The Sandworm empfiehlt – Robin Hood (Ridley Scott)

The Sandworm empfiehlt – Robin Hood (Ridley Scott)

Wer sich wundert, warum ich gerade einen sog. Blockbuster auf meine Empfehlungsliste nehme, so gestehe ich, dass der Grund dafür hauptsächlich in einer gewissen Trotzigkeit meinerseits liegt. Außerdem trifft es sich hervorragend, endlich wieder einmal etwas zum Thema Film zu publizieren und darüber hinaus ein paar Worte über die Unarten der heimischen Kritikerszene zu verlieren.

Somit gleich in medias res. Ich hatte in den vergangenen Tagen einige äußerst negative Kritiken über  Scotts „Robin Hood“ gelesen und mich bereits bei der Lektüre über den Tonfall und die teilweise kindische Empörung über die mangelnde Qualität des Films geärgert. Mir zumindest war bereits bei den diversen Vorschauclips klar gewesen, dass es sich bei diesem Film um einen eindeutigen Proponenten des hollywood’schen Megastudio-Unterhaltungskinos handeln würde, meine Intention sich den Film anzusehen lag also einerseits darin begründet, dass ich mir, auch wenn ich cineastische Meisterwerke über die Maßen zu schätzen weiß, auch hin und wieder gern den einen oder anderen „Schinken“ ansehe, andererseits gebe ich zu, dass ich diese Art von Film gerne in eine Spezialkategorie des sogenannten „Chick-Flick“ (sog. Frauenfilme) einordne, nämlich jene, in der man charismatische, bisweilen gut aussehende Männer, mit einer Überdosis an Testosteron ausgestattet, hemmungslos anschmachten kann. Mea Culpa.

Ich begab ich mich also gestern mit einer Freundin in besagten Film und was ich vorfand war nichts anderes als bestes Unterhaltungskino, an dem ich nicht das Geringste auszusetzen fand. Action, technisch gut umgesetzte Schlachtszenen, eine Portion Romantik, bekannte Schauspieler usw. usf.

Was also ist das Problem der sogenannten „Qualitätspresse“? Zum einen muss ich feststellen, dass ich es äußerst naiv finde, sich bei einem Film wie Robin Hood irgendetwas anderes zu erwarten als Unterhaltungskino. Wer sich, insbesondere mit dem Prädikat „Filmkritiker“ ausgerüstet, ins Lichtspielhaus begibt und hernach enttäuscht ist, dass es eine einigermaßen platte Geschichte zu sehen gab, dass dies und jenes lächerlich oder schwach war, den kann ich als Filmexperten nicht wirklich ernst nehmen.

Robin Hood ist kein Lehrbeispiel für gelungenes Autorenkino, kein Experimental- oder Indiefilm, auch kein historisches Drama oder gar filmische Avantgarde. Robin Hood ist Mainstream, ein klassischer Blockbuster, eine Hollywood Großproduktion, die sich altbekannter Filmsprache bedient, selbst wenn sie mit modernerster Technik arbeitet.

Wer darüber hinaus das Werk von Ridley Scott kennt, der hätte sich ebenfalls im Klaren darüber sein müssen, dass ihn Unterhaltungskino erwartet. Ausgenommen von „Blade Runner“ – meines Erachtens nach der einzige wirkliche Qualitätsfilm von Scott – waren Thelma & Louise ebenso wie Gladiator und andere Filme aus seiner Hand nichts anderes als perfekt produziertes Mainstreamkino. Nichts mehr und nichts weniger. Etwas anderes habe ich mir bei Robin Hood nicht erwartet und war deshalb auch keineswegs enttäuscht.

Im Gegenteil. Seit man Filme macht, wird die Geschichte von Robin Hood in der einen oder anderen Variante verfilmt, die Tatsache, dass es sich bei der Figur um keine historische, sondern um den Protagonisten einer mittelalterlichen englischen Legende handelt, limitiert darüber hinaus den filmischen Betrachtungswinkel. So findet sich also die Vielzahl der Robin Hood Verfilmungen größtenteils im Genre Kostümschinken, in mehr oder weniger ernsthafter Ausprägung wieder. Egal, ob es sich um die Strumpfhosen-Variante „The Adventures of Robin Hood“ (1938) von Michael Curtiz mit Errol Flynn  handelt, oder um den Schmachtfetzen „Prince of Thieves“ mit Kevin Kostner (1991) (den ich darüber hinaus auch für einen sehr guten Unterhaltungsfilm halte, speziell wegen der großartigen Darstellung des Sheriffs von Nottingham durch Alan Rickman), ob man Mel Brooks Blödelversion „Men in Tights“ (1993) hernimmt, oder die romantische Schnulze „Robin und Marian“ (1976) mit Sean Connery und Audrey Hepburn in den Hauptrollen. Man kann sich bei all diesen Varianten hauptsächlich gut unterhalten und zwar dann, wenn man das Genre generell mag.

Das war letztlich auch bei Ridley Scotts Version der Fall. Der Film wies den klassischen Plot eines Unterhaltungsfilms auf, mit den einen oder anderen Stereotypisierungen und Plattheiten, er hatte alles was man sich vom Genre erwarten konnte und durfte. Und wenn sich nun wer beschwert, die Franzosen wären als „brutale und niederträchtige Eroberer“ (Der Standard) verrissen worden, dann muss ich entgegnen „Mon Dieu!“, genau dieselbe Skizzierung erfuhren im Film auch die Engländer, bloß mit dem kleinen Unterschied, dass sich auf ihrer Seite die Protagonisten, also die Sympathieträger, befanden. Wer schließlich der Meinung ist „substanzloser Pomp und selbstbewusste Zeitgenossenschaft sind ein schlechter Ersatz für erzählerische Aufrichtigkeit“ (Die Presse), dem kann ich auch nicht mehr helfen.

Außer folgende gut gemeinte Ratschläge zu erteilen: sich erstens Unterhaltungsfilme nicht in Erwartung auf qualitativ hochwertiges Autorenkino anzusehen bwz. sich derlei Filme, wenn der eigene Anspruch gar so hoch ist, gar nicht anzusehen und insgesamt gesehen, sich einfach ein wenig zu entspannen, oder wie die Amis gerne sagen: Lighten up!

Diesbezüglich möchte ich den heutigen Eintrag mit einem Klassiker schließen, der mir mittendrin im gestrigen Kinoabend wieder eingefallen ist. Es handelt sich um eine Szene aus „Monty Python and the Holy Grail“ (Ritter der Kokosnuss), in der sich ärmliche Bauern Gedanken über Macht und Herrschaft machen:  „I didn’t know we had a king, I thought we were an autonomous collective“.

The Sandworm empfiehlt – Robin Hood (Ridley Scott)

Susanne, 16. Mai 2010



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