Sollen wir ein Ferienhaus in Frankreich kaufen?

Liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse,

ich bin nicht unbedingt das, was man einen neidischen Mensch nennt. Neid liegt mir meist fern, weil viele Güter, die die moderne Konsumgesellschaft als must have erachtet, für mich keine Bedeutung haben. Ich habe kein Tablet, kein Iphone, kaufe einen Großteil meiner Klamotten, Bücher, CDs,  mein Auto gebraucht und versuche im Alltag, möglichst viel selbst zu machen. Ein Satz, bei dem ich jedoch sprichwörtlich  grün im Gesicht vor Neid werde ist der, den man in mancher Autorenbiographie am Anfang oder Ende eines Buches lesen kann: “…. der Autor bzw. die Autorin lebt in (beispielsweise) München und in der Toskana. Oder in Berlin und auf Rügen. Oder in Frankfurt und in der Provence.”

In meinen Buchabspännen steht derweil so etwas wie “ihr Lebensmittelpunkt ist seit gut 10 Jahren der Odenwald …”. Was, in der Tat, stimmt. Sonst hätte ich es ja dort nicht drucken lassen. Was ich mir jedoch wünsche ist, dass dort zu lesen wäre: “Die Autorin lebt und arbeitet im Odenwald und in XXX (einem noch einzusetzenden Ort) in Frankreich.”

Frankreich, BRetagne, Küste bei Le Pouldu

Träume vom Zweitwohnsitz in Frankreich sind oft Schäume

Schon seit mehr als 20 Jahren poppt bei uns immer mal wieder die Frage hoch, ob man sich ein Ferienhaus in Frankreich leisten kann oder sollte. Oft geschieht das im Urlaub, wenn man die Zweitwohnsitze der Franzosen an der bretonischen Küste oder in der Provence bestaunt und ins Träumen gerät. Ein Blick in die Schaufenster der regionalen Maklerbüros bringen einen dann meist wieder ziemlich unsanft auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Auch in Frankreich hatte sich eine gigantische Immobilienblase gebildet, die die Preise in schwindelnde Höhen getrieben hat und die nur langsam und viel langsamer, als viele annahmen, wieder in sich zusammenfällt. Außerdem gehören die typischen Feriengebiete nicht gerade zu den Regionen, in denen es sich leicht ein Schnäppchen machen lässt. Selbst in z. B. Nord-Pas-de-Calais beginnt die Preisspane für Häuser, die auf Anhieb bewohnbar und vom Äußeren einigermaßen attraktiv sind, bei gut 150.000 Euronen. Wer hat das schon so nebenbei in der Portokasse?

Zumal die Häuser, wie der LEM fast gebetsmühlenartig wiederholt (er kommt halt aus der Baubranche) nicht dem deutschen Standard genügen. Energetisch ist das, wonach es mich so sehnt, meist eine totale Katastrophe: Die meisten Häuser haben keine Doppelverglasung, geschweige denn eine Dreifachverglasung. Die Häuswände sind meist dünn und von Wärmedämmung gibt es kaum eine Spur. Die Ausstattung im Inneren ist eher  bescheiden, weil viele Versorgungsleitungen auf Putz gelegt sind. So kann man oft genau verfolgen, wo die Wasserleitung für die Toilettenspülung ihren Anfang und ihr Ende nimmt. Glasduschpaläste à la Villeroy & Boch sind ebenfalls eher die Ausnahme, oft wird in Frankreich in der Badewanne mit einem Duschvorhang aus Plastik geduscht. Geheizt wird vielfach noch mit offenen Kaminen, wodurch ein Großteil der Wärme sich durch den Schornstein verabschiedet. Das beliebteste Energiemittel, um in Frankreich eine warme Hütte zu bekommen, ist der Strom. Der  zum Großteil aus Atomkraftwerken stammt. In Frankreich ist die Akzeptanz von Atomstrom noch wesentlich höher als bei uns. Ich hatte einst einen gelbroten Sticker mit der Aufschrift Automkraft – Nein danke! auf der Kofferraumklappe meiner tomtatenroten Ente.

Frankreich, Frankreich Urlaub, Schlösser der Loire, Schloss Chaumont-sur-Loire, Festival des Jardins 2013

Ist es für das Urlaubsgefühl sinnvoll, sich nur noch auf einen Ort einzulassen?

Vieles spricht also gegen den Kauf einer Ferienimmobilie in Frankreich. Hinzukommt, dass man sich fragen muss, ob man wirklich die finanziellen Mittel und auch die Zeit hat, ein Ferienhaus in Schuss zu halten. Sobald der Frühling bei uns im Odenwald Einzug gehalten hat, beklage ich mich stets, dass ich nicht genügend Zeit für den Garten finde. Dass der Gartenteich keine Wasserfläche ist, in der sich lieblich die Frühjahrssonne spiegelt, sondern eine Turbozuchtstätte für wucherndes Schilf und Seerosen. Dass der Rasen vertikuliert, die Hecken geschnitten werden müssen. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Wie soll ich da Zeit und Energie für noch ein Haus und noch einen Garten finden?

