|Rezension| "Die Mitternachtsrose" von Lucinda Riley

| Goldmann | Hardcover | 576 Seiten | €19,99 | Amazon |



Heute ist mein einhundertster Geburtstag.
Innerlich aufgelöst kommt die junge amerikanische Schauspielerin Rebecca Bradley im englischen Dartmoor an, wo ein altes Herrenhaus als Kulisse für einen Film dient, der in den 1920er Jahren spielt. Vor ihrer Abreise hat die Nachricht von Rebeccas angeblicher Verlobung eine Hetzjagd der Medien auf die junge Frau ausgelöst, doch in der Abgeschiedenheit von Astbury Hall kommt Rebecca allmählich zur Ruhe. Als sie jedoch erkennt, dass sie Lady Violet, der Großmutter des Hausherrn Lord Astbury, frappierend ähnlich sieht, ist ihre Neugier geweckt. Dann taucht Ari Malik auf: ein junger Inder, den das Vermächtnis seiner Urgroßmutter Anahita nach Astbury Hall geführt hat. Je mehr Rebecca aber in die Vergangenheit und in ihre Rolle eintaucht, beginnen Realität und Fiktion zu verwischen – und schließlich kommt sie nicht nur Anahitas Geschichte auf die Spur, sondern auch dem dunklen Geheimnis, das wie ein Fluch über der Dynastie der Astburys zu liegen scheint… [via Amazon]
Es gibt Geschichten, in die man eintaucht, ohne es zu merken. Plötzlich steckt man mitten im Geschehen und ehe man es sich versieht, hat man die Hälfte gelesen, ohne es geplant zu haben. "Die Mitternachtsrose" war so ein Buch für mich und das, obwohl ich vor der Lektüre nicht unbedingt davon überzeugt war, dass mir die Art Buch gefallen könnte. Weit gefehlt, denn mit diesem tragischen Familienepos hat Lucinda Riley mir ein - für mich - ganz neues Genre eröffnet und mir Lust auf mehr gemacht (so viel mehr, dass ich mir direkt all iher anderen Bücher bestellen musste!). In "Die Mitternachtsrose" fließen die Vergangenheit und die Gegenwart ineinander und ergeben eine Geschichte, die voller Entdeckungen, Spannung und Weite ist - und vor allen Dingen einige faszinierende Szenarien bereithält. War man gerade noch gefesselt von der bunten indischen Welt mit Maharadscha und goldenen Palästen, so wird man im nächsten Moment in das kalte England katapultiert, hinein in ein Herrenhaus voller Intrigen und Geheimnisse. Diese Geschichte ist eine Entdeckungsreise und ein Familienepos, so fesselnd und detailreich, dass man sich in dieser Welt vollkommen verlieren kann.
Dramatisch und dabei doch schön, fesselnd ohne blutig zu sein und breitgefächert ohne überladen zu wirken - so oder so ähnlich könnte man die Geschichte um Rebecca, Anahita und co. beschreiben und doch würde das die besondere Atmosphäer des Buches nicht annähernd beschreiben. Das Buch ist in zwei unterschiedliche Zeitebenen aufgeteilt und erzählt rückblickend die Geschichte der jungen Inderin Anahita und in der Gegenwart die Geschichte ihres Enkels Ari und einer berühmten Schauspielering namens Rebecca - all diese Handlungsstränge treffen sich in England und ergeben dann die Geschichte, wobei das längst nicht alles hin. Die Binnenhandlung um Anahita umfasst die Geschichte ihrer Familie, eine große Freundschaft und ihre Entwicklung, sowie die Selbstfindung und die große Liebe, die nicht sein darf, während die Rahmenhandlung auf dem Anwesen in England spielt, auf welchem versucht wird, die Geschichte um Anahita zu rekonstruieren. Die Suche nach Antworten, die immer neue Fragen ergeben und letztendlich die Auflösung der Geschichte in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart erzeugen eine unglaublich konstante Spannung, die nicht sich die knapp sechshundert Seiten nicht anmerken lassen.

