[Rezension] – “Mitgift” von Subway to Sally

Hallo zusammen,
nach drei Jahren hat Subway to Sally ein neues Album rausgebracht und das hat es wirklich in sich. Schon immer konnte man in den Liedern eine kleine Geschichte entdecken und entsprechend interpretieren. Dies ist ebenfalls wieder enthalten. Jedoch auf eine etwas andere Art und Weise. Im Album “Mitgift” basiert fast jedes Lied auf eine (reale) Straftat.
Bevor ich mit der Rezension fortfahre, möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Hintergründe der Lieder euch präsentieren möchte. Wer also Details über die Straftaten – vorzugsweise Morde – nicht lesen möchte, sollte nicht weiterlesen.
kurz etwas zu Subway to Sally
1992 wurde die Band gegründet, deren Mitglieder aus Potsdam und dem Umland stammen. Mit Folk- und Metaleinflüssen gestalten sie ihre Lieder und sprechen dabei vorzugsweise deutsch, jedoch auch lateinisch und gälisch.
Mitgift
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Wie schon oben genannt basieren fast alle Lieder auf reale Gegebenheiten. Beginnen tut das Album jedoch mit dem Lied “Ad Mortem Festinamus”“Wir eilen dem Tod entgegen”. Das Lied stammt aus dem Mittelalter und wurde ist entsprechend bei Mittelalter-Fans sehr beliebt.
“Schwarze Seide” erzählt die Geschichte eines Nekrophilen namens Carl von Cosel. Er hat, nachdem seine Frau gestorben ist, sie wird aus ihrem Grab geholt und mir ihr zusammengelebt. Damit sie nicht verfällt, hat er so – mehr oder weniger – mumifiziert. Er soll sogar eine Vorrichtung gehabt haben, mit der er den Geschlechtsverkehr durchführen konnte.
“Schwarze Seide”
Der Text von “Für immer” wurde aus der Sicht des Mörders geschrieben. Es handelt sich hierbei um den Mord an Elizabeth Short, die schon in jungen Jahren ihr Zuhause verließ und anschließend durch die Staaten reiste. Gefunden wurde sie auf einer Wiese. Der Mörder hat sie nicht nur verstümmelt, sondern auch komplett ausbluten lassen und sie gereinigt. Zudem hat er ihr ein Glaskow-Lächeln ins Gesicht geschnitten. Der Mörder konnte nie ermittelt werden. Die Melodie und die Umsetzung hat etwas Romantisches und teilweise auch etwas Brutales an sich. Der Täter beschreibt sein Opfer und wie wunderschön sie doch ist. Er scheint sie zu kennen und somit auch ihre Lebensgeschichte. Gar wirkt das Lied auch so, als würde er sie von ihrem Leben erlösen und ihr ihr Lächeln somit für immer wiedergeben wollen. Entsprechend ist die Melodie im Refrain sehr ruhig und mitfühlend. Bei den Strophen allerdings strickt und direkt.
Auch ein Märchen findet sich auf dem Album wider. “Die grausame Schwester” erzählt von der Legende zwei Schwestern.
“Die Eine war hell und von schöner Gestalt,
die Ältere aber war dunkel und kalt.”
Quelle: Subway to Sally, “Die grausame Schwester”; Album “Mitgift”
Entsprechend war die Ältere eifersüchtig auf ihre kleine Schwester und hat sie eines Tages ins Meer gestoßen. Die Leiche wurde später gefunden und aus ihren Gebeinen und Haaren wurde ein Musikinstrument – entweder eine Geige oder eine Harfe – erstellt, welches im Wind beginnt zu spiele und die Schwester als Mörderin enttarnt.
“Warte, warte nur ein Weilchen, …”
Quelle: Walter Kollo “Haarmann-Lied”
Diese Zeile wird im Lied “Warte, Warte” immer wieder aufgegriffen, denn es ist eine Zeile aus dem Haarmann-Lied, welches auf die Taten des gleichnamigen Mörders beruht. Fritz Haarmann arbeitet in der Nachkriegszeit als Textilien- und Fleischverkäufer. Er ist als der “Vampir von Hannover” bekannt und hat mit seinem Lebensgefährten Kinder und Jugendliche tötete. Die Kleidung verkaufte er, genauso wie das Fleisch. Die Leichen hat er in seiner Wohnung aufbewahrt und verarbeitet. Von einigen soll er sogar das Blut getrunken haben Das hier die Zeile aus dem Haarmann-Lied aufgenommen wurde, verursacht bei mir einen kalten Schauer, weil diese Zeile doch sehr eindringend ist. Vor allem, weil sie als Background gesungen wird und deswegen recht leise klingt. Die Melodie passt sich auch immer wieder dem Text an. An Stellen, wo es um die Tat an sich geht, werden die Klänge und die Stimme härter und brutaler, während bei der einfache Darstellung der Situation es ruhiger und gelassener ist.
Auch einen Fall der “heutigen” Zeit wurde aufgegriffen. Die Entführung von Natascha Kampusch wird in “Dein Kapitän” behandelt und wird ebenfalls aus der Sicht des Täters gesunden. Die Geschichte kennt bestimmt jeder. Natasche wurde als Kind entführt und lebte 3.096 Tage mit ihrem Entführer zusammen bis sie sich selbst befreien konnte. Die Wahl, die Geschichte aus Sicht eines Kapitäns darzustellen finde ich sehr interessant und auch passend. Denn normalerweise ist die Crew auf ihren Kapitän angewiesen und braucht ihn, um weiterzuleben. Er entscheidet, was wann passiert und gibt die Befehle.
