Schicksalsstunden einer Schwatzbude

Schicksalsstunden einer SchwatzbudeEin Volk, ein Land, eine Stimme. In der Stunde der größten krise der Demokratie haben Menschen, Medien und Parteien in umgekehrter Reihenfolge bewiesen, dass sie in der Lage sind sind, das in der gesungenen Verfassung vorgegebene große deutsche Lebensmotto Einigkeit und Recht und Freiheit nicht nur zu leben, sondern es einstimmig zu leben.
Kein Murren und kein Knurren ist zu hören in den Stunden nach den Stunden hektischer Krisendiplomatie, in denen Kanzlerin Angela Merkel versuchte, ihre Koaltition zu retten. Während die FDP versuchte, ihr Image aufzubessern. Während die SPD versuchte, zu beweisen, dass Schwarz-Gelb am Ende ist und nicht einmal mehr das Personal für einen eigenen Bundespräsidentenkandidaten hat. Während die Grünen auch keinen hatten, aber bereit waren, für jeden zu stimmen, der sie den Kabinettsplätzen etwas näher bringt. Während die Linke gern auch gefragt worden wäre, ob sie dem späteren Konsenskandidaten zustimmen werden. Während die NPD zu überrascht war, um erneut ihren gewohnten braunen Barden in die Schlacht um die Macht zu werfen.
"Ende gut, alles gut", fasste Sigmar Gabriel die 60 Stunden dauernde Schicksalsstunde Deutschlands gewohnt philosophisch zusammen. Man hat sich auf einen sogenannten Kandidaten geeinigt, der damit allerdings auch schon gewählt ist, weshalb die Wahl eigentlich einer jener Akklamationen gleich, mit denen SED und KPdSU ihre jeweiligen Führer vom begeisterten Parteivolk küren ließen. Doch die Alternative wäre, so Gregor Gysi, "Parteiengezänk" gewesen. Auch Wolfgang Bosbach von der CDU war gegen "Parteiengezänk". Und selbstverständlich schloss sich Frank Steinmeier an: "Bloß kein "Parteiengezänk!"
Hat man nämlich erst einmal Parteiengezänk, dann wird das Parlament schnell zur “Schwatzbude", wie es einer der Vorgänger des eben zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff einst nannte. Und was dann? Diskussionen. Debatten. Argumente. Meinungsstreit. Im schlimmsten Fall erscheinen Zeitungen mit divergierenden Schlagzeilen, die eine große Qualitätsredaktion greift zu dem einen Foto, die andere nimmt lieber ein anderes. Die Menschen aber sind verwirrt. Wem soll m an noch glauben, wenn es auch einer einzigen Pressekonferenz mehrere Bilder gibt? Wäre es nicht viel schöner, lebte man nicht viel ruhiger, müsste man überall nur ein Foto sehen, immer gleich geschnitten, mit immer derselben Botschaft versehen. Auch diese mediale Fürsoge hat doch das Leben in der DDR so viel einfacher und ehrlicher gemacht: Jeder wusste, alles ist gelogen.
Wer wird Wulff? Geheimoperation Nachfolger


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