Stummfilm live: METROPOLIS

Stummfilm live: METROPOLIS

Gestern, im Zürcher filmpodium:
Der Saal war erwartungsgemäss zum Bersten voll. Zahlreiche Filmfreaks wollten der schweizerischen Erstaufführung der „neuen“ Metropolis-Fassung beiwohnen, die zur Eröffnung des Zürcher Stummfilmfestivals gezeigt wurde. „Neu“ deshalb, weil der bislang unvollständig erhaltene Film dank eines sensationellen Fundes in einem argentinischen Filmarchiv nun fast in seiner vollen Länge bewundert werden kann. Wobei mir nicht klar ist, was mit „volle Länge“ gemeint ist. Ist es die Ur-Fassung von 1927 oder jene, die nach wenigen Monaten den Film in gekürzter Form „offiziell“ in Kino brachte?
Am Klavier begleitete Wieslav Pipczynski - vortrefflich!

Ich muss zugeben, dass ich Metropolis bislang nur in einer stark gekürzten, schwummrigen Super8-Kopie kannte. Die fast „vollständige Fassung“ raubte mir fast den Atem – ich musste in der Pause flüchten.
Und was jetzt kommt, werden einige Stummfilmfans als Sakrileg geisseln…

Metropolis ist nun schon der zweite Film von Fritz Lang, den ich schwer erträglich finde – über Dr. Mabuse hatte ich mich hier bereits ausgelassen.
Metropolis gleicht einem Amoklauf – in schauspielerischer, ausstattungstechnischer und drehbuchtechnischer Hinsicht. Die Story ist derart flach und die darin enthaltene Sozialkritik derart dick aufgetragen, dass es (mir) weh tut. Die Reichen residieren in himmlischen Gefilden, die ausgebeuteten Arbeiter vegetieren tief unter der Erde. Zu dem plumpen Sozialkitsch gesellt sich ein sakraler Unterton und eine pompöse architektonische Ästhetik, die einige Jahre später im Dritten Reich wieder aufgegriffen wurden. Mich wundert nicht, dass Goebbels Langs Filme gefielen: Genau diese Art von pompös zelebriertem Grössenwahn legten die Nazis später an den Tag. Dies taten sie dann freilich ohne Fritz Lang.
Als noch schlimmer, ja geradezu als unerträglich empfand ich die schauspielerischen Amokläufe in diesem Film. Rudolf Klein-Rogge, Brigitte Helm und Gustav Fröhlich agieren wie wahnsinnig gewordene Laienschauspieler; sie übertreiben derart unbändig, dass es lächerlich oder peinlich wirkt.

Stummfilm live: METROPOLIS

Stummfilm live: METROPOLIS

Neben mir sass eine Dame, die ständig gelacht hat. Sie war nicht die einzige: Ein Teil des filmpodium-Publikums gestern war hörbar stummfilm-unerfahren. Dieser Teilm sah das geläufigste Vorurteile gegenüber Stummfilmen vollauf bestätigt: dass dort ständig exaltiert gehampelt und gestikuliert wurde.
Vergleicht man Metropolis allerdings mit anderen Werken jener Zeit, zum Beispiel mit dem zwei Jahre zuvor entstandenen Geheimnisse einer Seele von G.W.Pabst, so sieht man sofort, dass Langs Film punkto Schauspielführung eine Sonderstellung einnimmt. Bei Pabst bleibt das Spiel der Darsteller so ruhig und besonnen wie bei einem modernen Kammerspiel. In der Tat tun die Schauspieler der wenigsten anderen Stummfilm „so blöd“ wie bei Fritz Lang. Die Exaltiertheit des Spiels schien ein Markenzeichen dieses Regisseurs zu sein, das er allerdings mit dem Tonfilm aufgab. Damals schien das zu wirken, heute wirkt es veraltet und auf mich sogar abstossend.

Überhaupt stiess mich die Exaltiertheit, die aus dem ganzen Film spricht, ab. Sie fängt beim Spiel an, geht von den Zwischentiteln über die Kulissen bis zu den Phantasienamen der Protagonisten (Josaphat, Hel, Grot, Freder Fredersen u.Ä.).

Stummfilm live: METROPOLIS

Was ist an diesem Film so grossartig, frage ich mich. Gut, ich habe nur 80 Minuten von insgesamt 150 gesehen.
Natürlich: Die Bilder sind grandios, das gestalterische Konzept, die künstlerische Vision ist bewundernswert kompromisslos umgesetzt, die Schnittfolgen sind hervorragend.
Das scheint der Filmgeschichte zu reichen.
Mir nicht! Mir erscheint Metropolis darüberhinaus kalt, überkandidelt und platt.

…und jetzt könnt Ihr mich hauen.

PS: Eine ausführliche Rezi zu diesem Film wird irgendwann folgen – wenn die DVD auf dem Markt ist.



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