|Rezension| "Lúm: Zwei wie Licht und Dunkel" von Eva Siegmund

| cbt | Hardcover | 512 Seiten | €16,99 | Amazon |


In der Trümmerstadt Adeva entscheidet sich für alle 15-Jährigen in der Nacht der Mantai, welche Gabe sie haben. Ein Mal, das auf dem Handgelenk erscheint, zeigt an, ob man telepathisch kommunizieren, unsichtbar werden oder in die Zukunft sehen kann. Doch bei Meleike, deren Großmutter eine große Seherin war, zeigt sich nach der Mantai – nichts. Erst ein schreckliches Unglück bringt ihre Gabe hervor, die anders und größer ist als alles bisher. Als Meleikes Visionen ihr von einem Inferno in ihrem geliebten Adeva künden, weiß sie: Nur sie kann die Stadt retten. Und dass da jenseits der Wälder, in der technisch-kalten Welt von Lúm, jemand ist, dessen Schicksal mit ihrem untrennbar verknüpft ist …
Ein Buch wie Licht und Dunkel - das ergibt eine recht graue Lesemasse, die definitiv zu unterhalten weiß, an vielen Stellen aber sehr konstruiert und gewollt wirkt. Auf einen lang und breit gezogenen Anfang, folgt ein rasantes Ende und irgendwie fehlte mir das "Dazwischen", das Herz der Geschichte. "Lúm - Zwei wie Licht und Dunkel" ist eine dieser ruhigeren Dystopien, die versucht etwas neues zu erschaffen und auch eine recht interessante Idee serviert, letztendlich aber Schwierigkeiten in Sachen Umsetzung hat. Das Gesamtkonstrukt Lúms wirkt wacklig und instabil, als könnte es jeden Moment in sich zusammenbrechen und so bleibt auch das Buch eine eher zähe Angelegenheit, die durchaus dann und wann lichte Momente hat, insgesamt für mich aber eher dunkel und mittelmäßig blieb.
Ein großer Faktor, der zu diesem Lesegefühl beigetragen hat, sind die Figuren, die zwar sicherlich sympathisch und interessant sind, irgendwie aber doch sehr uneigenständig und konstruiert wirken. Sie sind zu extrem - es gibt zu viele Unterscheidungen zwischen Licht und Dunkel, sodass teils die Schatten und Konturen etwas verloren gegangen sind. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Handlungen vieler Charaktere oft sehr kindisch und dickköpfig wirkte, sodass man oft das Gefühl hat, niemand in diesem Buch würde wirklich nachdenken. Das ist an einigen Stellen sicherlich so gewollt, gerade, weil gezeigt wirkt, dass eine Rebellion nicht so einfach ist, wie man es wegen mancher Büchern vielleicht denken mag, aber diese Einstellung hat leider auch dazu beigetragen, dass der Geschichte eine ganz bestimmte Atmosphäre fehlt, die ich mir irgendwann gewünscht hätte.
So ist Protagonistin Meleike nett, aber blass und unkonturiert. Sie wirkt wie ein Puppe, die an Fäden hängt und so ging es mir leider mit den meisten Figuren dieses Buches. Alle sind irgendwie in Ordnung, aber niemand ging mir ans Herz und niemand ist so dreidimensional und interessant gezeichnet gewesen, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen - ganz im Gegenteil: Ich habe sogar relativ lange für die Geschichte gebraucht. Auch vom Schreibstil wird diese Langsamkeit unterstrichen, denn obwohl dieser sicherlich nicht schlecht ist, so fehlt ihm meiner Meinung nach diese bestimmte Präsenz, der Wiedererkennungswert. Ebenso wie Figuren und Stil bleibt auch der Plot relativ blass. Ich könnte kaum beschreiben, worum es in dem Buch geht, weil es nicht unbedingt zusammenfassbar ist - der rote Faden geht ab und an etwas verloren und mir fehlt das große Ganze ein wenig.
Für einen Einzelband ist das Ende sehr offen und noch dazu bleibt vieles ungeklärt. Fokussiert man die Geschichte lediglich auf Meleike ist das sicherlich gerechtfertigt, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass am Ende alles sehr schnell abgearbeitet wurde und man eigentlich noch auf mehr eingehen wollte. So wirkt das Buch gegen Ende hin etwas zerfetzt und irgendwie unfertig, was im Gegensatz zu dem relativ lang erzählten Einstieg merkwürdig wirkt. Dennoch: Wer eine kleine Dystopie mit interessanten Ideen lesen will, dabei aber auf ruhigere Töne setzt, könnte sich "Lúm: Zwei wie Licht und Dunkel" einmal ansehen. Mir persönlich fehlte allerdings einfach zu viel und ich kann mir vorstellen, dass mir die Geschichte nicht lange im Kopf bleiben wird: Aus den Augen, aus dem Sinn eben.
Dieses Buch ist wie Licht und Dunkel, auch wenn hier eindeutig die dunklen Momente überwiegen. Die Mischung aus Dystopie und Fantasy ergibt eine relativ grau gehaltene Geschichte, die mit blassen Figuren und einer eher ruhigen Atmosphäre nicht unbedingt eine Lesemuss ist. Der Geschichte fehlt das Dazwischen und das Herz und bleibt auf halber Strecke hängen, blass und etwas zäh. Unterhaltung kann man zwar finden, aber man muss doch etwas danach suchen und dran bleiben, was sehr schade ist, da die Ideen an sich sicherlich etwas hermachen. Die mittelmäßige Umsetzung jedoch sorgt schnell dafür, dass man nicht lange aufmerksam bleibt, daher kann ich das Buch leider nur eingeschränkt weiterempfehlen, zumal es in der Masse von Dystopien einfach untergeht.

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