“Arme Ellen Schmitt” spiegelt eine tragische Liebesgeschichte wider. Ellen war in einem Mann verliebt und hatte mit diesem auch eine Liebesaffäre aus der ein Kind resulierte, welches bei der Geburt starb. Sie begann ihn zu verfolgen und wollte ihn immer und immer wieder sehen. Er jedoch nicht. Letzten Endes schrieb er ihr, dass er sie treffen möchte. Dies war ein Anzeichen für sie, dass er sich für sie entschieden hatte. Allerdings schoss er ihr in die Brust.
“Und die Moral von der Geschicht: reist nie allein, verlauft euch nicht, geht ihr mit fremden Männern mit, ergeht es euch wie der armen Ellen Schmitt!”
Quelle: Subway to Sally, “Arme Ellen Schmidt”; Album “Mitgift”
Eine weitere tragische Liebe ist “Im kalten Eisen” beschrieben. Bertrant Cantat hat seine Ehefrau ungewollt erschlagen, weil sie eine SMS von ihrem Noch-Ehemann erhalten hatte. Bertrant wurde eifersüchtig und es kam zum Streit. Nach seinen Schlägen erkannte er jedoch nicht, dass sie sich in einem lebenbedrohlichen Zustand befand, sodass jede Hilfe für sie zu spät kam. So schrecklich die Tat auch ist, so gefühlvoll ist auch das Lied. Hier wird sehr gut rübergebracht, wo ungewollt sein Handeln doch war und er macht sich Vorwürfe darüber, dass er ihr nicht helfen konnte.
“Ich werd’ den Himmel nie mehr sehn, in jeder Nacht erscheint sie mir, sie war mein größtes Glück. All mein Sehnen, all mein Flehn macht meine Tat nicht ungeschehen, sie kommt nie mehr zurück.”
Quelle: Subway to Sally, “Im kalten Eisen”; Album “Mitgift”
“Vela Dare!” ist eine Instrumentalstück, welches die Melodien der Lieder teilweise aufgreift und miteinander kombiniert. Es beginnt harmonisch, steigert sich jedoch mit der Zeit und klingt dann ruhig und sachte wieder aus.
“Haus aus Schmerz” behandelt die interessanteste Geschichte. H. H. Holmes hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts über 200 Menschen getötet. Seine Methode ist so gerissen wie brutal. Er hatte ein Hotel gekauft und es auf spezielle Art und Weise umgebaut. In ihm befanden sich Falltüren, Geheimgänge, versteckte Räume, Säurebäder, Folterkammern und einen Raum, den man mit Gas füllen konnte. Vorzugsweise lud er junge Frauen in sein “Hotel” ein und verkaufte ihre Skelette anschließend an Universitäten. Der Text an sich ist simpel gehalten. Es wird aus der Sicht von Holmes berichtet, wobei er erzählt, was in seinem Haus alles passiert und wie sehr es im gefällt. Die Wechsel zwischen ruhigen Erzählen und dem Refrain unterstreicht für mich den Wahnsinn, der doch in dieser Person steckt.
Auf dem Lied “Down In The Willow Garden” basiert der Text von “Im Weidengarten”. Es ist eine Ballade, die davon handelt, wie der Mann seine Geliebte vergifteten Wein gibt, sie ersticht und dann in den Fluss wirft. Subway to Sally greift hier den Moment des Vergiftens auf und was der Mann für seine Geliebte emfpindet und wie sehr er den Moment des Todes doch genießt. Für mich hört es sich auch so an, als wolle der Mann seine Geliebte vor der sogenannten großen, bösen Welt beschützen, in dem er sie tötet.
“Bevor die Blumen welken und Trauer kommt und Leid, bewahre ich die Liebe für die Ewigkeit.”
Quelle: Subway to Sally, “Im Weidengarten”; Album “Mitgift”
Die ganze Atmosphäre des Liedes ist sehr ruhig und behutsam – passend zu dem Moment, den das Lied repräsentieren soll.
Mit “Coda” endet dann auch das Album. Es erinnert stark an ein Wiegenlied und ich bin der Meinung, dass hier die Handlung von “Schwarzer Seide” wieder ausgegriffen wurde und hier noch einmal die Liebe, die der Mann für seine Frau empfunden hat, ausgedrückt wird.
Abschließende Worte
Die Idee, Straftaten in Lieder umzuwandeln, ist sehr interessant und in gewisser Weise auch gewagt. Mir hat sich nach einer gewissen Zeit die Frage gestellt, ob man mit solchen Liedern die Täter irgendwie glorifiziert. Es waren böse Menschen, haben sie es dann verdient, in einem Lied unsterblich zu werden?
Nein, verdient haben sie es nicht.
Und dennoch ist das Album an sich ein Meisterwerk. Es ist der Band gelungen, sich in die Situationen einzufügen und sich vorzustellen, was die Täten in den Moment ihrer Taten gefühlt haben könnten.
Fazit
Für Fans von Subway to Sally kann ich nur eine Empfehlung aussprechen. Es ist eines der stärken Alben. Doch auch für diejenigen, die bisher noch nichts von Subway to Sally gehört haben, lohnt sich ein Reinhören auf jeden Fall.
Ende II
Kennt ihr Subway to Sally und habt ihr euch das neue Album schon geholt? Was haltet ihr davon, dass Straftaten die Grundlage der Lieder sind?

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