[Rezension] Loving

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Autor/in: Katrin Bongard
Verlag: Oetinger
Seitenzahl: 296 Seiten
Genre: Jugendroman

“Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt”, sagt Luca leise und so erstaunt, als könnte er sich selber nicht glauben.
Und mir geht es genauso, denn meine schwärmerischen Gedanken an ihn waren eine Sache, aber dies ist etwas anderes.
Erwachsen. Magisch. Unausweichlich.
- Klappentext


Inhalt in einem Satz:

Als die schüchterne Leseratte Ella ein Deutschprojekt über das Buch Stolz und Vorurteil ausgerechnet mit Schulschwarm Luca bearbeiten muss, den sie bisher eher oberflächlich und unsympathisch fand, kommen sich die beiden näher, was Ellas Leben komplett durcheinanderbringt.     

Mir gefällt einfach gut, dass Jane Austen ihre damals revolutionäre Sicht auf Ehe und Beziehung so mutig vertreten hat. Damals war eine Liebesbeziehung nicht unbedingt üblich.
Aber heute ist es anders. Und vielleicht muss man heute weniger darauf achten, sich zu lieben, als darauf, dass man zusammenpasst und die gleichen Interessen teilt.
Denn sonst landet man bei einem Mann, mit dem man sich langweilt, wenn die große Verliebtheit vorbei ist.

- S. 104


Meine Meinung (Vorsicht, enthält Spoiler!):

Eigentlich wollte ich zu diesem Buch nur eine Kurzmeinung schreiben, aber mir juckt es in den Fingern, etwas näher auf meine Meinung einzugehen, weil ich sehr viele positive Rezensionen dazu gelesen habe, während keine wirklich meine Kritikpunkte teilt. Das hat mich doch etwas erstaunt, weil ich mit dem einigen in Loving vermittelten Ansichten und Werten absolut nicht einverstanden bin. Was aber auch nicht heißen soll, dass ich das Buch gänzlich schlecht fand. Dazu gleich mehr.

Loving erzählt von Ella und Luca, die völlig gegensätzliche Charakterzüge haben, aber sich dennoch zueinander hingezogen fühlen. Die Geschichte ist interessant und locker geschrieben, sodass man sie gerne und schnell verschlingt. Durch ihre Lesesucht hat Ella einen großen Sympathiebonus, denn sie ist sogar Buchbloggerin und macht sich Gedanken über Blogbeiträge und ihren SuB, was mich beim Lesen ab und zu schmunzeln ließ.

Auch Ellas Sehprobleme und ihre Hemmungen im Sportunterricht mit Brille konnte ich sehr gut nachvollziehen. Andererseits wirkte sie auf mich auch besserwisserisch und manchmal überhelblich. Luca hingegen ist der coole Typ, in den jedes Mädchen heimlich verknallt ist - jedes außer Ella natürlich, da sie sich nur für Bücher interessiert. Bis sie eines Tages ihre Brille abnimmt, sich eine neue Frisur schneiden lässt und eine Party schmeißt. Ab diesem Moment wird sie von der hässlichen Einzelgängerin zum absoluten Jungsmagnet, was auf mich sehr klischeehaft und oberflächlich wirkte.

Denn plötzlich wird natürlich auch Luca auf Ella aufmerksam und schmeißt sich an sie heran, während es überhaupt keine Rolle spielt, dass er seit Jahren in einer festen Beziehung mit Melanie steckt. Es entsteht in meinen Augen ein sehr oberflächliches Beziehungs-Hin und her, bei dem keiner auf den anderen Rücksicht nimmt und jeder seine Mitmenschen zu seinem Vorteil benutzt.

So verknallt sich zum Beispiel auch Melanies beste Freundin Zoe in deren Freund Luca und versucht, ihn für sich zu gewinnen. All das wird hier als überhaupt nicht verwerflich suggeriert. Am meisten haute mich aber Ellas dreiste Art um, als sie Melanie besucht, die krank das Bett hütet, um sie heimlich über ihren Freund auszufragen.

Auch Luca ist ein gnadenloser Egoist. Sobald Ella nicht nach seine Pfeife tanzt, knutscht er einfach wieder fröhlich mit Melanie herum - die zwar nicht gerade als sympathisch beschrieben wird, aber das rechtfertigt für mich absolut nicht, dass man sie dermaßen hintergeht. Allgemein hatte Luca für mich überhaupt kein Rückgrat, denn im einen Moment ist er noch sauer auf Ella wegen eines Missverständnisses, und im nächsten ist das Drama für ihn vergessen und er kann wieder wunderbar mit ihr rummachen.

Und Ella bekleckerte sich für mich auch nicht gerade mit Ruhm, denn sie als schlaue Streberin kommt bei keinem entstandenen Missverständis zwischen Luca und ihr dahinter, warum er denn sauer ist. Ein Beispiel: Ella lässt einen Bekannten bei ihr übernachten, der oberkörperfrei herumläuft und ihr eine Sterntaufe schenkt. Sie hat allerdings keinerlei Verständnis dafür, dass Luca in dem Moment eifersüchtig wird. Allgemein entstehen die meisten Missverständnisse erst durch Ellas völlig gedankenloses, egoistisches Verhalten. Außerdem steht sie nicht zu ihrer Liebe zu Luca, sondern hält sich lieber alle Möglichkeiten offen - nun, da sie so umschwärmt ist.   

Das Buch hat für mich demnach absolut nichts mit wahren Gefühlen zu tun, sondern eher mit oberflächlichen ersten Erfahrungen, und je mehr ich darüber nachdenke, desto fataler finde ich die Botschaften. Die Idee, das Thema Stolz und Vorurteil für jugendliche Leser neu zu erfinden, hat mir gut gefallen. Nur leider bin ich mit der Umsetzung nicht einverstanden.

Falls ihr dieses Buch ebenfalls gelesen habt, würde ich mich über einen Austausch in den Kommentaren freuen. Es würde mich sehr interessieren, wie ihr zu dem Thema steht. Lasst es mich bitte auch wissen, wenn ihr Loving völlig anders empfunden habt als ich. 

Ich setze mich neben meine Mutter und flüstere fast. “Und woher wusstest du, dass er der Richtige ist?”
Sie lächelt offen. “Du weißt es. Weil du einfach nicht von ihm loskommst.”
- S. 106


Fazit:

Ein Buch, das in meinen Augen ziemlich verwerfliche Ansichten und Werte vermittelt und das ich deshalb - obwohl es lockerleicht und mitreißend geschrieben ist und durchaus seine guten Seiten hat - leider nicht weiterempfehlen möchte.     

Bewertung: 📖 📖 (2/5)


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