Steven Spielberg, 1997: „Amistad – Das Sklavenschiff“

Die La Amistad gab es tatsächlich. Ebenso wie die Revolte und Meuterei, die 1839 an Deck des spanischen Sklavenschiffs stattgefunden hat. Das Ereignis zählt zu einem wichtigen Meilenstein in der Abschaffung der Sklaverei in den USA. Eine solche Story ist wie geschaffen für einen Regisseur wie Steven Spielberg.

Dieser hat sich in seinem 1997er Film Amistad mit namhaften Schauspielern wie Morgan Freeman, Anthony Hopkins, Djimon Hounsou, Stellan Skarsgaård und Matthew McConaughey umgeben, um die wahre Geschichte basierend auf dem Buch “Mutiny on the Amistad: The Saga of a Slave Revolt and its Impact on American Abolition, Law, and Diplomacy” von Howard Jones filmisch festzuhalten.

Amistad wirft nur in Rückblenden einen Blick auf die Ereignisse an Bord des Schiffs. Spielberg erzählt von dem Gerichtsverfahren, dass die USA im Nachspiel der Meuterei beschäftigt hat. Die Sklaven, Angehörige des Volksstammes der Mende, werden vor Gericht gestellt, wo darüber entschieden werden soll, ob sie tatsächlich Besitztümer sind oder ob es sich eigentlich um freie Männer handelt.

Steven Spielberg, 1997: „Amistad – Das Sklavenschiff“

Amistad

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Verteidiger Roger Sherman Baldwin (Matthew McConaughey, links) versucht mit Cinque (Djimon Hounsou, rechts) zu reden.

Das mag etwas Schade erscheinen, wenn man sieht, wie stark und emotional vor allem die Rückblicke geraten sind. Djimon Hounsou ist die tragende Figur des Films, die uns die Traurigkeit seiner Gefangenschaft tragisch spüren lässt. Die wenigen Szenen, in denen er von seinem Stamm weggezerrt wird und in der Sklaverei landet, provozieren geradezu unsere Wut.

Ähnlich wie bei seinem späteren Der Soldat James Ryan beginnt Spielberg seinen Film äußerst brutal, nur um dann wieder ein erhebliches Stück zurückzurudern. Hier bekommen wir in aller Kürze zu sehen, wie sich die Sklaven über die Besatzung der La Amistad hermachen, sie brutal abschlachten und sich ihre vorläufige Freiheit erkämpfen.

Allein hierdurch wird nur zu gut deutlich, welche Höllenqualen diese Männer bis zu diesem Punkt durchlitten haben müssen, um zu solchen Maßnahmen zu greifen. Zugleich lässt uns Spielberg als Zuschauer aber auch im Unwissen darüber, ob wir uns auf die Seite dieser scheinbar barbarischen Sklaven stellen sollen oder aber das zivilisierte Miteinander bevorzugen sollten. Im Endeffekt wissen wir natürlich, ganz gleich wer sich hier als Opfer gibt, Sklaverei ist immer die böse Seite.

In einer kleinen Randnotiz kann sich Amistad auch schon mit der medialen Berichterstattung über das Sklaven-Dilemma beschäftigen. Wir bekommen die Schlagzeilen-Findung einer Zeitung zu sehen, wie dort aus “Massaker auf See” schlicht “Kampf um Freiheit auf See” gemacht wird. Natürlich irgendwie schöner zu lesen, zugleich aber auch verharmlosend, vor allem für uns, wenn wir die Bilder vom Beginn des Films noch in Erinnerung haben.

Steven Spielberg, 1997: „Amistad – Das Sklavenschiff“

Amistad

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Theodore Joadson (Morgan Freeman, rechts) sucht Hilfe bei der Verteidigung der Sklaven beim ehemaligen US-Präsidenten John Quincy Adams (Anthony Hopkins).

Und so spielt sich der Gerichtsfall denn auch irgendwie ab. Die Gegner der Sklaverei sind natürlich aufgebracht, die Bevölkerung und Ankläger spielen alles herunter, verharmlosen den Mensch-Besitz. Geradezu lächerlich wird hier darauf geschaut, dass es überhaupt diskutabel ist, diesen Menschen ihre Freiheit zuzusprechen, wo sie doch ganz klar Besitztümer darstellen.

Leider wird das Einzelschicksal von Djimon Hounsous Cinque viel zu spät in die Handlung eingebracht und bis zu diesem Zeitpunkt die Sklaven als “Meute”, als ein Ganzes gesehen, wodurch das Mitgefühl ein wenig auf etwas Allgemeines (die Sklaverei), nicht aber auf etwas Menschliches (die Betroffenen) gerichtet wird.

Dementsprechend unspannend entwickelt sich das Gerichtsdrama, bei dem wir natürlich schon im voraus wissen oder zumindest erahnen können, wie sich der Ausgang gestalten wird. So hätte eine Menge theatralischer Dramatik in die Inszenierung fließen müssen, die allerdings recht belanglos abgehandelt wird.

Das macht aus Amistad leider einen über zwei Stunden langen Film, in dem die Sklaven in Fesseln im Gerichtssaal sitzen um weiße Männer über ihr Schicksal entscheiden zu lassen. Das an sich ist schon grotesk genug.


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