R.I.P. Eddie Kirkland

Eddie Kirkland

Eddie Kirkland

«Hallo und guten Abend, wir sind die Wentus Blues Band. Wir kommen aus Finnland, dem Land der Wälder, der vielen Seen und des Tango.» So eröffnet Robban Hagnäs, der Bassist der Band, den Konzertabend.

Und tatsächlich ist der Titel ein Tango, gespielt von Robban, Nico Riipa, Gitarre und Bob Skoglund, Drums. Der Sänger und Percussionist Juho Kinaret kommt erst zum zweiten Titel auf die Bühne.

Die Wentus Blues Band ist immer ein Erlebnis. Man sieht, dass die Akteure auf der Bühne mit Leib und Seele dabei sind. Sie haben Spaß und legen immer eine gute Portion Humor an den Tag. Die Musik kommt auf den Punkt, dass alle ihre Instrumente beherrschen, braucht nicht eigens erwähnt zu werden.

Nach drei Stücken aus dem Repertoire der Wentus Blues Band wird Eddie Kirkland auf die Bühne gerufen. Es dauert etwas, bis der 85 (!!!)- Jährige die Treppe aus dem Backstage- oder hier im «Spirit of 66» besser Understage- Bereich erklommen hat.

Er wird von den etwa hundert Menschen im Publikum mit einem riesigen Beifall begrüßt. Nico Riipa hilft ihm, seine «Act One» Gitarre umzuhängen. Eddie Kirkland nimmt auf einem Hocker Platz, steht wieder auf und stellt noch etwas an seinen Bodeneffekten ein.

Dann geht’s los. Beim ersten Titel scheinen seine Finger noch nicht warm zu sein, so geht der eine oder andere Ton leicht daneben, doch im Laufe der weiteren Songs z. B. «Rainbow», meinem persönlichen Favoriten aus dem letzt jährigen Konzert, scheint das kein Thema mehr zu sein. Der Titel wird wieder in einer ausgedehnten Maxi- Fassung geboten und erwischt mich wieder wie beim ersten Mal. So bemerke ich plötzlich, dass ich wie große Teile des Publikums den Refrain mitsinge: «I hope you find your rainbow, ’cause I love you so».

Und Eddie wird sich weiter steigern.
Gesanglich ist er ohnehin fit. Seine Stimme ist kraftvoll, sicher, laut. Seine Gitarren- Licks spielt er routiniert, aber immer mit viel Gefühl. Der Sound ist für meinen Geschmack manchmal etwas zu scharf in den Höhen, aber das mag auch daran liegen, dass ich direkt im Schallkegels seines Fender Amps stehe und somit ungefiltert die volle Dröhnung abbekomme.

R.I.P. Eddie KirklandR.I.P. Eddie KirklandR.I.P. Eddie Kirkland

Bild 1: Nico Riipa, Eddie Kirkland, Bob Skoglund – Bild 2: Nico Riipa, Eddie Kirkland, Robban Hagnäs – Bild 3: Eddie Kirkland

Obwohl die Wentus Blues Band oft zusammen mit Eddie Kirkland auftritt, hat man häufig das Gefühl der spontanen Frische einer mit besten Leuten besetzten Jamsession. Nichts wirkt aufgesetzt oder bis ins Kleinste ausgetüftelt, es gibt Grundstrukturen innerhalb der Titel, um die herum ein eigenständiges Etwas gestrickt wird, das macht dieses Konzert so lebendig und authentisch. Hier wird Blues zelebriert und zwar Blues vom Allerfeinsten. Und so zeigt sich wieder einmal die Vielfalt dieses Musikgenres. Dieses Konzert lässt sich beispielsweise nicht mit dem Konzert von Memo Gonzalez & The Bluescasters vergleichen. Stilistisch ist hierzwischen eine Menge Platz. Und doch haben beide von der Qualität und der Ursprünglichkeit her absolut den gleichen Stellenwert.

Es ist eine wahre Wonne, dem Altmeister, der schon seit über 74 Jahren auf der Bühne tätig ist, zuzusehen. «The Gypsy of The Blues», wie er auch genannt wird, wurde in Jamiaca geboren und wuchs in Alabama auf. Er hat in seiner langen Karriere schon mit vielen Großen des Blueszirkus gespielt. So war er Bandleader bei Otis Redding, spielte zusammen mit Ruth Brown, Little Richard, Ben King, Elmore James, John Lee Hooker oder Muddy Waters. Er hat den Blues schon sehr früh er- und gelebt. Und das zeigt sich in jeder Faser seines Spiels, seines Gesangs und seiner gesamten Erscheinung. Er geht ganz und gar in der Musik auf. Aus voller Seele spielt und singt er seine Songs und das ist schön anzusehen und anzuhören.

Manchmal hält es ihn nicht mehr auf seinem Hocker, dann steht er aber nicht wie angewurzelt da, sondern bewegt sich, ja tanzt, im Groove seiner Musik, was das Publikum mit heftigem Applaus honoriert. Man hat den Eindruck, dass er sich in so etwas wie Trance hereinspielt.

Nach 135 Minuten Nettospielzeit, soll das Ende der Show gekommen sein. Das Publikum fordert eine Zugabe, die es dann auch bekommt. Sie dauert etwa noch weitere zwanzig Minuten und wird mit dem hervorragenden Song «Pick Up The Pieces» abgeschlossen. Eddie kündigt den Titel an mit den Worten: «We all need love. We all are looking for love. If there wasn’t love, nobody would exist. Blessed are those who can feel love and so can give it to other people. Trust in your feelings. Trust in love. So pick up the pieces…keep on.» ..

Dieser Titel findet sich auch auf der Doppel CD «Family Meeting» der Wentus Blues Band. Neben Eddie Kirkland spielt hier noch der Schwede Sven Zetterberg mit.

Ein schönes Schlusswort zu einem ergreifenden Konzert. Wenn ich in dem Bericht weniger auf die Wentus Blues Band eingegangen bin, heißt das nicht, dass sie nicht präsent war. Die vier Jungs waren immer zur Stelle und auf dem Punkt. Die ideale Begleitband für eine lebende Blueslegende.

Fazit: Auch dieses Konzert hat mich voll überzeugt. Eine durch und durch spannende, energiegeladene Kombination. Darum an alle den Tipp, wenn in der Nähe, unbedingt nicht verpassen.

© Text und Fotos: Tony Mentzel

PS
Bei Klick aufs Foto ganz oben kann man Eddie Kirkland noch einmal mit seinem Titel: «I Love You» bewundern.

Am 27.02.2011 verstarb ein legendärerer Bluesmann, nämlich Eddie Kirkland, im Alter von 87 Jahren bei einem Autounfall.

Ich hatte das große Glück und die Ehre, Eddie Kirkland, der in den Fünfzigern mit John Lee Hooker durch die Blueslande zog, mehrfach live zu erleben und auch persönlich zu sprechen.

Umso nachhaltiger trifft mich die Nachricht von seinem plötzlichen Tod.

 In unten stehendem Konzertbericht möchte ich noch einmal an diesen großartigen Musiker erinnern.

Wentus Blues Band & Eddie Kirkland am 03.02.2009, Spirit of 66 in Verviers



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