kürzlich eine Doku über die kleine Gemeinschaft der Bishnoi, die nach fünfhundert Jahre alten 29 Regeln eines Guru lebt und nicht nur auf das Essen von Tieren verzichtet, sondern diese auch unter Einsatz des eigenen Lebens schützt. Ihre Naturverbundenheit dehnt sich sogar auf Planzen aus, das Fällen und Beschneiden von Bäumen ist untersagt und es sollen nur Kleiderfarben getragen werden, für deren Herstellung weder Tiere noch Pflanzen dran glauben müssen (von den genannten Regeln würde allerdings die gegen den Opium-Genuss vernachlässigt ...).                                      
Zu dieser Zeit las ich auch Jonathan Safran Foers "Eating Animals" (New York 2009, dt. "Tiere essen"), dessen Absicht es nach eigenem Bekunden keinesfalls war, die Leser zu Vegetariern zu bekehren, sondern investigativ unsere Massentierhaltung zu erforschen. Als jemand, der noch auf einem herkömmlichen Bauernhof groß wurde, wo die Hühner Auslauf hatten und die Bewirtschaftung der Felder ein ebenso großes Gewicht wie die Tierhaltung, kann ich der vehementen Kritik an der fabrikmäßigen Art, Tiere verwertbar zu machen, meist zustimmen. An dem Buch haben mich jedoch mehrere Argumente befremdet, so dass ich zum Schluss kam, dass der Autor letztlich doch den Leser manipulieren wollte, wofür auch sprechen kann, dass er inzwischen selbst Vegetarier ist (es könnte freilich bedeuten, dass er das Opfer seiner eigenen Analyse wurde).   Am Anfang nämlich steht ein Zitat seiner Großmutter, das sich auf die jüdische Regel bezieht, kein Schweinefleisch zu essen. Bei einer Situation, wo es um Leben und Tod geht, wird in dieser Geschichte von der Oma geschlossen, dass nichts mehr Bedeutung hätte, wenn man bei einer solchen Frage klein beigeben würde. Diese dogmatische Einstellung kann schon an sich befremden. Leider beschließt Foer sein Buch dann noch damit, zu diesem Dogma zurückzukehren und es auch auf unseren Konsum von Tieren insgesamt anzuwenden. In der Zwischenzeit hat er seltsame Zahlenspiele aufgemacht, etwa dass 30 % der Schlachttiere einen langsamen Tod stürben (man frage sich hier, wie das aussähe, wenn sie auf natürliche Weise stürben). Er hat natürlich auf Antibiotika-Resistenzen verwiesen, aber nicht erwähnt, was eine Hauptursache einer solchen bei Menschen ist, nämlich die wahllose Verfügbarkeit von Antibiotika in vielen Ländern dieser Welt: In Südostasien z.B. werden zwar nicht nur von Apotheken, sondern auch von Privatkliniken und NGOs häufig immer die gleichen Medikamente für jeden Infekt verteilt, nämlich Amoxicillin und Paracetamol, aber man bekommt auch die meisten anderen rezeptfrei. Dort verdirbt man sich auch die Verdauung gerne mal mit nicht richtig gesäubertem Gemüse, während Infektionen durch Fleisch, vor denen Foer einen Horror entwickelt, seltener sind.    Am Übelsten finde ich jedoch die Stelle, wo Foer das intelligente Schwein gegen den Eisbären ausspielt - nicht nur übersieht er, dass der Eisbär als gefährdet gilt, die Argumentation mit der Auffassungsfähigkeit (und letztlich Dressierbarkeit) eines Tieres erinnert peinlich an die rassisch motivierte Intelligenzforschung im Dritten Reich. Diese Parallele, zusammen mit dem religiösen Dogma des Judentums, das ihnen den Verzehr von Schweinefleisch (nicht aber Eisbärenfleisch) untersagt, lässt für mich den schalen Nachgeschmack eines letztlich religiös-rassistischen Pamphlets zurück, in dem ein Tier gegen ein anderes ausgespielt wird, damit auch der Glaube der Großmutter noch rechtfertigt ist. Es macht einen Unterschied, ob man, wie die Bishnoi, ein lebendes Tier vor Wilderern unter Einsatz des eigenen Lebens schützt oder sich aus Sturheit weigert, ein schon totes Schwein zu essen, weil einem der eigene Stolz wichtiger ist als das eigene Überleben.

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