The Dø (Karlstorbahnhof Heidelberg)

Was vom Namen her knapp und ungraziös klingt, entpuppt sich beim Hören als musikalisches Überraschungs-Ei: “The Dø”. Seine doch sehr eigentümliche Mischung aus Indie-Rock, Folk, Electro und weiteren Zutaten tituliert das finnisch-französische Duo bestehend aus Olivia Merilahti und Dan Levy kurzerhand als “Freakpop”. Mit viel Bass und Bambule ließen die Beiden bei ihrem Auftritt in Heidelberg keine Fragen mehr offen.

The Dø (Karlstorbahnhof Heidelberg)

Eröffnet wurde der Abend im Karlstorbahnhof von Cargo City aus Frankfurt. Für den Soundtrack des KinofilmsVincent will meer durfte die fünfköpfige Band um Frontmann Simon Konrad 2010 gleich mehrere Songs beisteuern. Nach einer halben Stunde rockiger Gitarren und Indie-Pop mit britischem Einschlag verlangte das Heidelberger Publikum zwar nicht nach mehr, doch hatte das Quintett die fast ausverkaufte Hütte anständig auf Betriebsklima gebracht.

Die Spannung stieg, als The Dø nach der Umbaupause die mit allerlei obskurer Musikgerätschaft dekorierte Bühne betraten. Neben dem Vibrafon sorgte vor allem die abenteuerliche Konstruktion der “Küchenwerkzeug”-Perkussion mit aufgehängten Pfannen und Töpfen für Aufsehen. Da eine durchweg groteske Performance einem sonderbaren Start gebührt, schien es fast wie ausgemacht, dass die Technik Frontfrau Olivia Merilahti einen üblen Streich spielte und die gesamte vierköpfige Band den Opener wegen einem Mikrofonausfall abbrechen musste und sichtlich irritiert wieder hinter dem Bühnenvorhang verschwand. 15 Minuten Ratlosigkeit später war der Sound wieder da, die Band auch. Endlich konnte es losgehen.

Mit dem roten BH, der unter dem durchlässigen Netz-Top hervorblitzte, und dem gelben Rock, erinnerte die 30-jährige Merilahti zumindest farblich an eine laszive Hipster-Ausgabe von Schneewittchen. Wie eine unschuldige Lolita setzte sie in die Stücke zunächst stets mit zerbrechlicher und kristallklarer Stimme ein, ehe der Gesang von donnerschlagartigen Bässen untermalt und schließlich in einem heftigen E-Gitarren-Gewitter durchgetwistet wurde. Abwechselnd an Saxophon, Gitarre oder Keyboard mimte der 38-jährige Multiinstrumentalist Dan Levy dazu in exzentrischer Manier den Klaus Kinski. Freakpop at its best! Nur die zweiköpfige Rhythmusgruppe hielt sich etwas bedeckt im Hintergrund. In Frankreich sind The Dø längst kein Geheimtipp mehr, mit ihremDebütalbum A Mouthful (2008) landeten das dynamische Duo dort an der Spitze der Charts. Both Ways Open Jaws (2011) heißt das aktuelle Album.

The Dø (Karlstorbahnhof Heidelberg)

Im fast ausverkauften Karlstorbahnhof hatten sich überwiegend junge Frauen eingefunden, um dem künstlerisch wertvollen Spektakel mit Impro-Charakter beizuwohnen. Nach Dust It Off, Leo Leo, der ausgedehnten Version von The Calendarund musikalischen Exkursen, die entfernt an Einflüsse von Trio und Kraftwerk erinnerten, spielte das französisch-finnische Projekt mit On my shoulders ihren wahrscheinlich bekanntesten Titel. Aufgrund dieses eingängigen aber dennoch Anti-Folk akzentuierten Stückes werden The Dø häufig mit den frühen Cardigans verglichen. Doch auch wenn die hübsche Finnin Olivia Merilahti mit ihrem extrovertiert-experimentellen Auftreten stark an Björk erinnert, bleibt sie im Grunde ein unvergleichliches Unikat. Einmal mehr stellte sie das mit der grotesk-genialen Zugaben-Darbietung Slippery Slope klar, indem sie die offensichtliche Live-Herausforderung durch die repititiven Zungenbrecher-Lyrics der Nummer gefühlt einfach mal doppelt so schnell runterratterte und gleichzeitig dabei noch das Publikum wie eine Dampfmaschine mit ihrer brillianten Stimme antrieb. Nach knapp anderthalb – extrem unterhaltsamer und kurzweiliger – Stunden Mash-ups fast aller Genres und einer abstrakten Show verabschiedeten sich die sympathischen The Dø. Seinen markanten Hut hatte der Franzose Levy bis dato längst im Eifer des Gefechts verloren. Aber recht so: Hut ab!



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