Stieber Twins & Aphroe (Karlstorbahnhof Heidelberg)

Schloss, Alte Brücke und die Stieber Twins – das sind die Wahrzeichen von Heidelberg. Mittlerweile liegt die letzte Veröffentlichung von Luxus Chris und Mr.Mar schon zwölf Jahre zurück und auch ein Auftritt in ihrem Heidelberger Hauptquartier hatte es lange Zeit nicht mehr gegeben. Im Karlstorbahnhof traten die Zwillinge gemeinsam mit Aphroe von RAG auf und feierten dabei sogar eine Premiere: zum ersten Mal bekamen sie auf der Bühne Unterstützung von einer Live-Band!

Stieber Twins & Aphroe (Karlstorbahnhof Heidelberg)„Soulsneakers“ heißt die Heidelberger Jam Session, bei der Soul-Classics in neuem Glanz erstrahlen. Neben einem festen Kreis an Live-Musikern und Sängern aus der Rhein-Neckar-Region stehen bei dieser Reihe immer wieder interessante Gäste mit auf der Bühne. Zum Sound von Andy Bayless (Gitarre), Antonio Farris (Keys), Hazy Haze (Bass), Ralf Gustke (Drums) coverten Felix Thomas und die charismatische Nicole Hadfield diesmal Stücke von Marvin Gaye (What’s Going On) bis zu The Roots (Break You Off). Als Highlight begrüßte die Band zu später Stunde die Heidelberger Urgesteine Martin und Christian Stieber, die außerdem noch ihren La-Familia-Kollegen Aphroe aus dem Ruhrpott mitgebracht hatten.

Für ihren ersten Auftritt zusammen mit einer Live-Band hatten sich die Stieber Twins etwas ganz besonders überlegt: Ihre Tracks, die allesamt zu den Klassikern des deutschen Rap zählen, präsentierten sie nicht im gewohnten Klangkleid, sondern auf die Beats von Nas’ Debütalbum Illmatic. Den fulminanten Auftakt Einmal Aphroe, zweimal Stieber gab es deshalb auf das Kopfnickerbrett New York State of Mind serviert. Seine Malaria-Passage schickte Luxus Chris anschließend direkt auf The World Is Yours hinter her und bekam dafür lautstarke Hilfestellung aus dem euphorischen Publikum. Mit DJ Special-T und der spielfreudigen Band im Rücken groovten sich Aphroe und die Stiebers allmählich richtig ein. Einer von vielen Höhepunkten markierte Schlangen sind giftig, das Nikki Hadfield im Chorus mit einer eindrucksvollen Interpretation von Mela Machinkos Shine krönte. Auch Aphroe, dessen Debütalbum Kavaliersdelikt zu den am heißesten erwarteten Rap-Scheiben des Landes zählt, setzte während der Show immer wieder zu ein paar Bars aus seinem Textrepertoire an und rundete das ganze in diesem Fall mit Kopfsteinpflaster souverän ab.

Der gesamte Auftritt lebte von seinem spaßigen und improvisatorischen Jam-Session-Charakter und beleuchtete die Stiebers einmal von einer ganz neuen Seite. Ernst wurde es dann doch noch einmal mit der Neuauflage von Life’s a Bitch, das Aphroe in Anlehnung an das Stück Requiem seinem kürzlich verstorbenen RAG-Partner Galla widmete. Represent von Nas diente danach als Unterlage für das legendäre La Familia Stück Harte Zeiten. „A Dope MC is a dope MC“ stimmte dazu der gesamte Karlstorbahnhof mit ein. Mit einem harten Gitarrenriff spielte sich Bayless dabei in den Vordergrund. Auch Tony Farris nutzte die Gelegenheit um sich mit einem ausgedehnten Solo zu offenbaren. Dass die Stiebers mittlerweile im 2011. Semester HipHop studieren nahm ihrer Fenster zum Hof  Darbietung keinen Funken an Leidenschaft. Zahlreiche Feuerzeuge blitzten zu den geschichtsträchtigen Zeilen auf: „Rap ohne Weitsicht? Uuuuuh, ich weiß nicht…“

Bei solch einer Stimmung konnten die Twins die heimische Arena natürlich noch nicht verlassen. Mit Beifall wurden sie für die Zugaben Westwinde und 1000 MC’s wieder auf die Bühne geklatscht. Mit der Schluss-Cypher verabschiedete sich das Trio und es schien fast so, als hätten die Zwillinge mit der Band im Rücken wieder Blut geleckt. Stiebers 2.0, das wär doch mal was.

Andreas Margara (15. September 2011)

Stieber Twins feat. Aphroe und Soulsneakers

Stieber Twins & Aphroe (Karlstorbahnhof Heidelberg)

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