Sleaford Mods: Anspruch trifft Wirklichkeit

Sleaford Mods: Anspruch trifft WirklichkeitSleaford Mods
„English Tapas“

(Rough Trade)
So ist es mit den Lieblingsdingen – hat man sie einmal gefunden und ins Herz geschlossen, wächst sofort die Angst, auf Dauer würde die Zuneigung den eigenen Erwartungen oder den äußeren Umständen nicht standhalten können. Daß das bei den Sleaford Mods aus Nottingham etwas anders aussieht, könnte daran liegen, daß hier Anspruch und Wirklichkeit, selten genug, Hand in Hand gehen und alles bestens bleibt, weil nichts wirklich besser wird. Ein Deutungsversuch: In gleichem Maße, wie ein diffuses Unwohlsein angesichts der sich zuspitzenden gesellschaftlichen Schieflage hier und überall in Europa nach Kanalisierung, nach Klärung und Ansprache ruft, gelingt es Jason Williamson und Andrew Fearn einmal mehr, mithilfe ihrer bissigen Punk-Rap-Tiraden dem Unmut eine vernünftige, reflektierte Stimme zu geben. Wobei angemessen nicht zurückhaltend meint und Klugheit weder an Sarkasmus noch Deutlichkeit spart – die Mods scheren sich dankenswerterweise wenig um Etikette und Eitelkeiten und benennen Misstände mit der nötigen Schärfe.
Und auch hier kein Grund zur Beunruhigung (wenn man das so sagen darf), denn im politischen System krachts an allen Ecken und Enden und die Liste derer, die Williamsons schneidendes Stakkato um die Ohren gehauen bekommen, wird nicht gerade kürzer: David Cameron, Boris Johnson (der in Sachen Intellekt und Frisur, liebevoll „Moptop“, mit Trump und Wilders gleichauf liegt), Nigel Farage, Duncan Smith, ganz neu dabei Therese May und der gierige Philip Green. Dessen zum Himmel schreiende Absahne auf dem Rücken geprellter Kunden und Angestellter beim ruinösen Umgang mit der Kaufhauskette British Home Stores gibt ein Thema vor („B.H.S.“), weiter folgen krude Männlichkeitsrituale („Army Nights“), irre Vergnügungsparks („Drayton Manored“) und die ganze soziale Misere des einstmals so stolzen Königreichs, daß sich jetzt nach dem Brexit als tragikomisches Egoistenstadl erweist.
Zum Lachen ist das weiß Gott nicht und Williamson schimpft denn auch entsprechend böse in die Runde über die grassierende Gleichgültigkeit („Dull“), die abstumpft und der Mutlosen Lebenszeit zäh und unausweichbar durch die Sanduhr rieseln läßt. Vielleicht klingen die Tracks auf „English Tapas“ etwas weniger rough und noch reduzierter als auf dem Vorgängeralbum „Key Markets“ aus dem Jahr 2015, die programmierten LoFi-Beats von Andrew Fearn kommen trotzdem auf den Punkt, der Bass ist knüppeldick, es spotzt und bleept recht funky und wie schon auf dem Kurzformat „TCR“ gibt es von den beiden Buddies sogar ansatzweise Liedhaftes zu hören. Altersmilde ist, Stand jetzt, von den Mods nicht zu haben und die Gefahr, daß sich die beiden vom Ersparten eine hübsche Motoryacht besorgen, um damit auf dem River Trent umherzuschippern oder im nahegelegenen Sherwood Forest ausgiebig der Naherholung fröhnen, ist eher gering. Und Besserung ist ohnehin nicht in Sicht. http://sleaford-mods.myshopify.com/
08.05.  Wien, Flex
10.05.  München, Freiheiz
11.05.  Winterthur, Salzhaus
12.05.  Schorndorf, Manufaktur
14.05.  Wiesbaden, Schlachthof
15.05.  Köln, Essigfabrik
26.05.  Luzern, Südpol


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