The Revenant – Der Rückkehrer

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The Revenant – Der Rückkehrer

10Drama

Das Wort „Meisterwerk“ wird heutzutage inflationär benutzt, weshalb es oft keine wirkliche Bedeutung mehr hat, wenn es dann mal tatsächlich angebracht ist. Im Falle von The Revenant – Der Rückkehrer trifft es jedoch vorbehaltlos zu, trotz kleinerer Schwächen, denn ein perfektes Werk gibt es wiederum auch nicht.

Alejandro González Iñárritu erzählt in seinem neuen Film die, auf wahren Begebenheiten beruhende, aber für den dramaturgischen Zweck der Handlung leicht abgeänderte Geschichte von Hugh Glass (Leonardo DiCaprio), der nach einem Bärenangriff während einer schiefgegangenen Pelzhandel-Expedition im Jahre 1820 von seinen Gefährten, allen voran dem gierigen und feigen Fitzgerald (Tom Hardy) zum Sterben in der Wildnis Amerikas zurückgelassen wird. Aber Hugh Glass ist aus einem Holz geschnitzt, der sich allen Widrigkeiten stellt und sich durch ein raues, unnachgiebiges Land kämpft um sich an Fitzgerald und Bridger (Will Poulter) zu rächen.

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Iñárritu, der schon letztes Jahr mit Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) eine grandiose Tragödie abgeliefert hat und einmal mehr sein Können als Regisseur und Geschichtenerzähler unter Beweis gestellt hat, legt nun mit The Revenant – Der Rückkehrer sein bisheriges Opus Magnum vor. Ein episches Drama von ungeahnter Wucht, das einem von der ersten Sekunde an bei der Kehle packt und nicht mehr loslässt und ein Paradebeispiel nicht nur im Bereich Dramaturgie sondern auch in den Kategorien Regie, Kamera und Schauspiel darstellt. Es handelt sich hierbei im wahrsten Sinne des Wortes um eine Geschichte – oder vielmehr die Art und Weise wie sie erzählt wird –, die im reinsten Maße filmisch ist und mit dieser Intensität der Erzählung in keinem anderen Medium möglich gewesen wäre. Anders ja, aber nicht mit der gleichen Wirkung.

Neben Iñárritu Beitrag als Regisseur und Ko-Drehbuchautor (gemeinsam mit Mark L. Smith) ist die eindrucksvolle Bildsprache aber im gleichen Maße der (wieder einmal) beeindruckenden Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki geschuldet. Der Verzicht auf künstliches Licht und das Beharren an natürlichen Schauplätzen zu drehen, macht sich deutlich im Film bemerkbar, wenngleich sich auch ein wenig die Frage stellt, wie viel Sinn das macht, wenn man einerseits die Geschichte der Drehbedingungen nicht kennt und andererseits das Bild digital nachbearbeitet und Farbkorrekturen vorgenommen wurden. Dieser Kontrast zwischen Realität und nachträglicher Verfälschung ist für penible Gemüter womöglich störend, für die Spannung der Geschichte jedoch unerheblich und in keiner Weise trübend.

Etwas betrübend ist jedoch die überraschend enttäuschende Leistung von Tom Hardy als Fitzgerald. Während er eine potenziell interessante und spannende Figur verkörpert und er eigentlich ein Schauspieler ist, der bisher noch einer jeden Rolle eine Großteils gelungene Performance abringen konnte, scheint er hier an seine Grenzen zu stoßen. Dabei ist es nicht Drehbuchschwächen oder mangelnder Regie geschuldet, dass Hardy einfach deplatziert wirkt. Im Vergleich zur restlichen Besetzung (und ja, dies schließt auch DiCaprio mit ein) sticht er als ein unnatürlicher und gekünstelter Charakter hervor, den sich seine porträtierte Figur nicht verdient hat. Hier muss man leider zu dem Schluss kommen, dass Hardy schlichtweg Fehlbesetzt war und, wer hätte das im Vorfeld gedacht, von DiCaprio gnadenlos an die Wand gespielt wird, der hier wohl eine seiner besten schauspielerischen Leistungen seiner gesamten Karriere abliefert. Aber nicht weiter tragisch, ein Kaliber wie Tom Hardy kann es verkraften (wer daran zweifelt, darf sich Legend nicht entgehen lassen).

The Revenant – Der Rückkehrer hat durchaus seine kleinen Mängel, neben der erwähnt enttäuschenden Performance von Tom Hardy, kann man auch die schwachen Spezialeffekte und das etwas in die Länge gezogene Finale ins Feld führen. Trotzdem tut diesen minimalen Störfaktoren, über die man in diesem Fall leicht und gerne hinwegsehen kann, dem Gesamtwerk keinen Abbruch. Dies liegt ganz besonders an der eindringlichen (und eindringlich erzählten) Geschichte und der profunden Thematik des Films, die einem noch lange Zeit beschäftigen wird. Nichts wird beschönigt, nichts wird verurteilt, was sich vor den Augen des Publikums auf der Leinwand entfaltet, ist schlichtweg Tatsache des Films und das Drama menschlicher Gier, Zerstörungswut, Rache, Überlebenswillen und Liebe, kurz gesagt das Schicksal der Menschheit komprimiert und verdichtet auf Handlung und Figuren in The Revenant – Der Rückkehrer. Kurz gesagt, eben ein Film, der sich das Prädikat „Meisterwerk“ redlich verdient hat.

Regie: Alejandro González Iñárritu, Drehbuch: Mark L. Smith, Alejandro González Iñárritu, Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson, Will Poulter, Filmlänge: 156 Minuten, Kinostart: 06.01.2016, www.therevenant-derfilm.at


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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 
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