Southpaw

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Southpaw

4Drama

Jake Gyllenhaal beweist in dem Drama Southpaw einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit und sein schauspielerisches Talent. Doch selbst seine stählernen Muskeln können Antoine Fuquas Boxerballade von Fall und Aufstieg nicht über die Runden retten.

Billy Hope (Jake Gyllenhaal) ist amtierender Mittelgewichts Champion, hat mit Maureen (Rachel McAdams) eine wunderschöne und kluge Frau an seiner Seite, eine liebevolle Tochter (Oona Laurence) und dank seinem Manager Jordan Mains (50 Cent) Unmengen an Geld. Kurz gesagt, der Boxer, der als Waisenkind aufgewachsen ist, hat sich wahrlich bis an die Spitze gekämpft. Wie es aber für ein hartgesottenes Drama üblich ist (und naturgemäß jeder Filmfigur passiert, die so weit oben an der Spitze steht), verliert Billy Hope so gut wie alles, was ihm etwas bedeutet, nur um die wahren Werte in seinem Leben schätzen zu lernen und sich natürlich wieder ganz nach oben zu boxen.

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So weit, so banal. Southpaw bemüht sich redlich ein tiefschürfendes Boxerdrama zu sein mit der hohen Ambition einem Film wie Wie ein wilder Stier Konkurrenz zu machen. Ein Versuch, der kläglich scheitert, Regisseur Antoine Fuqua ist nun mal kein Martin Scorsese. Leider reicht es nicht einmal für Rocky. Der wohl passendste Vergleich wäre da noch Rocky III (nicht der schlechteste Teil der Reihe, aber auch weit davon entfernt der Beste zu sein). Auch wenn Southpaw kitschige Momente großteils ausspart (und leider auch den Wrestler Thunderlips aus Rocky III), merkt der Zuschauer doch sehr schnell in welche Richtung der Film geht und kann sich bereits nach den ersten Minuten entspannt zurücklehnen, in der wohligen Gewissheit nichts neues oder originelles zu sehen zu bekommen.

Da kann Jake Gyllenhaal auch noch so beherzt und mit vollem Körpereinsatz agieren, es nutzt alles nichts, wenn ihm kein Inhalt oder keine ebenso grandios spielenden Kollegen zur Verfügung gestellt werden. Rachel McAdams oder 50 Cent spielen an sich nicht schlecht, nur tragen ihre Figuren viel zu wenig Bedeutung um Gyllenhaal wirklich etwas abzuverlangen, weshalb ihre Szenen die Geschichte nicht nur unnötig verlangsamen, sondern keinerlei Spannung oder Drama aufbauen. Einzig Forest Whitaker als Hopes neuer Trainer Tick Wills schafft es etwas mehr Substanz und Format aus seinem Charakter zu schöpfen, weshalb die leider viel zu wenigen Szenen, die sie miteinander haben ein seltener Lichtblick in Southpaw sind.

In den Kampfszenen wird es am offensichtlichsten. Das bevorzugte Genre des Regisseurs ist nun mal der Actionfilm, das lässt sich nicht leugnen und kann er auch mit noch so viel künstlich aufgeblasener Dramatik nicht verbergen. Die Boxkämpfe sind überzeugend und dynamisch inszeniert, wenngleich meist schon zu Beginn eines jeden Kampfes klar ist, wer als Sieger hervorgeht, gelingt es Fuqua in diesen Sequenzen dennoch dem Film eine dringend benötigte Spannung zu verleihen. Der Rest von Southpaw folgt weniger dem schlagkräftigen Boxstils eines Mike Tysons, sondern geht eher nach der Devise eines Muhammad Ali vor, seinen Gegner so weit zu ermüden bis er praktisch von alleine umfällt. Im Sport sicherlich kein schlechter Schlachtplan, im Film bedeutet das jedoch für den Zuschauer nichts gutes, denn abseits der Boxkämpfe, den wenigen Szenen zwischen Gyllenhaal und Whitaker und der durchwegs beeindruckenden Leistung des Hauptdarstellers, bietet Southpaw nichts.

Southpaw ist filmischer Atavismus in Reinform, ein verstaubtes Relikt, das dem Genre in keinster Weise etwas neues abverlangt, geschweige denn eine dramatisch mitreißende Geschichte erzählt. Die Figuren sind klischeebeladene Schablonen und der tiefe Fall des Helden erzeugt keinerlei Empathie, was wiederum dazu führt, dass einem die Geschichte kalt lässt, unabhängig von der körperlichen Höchstform und dem unermesslichen schauspielerischen Talent eines Jake Gyllenhaal. Southpaw ist nicht dramatisch genug um mit Rocky in den Ring zu steigen und andererseits nicht originell und intensiv genug um zu einem wilden Stier zu werden.

Regie: Antoine Fuqua, Drehbuch: Kurt Sutter, Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rachel McAdams, Forest Whitaker, Oona Laurence, 50 Cent, Filmlänge: 123 Minuten, Kinostart: 20.08.2015, www.southpaw.de


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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 
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