Susan Hawthorne – Bibliodiversität

„Die reichen Länder, Verfechter des freien Handels, betreiben einen rigorosen Protektionismus zu Lasten der armen Länder. Sie verwandeln alles, was sie anfassen, in Gold für sich und in Blech für die anderen – die Produktion in den unterentwickelten Ländern eingeschlossen.“
(Eduardo Galeano)

Auf der diesjährigen Buchmesse in Leipzig sorgte ein Begriff für Gesprächsstoff. Die Rede ist von Bibliodiversität. Das gleichnamige Buch der australischen Autorin und Verlegerin Susan Hawthorne war gerade von Doris Hermann ins Deutsche übersetzt und im Verbrecher Verlag veröffentlicht worden.

Bibliodiversität ist an den Begriff der Biodiversität aus der Biologie angelehnt. Darunter zu verstehen ist die kulturelle Vielfalt im globalisierten Verlagswesen. Analog zur Biodiversität, die unverzichtbar für die Gesundheit eines Ökosystem ist, ist die Bibliodiversität laut Hawthorne ein Indikator für einen funktionierenden, lebendigen  Literaturbetrieb.

Kapitalistische Monokultur

Die Autorin kritisiert in ihrem Manifest für unabhängiges Publizieren, dass konzerngebundene Großverlage und Großbuchhandlungen ihren Fokus auf möglichst hohe Auflagen und Verkaufszahlen legen, so dass die Bibliodiversität aus dem Gleichgewicht gerate. Das Ergebnis ist, dass vor allen Dingen an den Massengeschmack angepasste Bestseller in den Verkaufsregalen zu finden sind. Wie auch in anderen Bereichen der Wirtschaft entstehen dann Nachahmer-Produkte, die an den Erfolg eben dieser Bestseller anknüpfen sollen – etwa der x-ste Vampir-Roman oder die zehnte Shades of Grey-Kopie. Als Folge finden insbesondere Bücher von und über Minderheiten oder aus kleineren Sprachgruppen, zum Beispiel dem Baskischen in Europa oder regionalen Sprachen in Afrika und Südamerika, kaum mehr Verbreitung. Ebenso ergeht es anspruchsvoller Literatur, die nicht unbedingt ein Massenpublikum erreicht. So schwindet kulturelle Vielfalt zugunsten einer auf Gewinn ausgerichteten Monokultur.

„Wenn die soziale Umwelt von erkenntnistheoretischen Monokulturen – einzelne Stimmen, die alle das Gleiche sagen – überrollt wird, kommt es zu einem Verlust des dynamischen Gleichgewichts und diejenigen, die etwas Neues oder Anderes zu sagen haben, werden ignoriert.“

Unabhängige Verlage als Gegenentwurf

Kleine und unabhängige Verlage haben es in diesem Umfeld mitunter schwer. Hawthorne vergleicht sie mit seltenen „Pflanzen, die zwischen den größeren auftauchen und etwas anderes hinzutun: Sie nähren den Boden und bringen Farbe oder Gerüche in die Welt.“ Gerade diese Verlage bilden jedoch kulturelle Vielfalt ab und tragen dazu bei, sie zu erhalten. Im deutschsprachigen Raum ist hier besonders die Arbeit der  Kurt-Wolff-Stiftung zu nennen, die sich seit dem Jahr 2000 für die Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene einsetzt und unter anderem regelmäßig den mit 26.000 Euro dotierten Kurt Wolff-Preis „für das Lebenswerk, für das Gesamtschaffen oder ein herausragendes Verlagsprogramm eines deutschen oder in Deutschland ansässigen unabhängigen Verlegers“ verleiht. Auch Aktionen wie der Indiebookday, der Preis der Hotlist oder der Gemeinschaftsblog We read indie deuten darauf hin, dass unabhängige Verlage in Deutschland einen hohen Stellenwert haben und die Anerkennung genießen, die ihnen zusteht. Damit das auch so bleibt, kann man nur dazu auffordern, sich bewusst für Bücher aus unabhängigen Verlagen zu entscheiden – und das am besten in einer inhabergeführten Buchhandlung.

BibliodiversitätSusan Hawthorne
Bibliodiversität
Manifest für unabhängiges Publizieren
150 Seiten
Verbrecher
EUR 15,-

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