The Best Music You’ve Never Heard – “Eins Zwo”: In Your Face, Goethe!

Früher war alles besser! Neo-Nazis haben nicht friedlich demonstriert, eine Finanzkrise herrschte hauptsächlich nur in Otto-Normals Brieftasche, Snowdo(e)n war als höchster Berg Wales´ bekannt und es gab Eins Zwo! 

(Ein Beitrag von Gastautor Freddy)

Eins Zwo sind Dendemann und DJ Rabauke. Zwei kreative Herumtreiber aus der international bekannten Stadt Hamburg. Hip Hop war ihre Leidenschaft, Genialität ihr tägliches Konterbier und konsequente Lässigkeit ihr Statussymbol.

Der Hamburger, sowie der deutsche Hip Hop, wurde in meinem Früher stark von der Mongo Clikke, in deren Dunstkreis herausragende Sprachakrobaten und Vinylspinningfreaks wie Dynamite Deluxe, Absolute Beginner und D-Flame herum geisterten, beeinflusst, aber auch außerhalb der Clikke durch 5 Sterne Deluxe, Fettes Brot, Deichkind und eben Eins Zwo wurde die Szene geprägt. Allesamt sind mittlerweile, mehr oder weniger, so kultig wie die Bohnenpfanne mit Weizenbrot aus den Spencer/Hill-Western.

In jedem Kollektiv gibt es in der Regel immer einen Primus, der die anderen immer noch gut aussehen lässt, aber unbewusst die dicksten Eier am Start hat und dieser heißt in dem Fall Eins Zwo. Wie schon gesagt, zwei Halunken, die ohne großes Kalkül im Jahr 1999 einen Haufen in die deutschsprachige Musiklandschaft gesetzt haben, dessen Geruch für den Kenner heute noch Channel Nr. 5 ist. Gefährliches Halbwissen heißt die LP, die zwangsläufig nach der ersten EP Sport, erschienen ist. Rabauke und Dende machen eins auf der Platte klar: Es geht uns gut, es geht uns sehr, sehr gut!

Vollkommen unbeschwert beaten und rappen die beiden Schwerenöter los und haben hörbaren Spaß dabei. Schmücken ihre Tracks mit massiven Support aus der gesamtdeutschen Rapcommunity und sind sich nicht zu schade, ihre eigenes Schlafittchen durch den Ananassaft zu ziehen. Die Beats sind tight wie ein Nadelöhr, die Rhymes massakrieren sämtliche Synapsen auf das Derbste und Dendemanns Stimme bohrt sich durch jeden Herzschrittmacher!

Die Singles konnten Achtungserfolge in den deutschen Charts verbuchen. In den Albumcharts begrüßte das Gefährliche(s) Halbwissen die Top Ten mit einem kräftigen MoinMoin. Hamburgstyle versteht sich! Das zweite Album, das den schlichten Titel Zwei trägt, konnte leider und unverständlicherweise nicht an den Erfolg anknüpfen oder sogar toppen.

Lag vielleicht an der fehlenden Publicity oder dass Deutschland langsam anfing zu verblöden… ein auf ewig, ungeklärtes Rätsel. Denn die Qualität schlug FlickFlacks am laufenden Tretband. Gaststars, eine hammerharte Single, mit feinem Tribut an den Discjockey, hübsches Cover etc. Alles, was man zum endgültigen Durchbruch braucht, war vorhanden, aber der Pöbel hat es einfach nicht begriffen, Pech gehabt und so lösten sich Eins Zwo nach mehreren Jahren voller Touren, Features, TV Auftritten und dem ganzen Kram, im Jahr 2003 auf.
Das hatte die Folge, dass auch ihre Einmaligkeit langsam in Vergessenheit geraten ist und durch Pseudo-Gangsterrap abgelöst wurde und die deutsche Sprache einmal mehr ins Lächerliche zog.

Abschließend kann man sagen: Eins Zwo sind das Seinfeld der deutschen Musikszene, nur ohne großartigen kommerziellen Erfolg. Sie haben die Unwichtigkeiten des Alltags genommen, diese, weit über dem bis dahin bekannten Standart, verreimt, versampled und verbeatet und haben sich unsterblich für diejenigen gemacht, denen bewusst ist, dass die deutsche Sprache auch schön sein kann. In your face, Goethe!

Editor’s Note: In der Reihe “The Best Music You’ve Never Heard” werden, wie der Name schon sagt, Bands vorgestellt, die trotz ihrer Qualitäten in der musikalischen Landschaft eher unbeachtet blieben. Es werden noch viele andere interessante Bands behandelt, also stay tuned! 



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