Stuttgart 21: Die deutsche Wirtschaftselite reiht sich ein

Nun ist es ja nicht so, dass ernsthaft zu befürchten wäre, dass die braven Stuttgarter Bürger das lange beschlossene Projekt Stuttgart 21 tatsächlich noch verhindern könnten – genau wie die wackeren X-tausendmal-quer-Leute nicht verhindern werden, dass ein weiterer Castor mit Atom-Müll im Wendland eingelagert wird. Natürlich finde ich gut, dass man das nicht ohne Protest hinnimmt. Aber um ernsthaft etwas zu ändern, reicht es nicht, auf die Straße zu gehen, um darauf aufmerksam zu machen, dass Dinge passieren, die einfach nicht gut sind. Da muss man sich schon etwas prinzipieller mit den herrschenden Verhältnissen auseinandersetzen. Aber jetzt schweife ich ab, denn eigentlich wollte ich etwas ganz anderes schreiben.

Die deutsche Wirtschaftselite hat nämlich auch mal was für die Politik getan. Nämlich sich entschlossen auf die Seite der Stuttgart-21-Befürworter gestellt. Einige Unternehmen und ihre Spitzenmanager machen sich jetzt ausdrücklich für den umstrittenen Neubau des Bahnhofs und die Schnellbahnstrecke nach Ulm stark. Dazu gehören der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF Jürgen Hambrecht, Daimler-Chef Dieter Zetsche, Bosch-Chef Franz Fehrenbach, der Chef des Energieversorgers EnBW Hans-Peter Villis und der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel.

Sie fordern eine zügige Umwandlung des Kopfbahnhofs in einen 
unterirdischen Durchgangsbahnhof und den Ausbau der entsprechenden Strecken, weil Industrieunternehmen auf eine moderne Infrastruktur angewiesen seien. Schließlich wolle doch jeder, dass mehr Verkehr auf die Schiene komme. Und so teuer sei das alles doch gar nicht. Gerade dieses Argument ist interessant, denn die Jungs sollten wissen, wovon sie reden, schließlich jonglieren die alle mit Milliarden.

Die spannende Frage wäre, ob ihre Unternehmen neben heißer Luft denn auch einen ernsthaften Beitrag leisten würden, wenn sie denn so dringend auf die tolle neue Infrastruktur angewiesen sind. Ein paar Milliarden aus der Manager-Porto-Kasse sollten die aufgeregten Gemüter in Stuttgart besänftigen. Wie wäre es mit Baumpatenschaften für die gefällten Bäume? Jedes der befürwortenden Großunternehmen gibt für jeden umgehackten Baum eine Million, das wäre doch wenigstens ein Signal!

Aber beim Geld hört der Spaß auf. Markige Forderungen ausstoßen ist die eine Sache, Verantwortung übernehmen die andere. Darin war die Industrie, gerade auch die deutsche, noch nie besonders gut.



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