SERVUS TV-war alles nur ein Marketing-Gag?

SERVUS TV-war alles nur ein Marketing-Gag?

Von Günter Verdin (BLOG GÜNTER VERDIN ENTERTAINMENTwww.verdinguenter.blogspot.com)

Das ging jetzt doch a bisserl schnell : meine Krokodilstränen über das Ende von SERVUS TV sind noch nicht getrocknet, da erreicht mich am Mittwochnachmittag die Mitteilung, der Sendebetrieb werde doch weitergeführt. Dem Milliardär ist halt nix zu schwer: nach einem Treffen von Arbeiterkammer, Gewerkschaft und Red Bull war sich die Belegschaft - völlig unvoreingenommen und freiwillig, versteht sich - einig, dass sie gar keinen Betriebsrat will. Der Chef des Brause-Konzerns Red Bull, Dietrich Mateschitz, gilt im Umgang mit seinen Mitarbeitern als großzügig, hineinregieren in seinen Machtbereich will er sich aber nicht lassen. Offensichtlich scheut er das Mitspracherecht eines Betriebsrats in sozialen Angelegenheiten wie der Teufel das Weihwasser.

O-Ton Mateschitz: „Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von SERVUS TV. Die Betriebsratsgründung hätte diese Werte insbesondere durch die Art und Weise ihres Zustandekommens - anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer - nachhaltig beschädigt. Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation des Senders nicht gerade dienlich war, ist evident.“

Die durch Kündigungsdrohung gestützte Ablehnung eines Betriebsrates entspricht zwar nicht eben den Sozial-Standards unserer Zeit, rettet aber den 264 Mitarbeitern von SERVUS TV , die bereits gekündigt waren, den Job. War alles vielleicht doch nur ein Marketing-Gag des im Umgang mit Limonadigen sehr gewieften Mateschitz? Seine Brause schmeckt zwar nach verflüssigten Gummibärchen, aber wurde durch raffinierte strategische Koppelung an Sport-Events zum Mode-Getränk, das Jugendliche gerne mit stark Alkoholischem verfeinern. Wenn die Brause angeblich Flügel verleiht, bleibt SERVUS TV hingegen doch sehr bodenständig . Da grüßt schon mal auf prominentem Programmplatz "Mein Freund, das Faultier" (Mittwoch, 4.5.16, 20:15Uhr). Mit dem aktuellen Marktanteil von 1,7 Prozent ist -vor allem überregional -kaum Staat, und noch weniger Geld zu machen.

Das ist auch nicht Ziel des Red Bull Media House. Der Medienwissenschaftler Matthias Karmasin bringt es im KURIER-Interview auf den Punkt: "Für gewöhnlich produzieren Private Reichweiten, um ihr Programm durch Werbeerlöse zu refinanzieren. Beim Corporate Publishing (Unternehmenskommunikation mit eigenen Medien, Anm.) ist das nicht der Fall. Es geht hier um Image-Effekte, um Reputation, die Produktion von Öffentlichkeit. Das kann schon mal was kosten, es wird als Investment angesehen. Eine Kundenzeitung eines Unternehmens oder das Bordmagazine im Flugzeug rechnet sich am Markt ja auch nicht, obwohl es qualitativ hochwertige Produkte sind. Hier sind teilweise ja auch Edelfedern zugange." Die Marktmacht und wohl auch die Firmenphilosophie von „Red Bull“ , vor allem ein auf 50 Millionen Euro geschätztes Senderbudget, sichern dem seit Oktober 2009 im Alpen-Donau-Adria-Raum und seit 1. Jänner 2011 auch in Deutschland zu empfangenden Medienunternehmen jetzt den Fortbestand. Noch immer aber scheinen die Programmmacher über visuelle Probebohrungen zur Erkundung des möglichen Zielpublikums nicht hinausgekommen zu sein. Der Slogan „Wir wünschen Ihnen bessere Unterhaltung“ deutet an, dass der Ehrgeiz der Macher nicht in der aktuellen Information besteht, sondern auf ein breitgefächertes , bunt ( oder wahllos?) gemixtes , immerhin an Qualität orientiertes Programm zielt. Als Alternative zu den im Anspruch weitaus bescheideneren Privatsendern bleibt uns SERVUS TV also erhalten. Und das ist erfreulich.


wallpaper-1019588
Die Algarve feiert 50 Jahre Nelkenrevolution
wallpaper-1019588
Mobile Suit Gundam SEED FREEDOM: Bandai Namco zeigt den Film in den deutschen Kinos
wallpaper-1019588
[Manga] Demon Slayer [2]
wallpaper-1019588
Soundtrack einer Generation: Musik und visuelle Medien harmonisieren