The Witness

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The Witness

9Puzzler

Schon sieben Jahre ist es her, dass Jonathan Blow mit seinem Indieklassiker Braid für Entwickler allerorts ein neues Zeitalter eingeläutet hat. Nicht viel hat man in der Zwischenzeit von ihm gehört, doch die lange Zeit wurde genutzt um am nächsten Klassiker zu arbeiten: The Witness. Grundsätzlich ist es ja ohnehin längst überfällig, dass man mal wieder – frei nach dem Puzzle-Klassiker Myst – auf einer virtuellen Insel urlauben kann. Der Spieler wird in The Witness kurzerhand auf eben einer solchen Insel ausgesetzt und kann sich nun nach eigenem Ermessen durch hunderte von Puzzle-Aufgaben arbeiten. Im Vorfeld gab es ja viel Wirbel darum, ob eine solch simpler Spielablauf tatsächlich den für Indie-Verhältnisse saftigen Preis von 40 Euro wert sein kann.

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Die immer gleiche Formel: Der Spieler zieht Linien – mal durch Labyrinth-artige Kästchen, mal mit seinem Fußweg, mal auf anderem Wege (Spoiler?!). So lernt man Schritt für Schritt ein Alphabet aus Interaktionen, mit dem man versucht, die Sprache des Entwicklers zu sprechen und sich in der abstrakten Welt zurecht zu finden. Kaum macht alles Sinn, werden Regeln aber auch wieder erbarmungslos gebrochen und es gilt die Aufgabe aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Wie lange der Entwickler Blow dieses konstante Zwischenspiel aus Scheitern und Lernen aufrecht erhält ist dabei wahrlich erstaunlich. Dutzende Sonderregeln warten auf ihre Entdeckung und so, wie sich das für ein zeitgemäßen Puzzler gehört, treibt es das Spiel mit seinen Wendungen bis in die Metaebene der wahrgenommenen Eindrücke, sodass selbst nach dutzenden Stunden überraschende Wendungen für Abwechslung sorgen.

Der volle Umfang des Titels erschließt sich dabei erst wenn man bereits knöcheltief im Puzzle-Sumpf von The Witness drinsteckt und man nicht nur zum zufriedenen Gläubiger, sondern vermutlich auch zum argwöhnischen Verschwörungstheoretiker transformiert wird. Die Umgebungen selbst schaffen mit einer pastellartigen Farbpracht eine unverwechselbare Atmosphäre und lassen den Spieler angesichts der prachtvollen sowie weitläufigen Aussichten nicht daran zweifeln, dass die Entwickler bis zum Schluss an liebevollen Details gearbeitet haben.

Einzig und allein die Tatsache, dass es keinerlei musikalische Untermalung gibt, enttäuscht doch ein wenig. Wer allerdings erst einmal versteht, warum man in dieser visuell ansprechenden Welt in jeder Ecke doch sehr viel mehr Zeit verbringt, als es ein Spoiler-freies Review verraten darf, der drückt bei diesem Mangel gerne ein Auge zu. Zwar sind die pseudo-philosophischen Ergüsse in The Witness genauso befremdlich wie schon in Braid, aber abgesehen davon ist der Titel ein Meisterwerk interaktiver Unterhaltung. Hat man erstmal den vollen Umfang der Spielewelt durchforstet, bleibt einem nichts anderes übrig, als den Entwicklern tiefsten Respekt zu zollen.

Plattform: PC (Version getestet), PS4, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 3, Release: 26.01.2016, the-witness.net


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Autor

Florian Kraner

Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.


 
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