Rezension: Glass Animals – ZABA (Wolf Tone, 2014)

Die Glass Animals sind nicht der Elefant, sondern der Porzellanladen selbst. So zerbrechlich, so geschliffen und glänzend kommt ihr Debütalbum “ZABA” daher. Selbst das Cover ist durch die dunklen lila-grünen Farbtöne ein Vorbote ihrer Musiktöne, welche sowohl mit “Pop” als auch mit “Psychedelic” verschlagwortet werden könnten. Der Auftritt am SXSW Festival und die Tour mit St. Vincent verhalf ihnen in diesem Jahr zu Bekanntheit.

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Sind das Augen in den Buchstaben? Das psychedelisch-dschungel-schöne Albumcover der Glass Animals – ZABA.

…ALSO SO KLINGT ES IN DEN POOLS VON GLASTIEREN ! :
Die 3 bisher veröffentlichten Singles sind “Black Mambo”, “Pools” und “Gooey” und “Psylla”.

Alle Lieder auf dem Album tragen rätselhafte Namen (beispielsweise liest man in der Tracklist Namen wie “Walla Walla”, “Wyrd” oder “Cocoa Hooves”). Das erste Lied heisst noch nicht ganz so kryptisch “Flip”. Die Flipbewegung mit der Hand könnte dies sein, das zeitliche Zurückflippen in vergangene Zeiten oder das Flippen eines Frühstückseis: “I’m gonna go back, I’m gonna go back I’m gonna go back to a face, not a mask I wasn’t fooled until I met you I’m gonna shake my feathers, I’m breaking loose (…)” Die mehrdeutige Offenheit des Textes lässt viele Möglichkeiten zu. Das nächste Lied “Black Mambo” erinnert, man kann es kaum leugnen, an eine andere englische Band, die sich nach einer bestimmten Tastenkombination auf dem Computer benannt hat. Die Rede ist selbstverständlich von alt-j.

Die Glass Animals zelebrieren Dämmerstunde und Zwielicht auch in ihrem nächsten Stück “Pools”, welches ihr auch auf unserer Juni-Playlist findet. Im dazugehörigen Musikvideo zu “Pools” gibt es rhythmisch computeranimierte fleischfressende Pflanzen… und Fische!

“Put flowers in your hand
Wrap pretend around my chest”

“Gooey” und “Walla Walla” tragen einen stillen Wer-Ist-Besser-Mit-Guten-Rhythmus-Klängen-Kampf aus. Es wird knapp, aber “Walla Walla” schiesst am Schluss das entscheidende Takt-Goal. Das Intro von “Intruxx” ist geprägt von verzerrtem Vogelzwitschern und Tierklängen. Ehe die Gitarre einsetzt, befindet sich der Zuhörer bereits in einer Zwischenwelt, in welcher Gedanken nicht mehr als Linie existieren (sofern sie dies überhaupt tun). “Hazey” trägt ein bewölktes R&B-Moment inne. Und falls es das Genre “Drogenmusik-zu-der-man-keine-Drogen-mehr-braucht” noch nicht gibt: Hier ist es. Inhaltlich geht es hier scheinbar um das Überwinden von Grenzen, in variablen Formen. Auf Zehenspitzen nähern wir uns dem nächsten Lied an,“Toes”. Der hauchige Gesang von Dave Bayley unterstreicht die psychedelischen Klangschichten und Zeilen wie “see those snake bamboo funky shake ass move” machen den wirren Fantasiestreifzug perfekt. “Wyrd” ist ebenso weird, sodass wir auch hier erneut Lyrics zitieren möchten… ja müssen:

“(…) free air you sip on
a cave edge a black bowl
breathe in deep and slow
as your own splash echoes (…)”

“Cocoa Hooves” folgt als nächstes Stück und ist angereichert mit akustischen Gitarreneinlagen. Fun Fact: Das Wort “Hooves” bedeutet in der englischen Umgangssprache so viel wie “Quadratlatschen”; die Glasstiere singen hier also von Schoko-Quadratlatschen, ja, sagts mal, haben sie die noch alle? Nein noch nicht ganz: Denn es fehlt noch das klanglich verwaschene Schlusslied, “JDNT”. Im Hintergrund zeichnen Klatschgeräusche und Holztrommeln eine kaleidoskopische Märchenkulisse.

FAZIT: Das Album “ZABA” ist unter Kritikern, und (pssst!) auch unter uns, eines D E R Hoffnungsträgeralben für das Jahr 2014. Es ist kein Album, das sich eben mal so im Zug hören lässt. Also vielleicht schon, aber nicht jeden Tag. Sonst erhält man selbst bald das Gefühl, aus seinen Augen würden Haare wachsen. Und hierbei sind nicht die Wimpern gemeint.

Note: 9 / 10

LISTEN: Glassklar (!) kann man sich hier das Album natürlich wieder anhören:

KLEINER NACHTRAG: ÜBER DAS LABEL “WOLF TONE”
Das Label, welches die Glass Animals hütet, wurde von niemand geringerem gegründet als Paul Epworth. Er arbeitete früher als Produzent für Künstler wie Kate Nash, The Rapture, Bloc Party und Friendly Fires. Nun hat er, gemäss 3fach.ch, mit Wolf Tone sein erstes eigenes Label gegründet. Die Glass Animals sind die ersten, die er unterzeichnet hat und wir sind gespannt, wie weit es das Label – und die Glasstiere natürlich – schaffen werden!

KEEP BUZZIN


Tagged: Album Review, Glass Animals, Pools, Pop, Psychedelic, Rezension, the line of the best fit, Wolf Tone, Zaba

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