Schulterbraten und Pommes: Ein Mord zwischen den Welten – Ein Groß-Bummelsdorf/Halbzivilisationskrimianfang

Ürmgard Vollzeiger schreckte aus dem Schlaf, als die Scheunentür des gegenüberliegenden Bauernhofes voller Wucht zuschlug. Frechheit: Und das am Tag des Herrn zu einer Stunde, da sich anständige Bürger beim Frühschoppen im Schnubbeleck, einer urigen Stammkneipe, deren Besitzer bereits die vierte Generation Kneipiers waren, die von der Familie Hannswurstens gestellt wurden, zum Frühschoppen nach der Heiligen Messe und die anständigen Bürgerinnen vor dem im Ofen schmorenden Sonntagsbraten nebst Pellkartoffeln auf dem Herd befanden.
Voll selbstgerechtem Zorn wischte sich Ürmgard die Hände an der geblümten Schürze ab – Margeriten, ehrlich, so ein Stuß fiel auch nur Leuten in Städten ein, die statt vernünftig zu kochen immer nur in diese Takeaways gingen, aber ein Geschenk war ein Geschenk und wenn es noch so lausig war – fuhr sich einmal über das mausgraue Haar und eilte dann forschen Schrittes zur Haustür. Nicht, dass dieser Lebermann – ein vor gerade mal dreiunddreißig Jahren zugezogener, der noch immer unverheiratet war und daher im Ort unter dem Generalverdacht der Sodomie oder Pädophilie stand – wieder zu tief ins Bierglas geschaut und sich in einem Schwank hatte dazu hinreißen lassen, wieder irgendwelchen Unfug anszustelllen. Wäre ja nicht das erste Mal, denn wie Ürmgard aus zuverlässiger Quelle wusste, pflegte der Herr Kälbchenzüchter beinahe jedes Schützenfest des Montags nach dem Vogelschießen an Dorflaternen zu pitschern und dann im hofeigenen Misthaufen seinen Rausch auszuschlaufen; allerdings nur bei schönem Wetter, bei Regen pflegte er in die Box seiner Stute Mintcat zu torkeln und wenn einer sein Pferd schon „Mintcat“ nennt, ehrlich, dann sagt das ja wohl alles.

Ürmgard schloss sorgsam ihre Haustür hinter sich; heutzutage ging ja so viel Pack um, dass man seine Tür nun wirklich nicht mehr wie in der guten alten Zeit unverschlossen lassen konnte. Kurzer Blick nach links – aha, da kam ja der feine Herr Metzger nach Hause, gestützt vom nicht weniger alkoholisierten Herrn Innenarchitekt, der seine Haus mit Büro gleich nebenan hatte – kurzer Blick rechts – vom Herrn Deutschlehrer noch keine Spur, dafür winkte sein hochmütiges Weib aus dem Garten herüber; bildete sich ja ganz schön was auf ihre Kräutersammlung da ein, die Frau Schnapstaler – dann hastete Ürmgard erhobenen Hauptes über die Bollerbachstraße.

Ürmgard hielt sich nicht damit auf, „Hallo?“ zu rufen oder an der Haustür zu klingeln. Schließlich hatte sie es eilig: Die Kartöffelchen mussten nur noch acht Minuten kochen und zeitgleich wäre auch der Braten endlich soweit. Also überquerte sie straks den Hof und stieß schwungvoll die so unhöfliche Scheunentür auf. Und weil Ürmgard eine gute Kinderstube genossen hatte, rief sie nun auch „Hallo?“
Ihr barscher Gruß wurde allerdings nicht erwidert, es sei denn, man zählte das Knarren, das eine an einem Seil baumelnde Leiche, die unter einem Scheunenbalken träge vor sich hinschwingt, mit dazu.
„Na toll“, brummte Ürmgard und schüttelte den Kopf. „Jetzt schaut`s sich mal die Sauerei an!“
Da der Lebermann ja nun zeit seines Lebens versinglet gewesen war, würde das sicher wieder alles am Steuerzahler hängen bleiben wie die Leiche am Balken.
Ürmgard grinste. Schon zu Jugendzeiten war sie für irhe freche Zunge bekannt gewesen und noch heute bildete sie sich viel darauf ein, zu Fastnacht Herrent wie junge Männer gleichermaßen mit ihrem kecken Hütchen auf dem Kopf und dem Schalk im Nacken in die Flucht zu schlagen.
Nun allerdings schlug sie nur die Scheunentür zu und machte sich auf den Weg zu Kartöffelcken und Braten. Zuvor allerdings bekreuzigte sie sich gottesfürchtig – man wusste schließlich nie, wann der Herrgott hinsah.

Mario Pertolero, Polizeimeister der Polizeidienstselle Halbzivilisation, die einst in der Siteranderstraße beheimatet gewesen und seid einer quasi fahrlässig begangenen Brandstiftung einer türkischstämmmigen, kettenrauchenden Putzfrau in Flammen aufgegangen und in die Wieheißtsienochstraße umgezogen war, wo sie über einem Supermarkt mit polnischen Lebensmitteln, an dessen Hauswand ein Automat für Fahrradschläuche sowie ein chronisch leergezogener Kondomautomat hingen – betrachtete nachdenklich die beiden Gestalten, die vor ihm Platz genommen hatten. Es waren jämmerliche Gestalten: Unbeholfen und tollpatschig, mit ungesundem Teint, ungesunder politischer Einstellung und einem Intelligenzqutienten, der es ihnen nur in fiktionalen Texten erlaubte, den Polizeiberuf auszuüben.
Tatsächlich waren Karlchen Kanter und Bernd-Peter Mauser Beamte, wie man sie sich nicht wünschte. Da allerdings Montag war und alle anderen Kollegen damit beschäftigt waren, überall im Kreis schützenfestliche Zombies einzusammeln – Kanter und Mauser hatten in ihren ersten Dienstjahren eine beträchtliche Menge antideeskalierendes Unfeingefühl bewiesen; es stellte sich sogar recht schnell heruas, das die meisten Schützenfestschlägereien erst begannen, nachdem die Kollegen aufgetaucht waren – konnte Pertolero nur auf diese beiden oder aber sich selbst zurückgreifen. Aus unerfindlichen Gründen entschied er sich für die beiden.
„Jungs, ich habe einen Job für euch!“
„Wieso nennt er uns ‚Jungs‘, wo wir doch viel älter sind als er?“, grummelte Kanter und griff nach seiner Wildlederjacke, die sehr abgewetzt und sehr schäbig war und außerdem – immerhin trug er sie an 6 Tagen die Woche und nutze den siebten Tag NICHT, um sie zu waschen – ziemlich muffelte.
„Genau“, grummelte sein Kollege Mauser, der auch irgendetwas absolut typisches und mega-individuelles an sich hatte.

To be continued … sobald ich dafür den Verlagsvertrag unterschrieben habe und das Buch auf dem Markt ist. Also Verlage, meldet Euch!:-)


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