Außerdem will ich ja in den Urlaub fahren, um mich zu entspannen. Was ist, wenn ich in mein Ferienhaus komme und die ersten drei Urlaubstage Frühjahrsputz angesagt ist? Wenn ich mir nach Handwerkern die Finger wund telefoniere, weil über den Winter eine Leitung geplatzt ist oder das Dach im Sturm eine undichte Stelle bekommen hat? Ist das dann noch Urlaub? Macht mich das wirlich glücklich? Lohnt sich der ganze Aufwand für die mieseligen 5 bis 6 Wochen Urlaub und das gelegentliche Wochenende, das man in seinem Feriendomizil verbringen kann?

Dann ist da noch die Sache mit dem Ort. Natürlich gibt es genügend Dörfer und Plätze in Frankreich, in denen ich mich sofort und ohne mit der Wimper zu zucken niederlassen könnte. Aber will ich das auch noch in fünf, zehn, fünfzehn Jahren? Immer nur noch in den gleichen Ort fahren? Bis jetzt gehören wir ja eher zu den Typen, die im Urlaub mit dem Wohnwagen am Haken herum vagabondieren. Die sich spontan entscheiden, alle vorher gehegten Urlaubspläne über den Haufen zu schmeißen und doch lieber in die entgegengesetzte Richtung zu fahren. Weil das Wetter dort schöner ist, gerade die Weinlese begonnen hat oder wir einfach Lust darauf haben. Mit einer Immmobilie ist man ja Kraft der Dinge eher im-mobilis, an einen Ort gebunden. Würden wir vielleicht irgendwann missmutig in unserem Häuschen im z. B. Jura sitzen und uns nach der zerklüfteten Küste der Bretagne, den weiten Stränden Aquitaniens oder der Sonne des Languedoc sehnen?

Frühling in der Provence

Eine Kopf- oder Bauchentscheidung?

Wenn man es schwarz auf weist liest bzw. schreibt, spricht also nicht viel dafür, sich in Teilzeit in Frankreich niederzulassen. Und trotz aller mit dem Kopf formulierten Argumente bleibt im Bauch dieses Sehnen, dieses Hoffen. Und die Erkenntnis, dass die Zeit an sich nicht für uns tickt. Ich gehe auf die Mitte 50 zu, der LEM ist mir noch 5 Jahre voraus. Wenn nicht jetzt, wann dann? Mit 70 wird man das Wagnis nicht mehr eingehen. Mit 70 ist ein Ferienhaus in Frankreich nur noch einer dieser Lebensträume, die man schweren Herzens ad acta legen musste. Wer wird der Sieger sein? Kopf oder Bauch?

Am vergangenen Wochenende hatten wir liebe Freunde zu Gast, die vor vielen Jahren, relativ spontan, ein Häuschen in der Türkei gekauft haben. Das ein wenig heruntergekommen Häuschen haben sie im Laufe der letzten Jahre in ein stattliches Haus umgebaut. Jetzt haben sie das Rentenalter erreicht und werden fortan den Großteil des Jahres in der Türkei verbringen. Dort, wo ihr Sehnen und ihr Hoffen sie hingetragen hat.

Bei den Gesprächen mit diesen Freunden hatte ich wieder dieses Gefühl. Nicht unbedingt von Neid, denn mein Traumland ist nicht dort, wo der Mokka, sondern wo der Rotwein fließt…. ;-) Es war eher  das Gefühl, dass ich mich um eine Entscheidung kümmern, eine Sache mit mir selbst ausmachen muss.

Blick von den Ballons des Vosges

Blick von den Ballons des Vosges

Jetzt sprechen wir hier zuhause wieder viel über Frankreich. Über Regionen, die uns gefallen und die vom Odenwald noch gut zu erreichen sind. Im Kopf und mit dem Finger streichen wir über die Landkarte, schauen auf die Vogesen, das Elsass, Franche Comté. Stöbern in französischen Immobilienangeboten. Überlegen, ob der Wohnwagen (bei dem übrigens gerade wieder einmal eine substantielle Reparatur notwendig ist) wirklich noch unser Urlaubsding ist.

Was wäre wenn?

Bei einem Glas Rotwein schleichen sich die Überlegungen ein, wie es wäre, morgens in eine Boulangerie zu fahren und den Tag mit echtem französischem Baguette, Croissants und Café au lait zu beginnen. Ziegenkäse bei einem der Nachbarhöfe zu kaufen. Mit den Nachbarn auf Französisch zu plaudern. In Trödelläden und auf Flohmärkten nach Schätzen für das zweite Heim zu stöbern.  An einem kleinen Schreibtisch im Schlafzimmer oder in einer abgetrennten Ecke des Wohnzimmer zu schreiben und zu arbeiten. Zuhause angekommen zu sein….

Ich weiß nicht, wohin uns diese Gedankenreise bringen wird. Vieles in diesem Jahr ist noch offen. Aber Veränderungen liegen in der Luft.

Wie steht es mit Ihnen/ Euch, liebe Leserinnen und Leser der Regenbogenkombüse? Hat sich jemand von Euch/ Ihnen für ein Ferienhaus entschieden? Welche Erfahrung haben Sie/ habt Ihr damit gemacht? Kann mir jemand Tipps geben? Über Hinweise zu dem Thema würde ich mich sehr freuen.

À bientôt und ein schönes Wochenende.

Heike Kügler-Anger

 


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