Dabei muss man trotz aller Liebe zum Detail, dem leicht lesbaren und beschreibendem Stil und der wahnsinnig dreidimensionalen und breitgefächerten Atmosphäre zugeben, dass das Buch nicht in jedem Winkel perfekt ist. Tatsächlich hapert es gerade an einigen Figuren der Rahmenhandlung, sodass allen vorran Rebecca sehr blass und ungreifbar bleibt. Bis zum Ende konnte ich keine wirkliche Sympathie für sie aufbringen, da sie relativ passiv bleibt - zwar ist ihre Rolle nicht unbedingt unglaublich tragend für die Geschichte, aber gerade zum Ende hin hätte ich mir mehr von ihr erhofft. Im Gegensatz dazu sympathisiert man schnell mit Anahita und ihrer Lebensgeschichte und verliert sich in ihren Erzählungen - gerade die Passagen, die in Indien spielen haben mich durchweg fasziniert und begeistern können, aber auch das graue England hatte seinen ganz eigenen Charme. Die Geschichte selbst ist tragisch und hat mir ein ums andere Mal das Herz förmlich herausgerissen, aber dennoch konnte ich nicht zu lesen aufhören. Die vielen Verstrickungen und Schicksalsschläge, die Anahita erlebt, fügen sich perfekt ins Gesamtbild und wissen zu fesseln.
Auch in der gegenwärtigen Erzählhandlung wird eine fesselnde Geschichte erzählt, bei der man immer wieder miträtselt, was das Geheimnis in Astbury Hall denn nun sein könnte und wem man wirklich trauen kann - hier wird man öfter mal aufs Glatteis geführt, was aber auch dafür sorgt, dass die Geschichte tatsächlich niemals langweilig wird. Allerdings muss man anmerken, dass die Gegenwartshandlung bei weitem nicht dieselbe Tragweite und Tiefe hat, wie die Rückblenden. Dennoch hat die ganze Geschichte so viele Facetten und Handlungen, dass man zu jeder Zeit wissen will, wie es jeder Figur ergeht - gerade auch wegen der vielen schockierenden und überraschenden Wendungen, die einen zu jedem Zeitpunkt völlig unvorbereitet treffen. Ich für meinen Teil stecke noch immer halb in Indien und halb in England fest und versuche dem Sog der Geschichte zu entkommen - wer Familienepen, tragische Verstrickungen, Liebe und Freundschaft in einem Buch mag, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen, denn dieses Buch nimmt einen mit auf eine Reise und Rätselsuche, der man sich kaum entziehen kann.
Lucinda Riley war bis vor Kurzem noch ein Garant für kitschige Liebesgeschichten für mich - ohne, dass ich je etwas von ihr gelesen hätte. Mit "Die Mitternachtsrose" hat sie mir eine völlig neue Welt eröffnet, in die mich sofort fallen lassen konnte und die mir neben unglaublich guter Unterhaltung, eine vielseitige und komplexe Geschichte geboten hat, die mich in ihren Bann gezogen hat. Ob andersartiges und buntes Indien oder graues und charmantes England - atmosphärisch ist dieses Buch durchgängig unschlagbar. Zwar schwächelt die Rahmenhandlung zwischendurch ein wenig, doch die Binnenhandlung um Anahita macht all das schnell wieder wett. Mit viel Liebe zum Detail, Gefühl und Tragik erzählt Riley einen Familienepos und arbeitet eine Lebensgeschichte auf, die mich tief berühren konnte - unbedingt lesen!

Lucinda Riley wurde in Irland geboren und verbrachte als Kind mehrere Jahre in Fernost. Sie liebt es zu reisen und ist nach wie vor den Orten ihrer Kindheit sehr verbunden. Nach einer Karriere als Theater- und Fernsehschauspielerin konzentriert sich Lucinda Riley heute ganz auf das Schreiben – und das mit sensationellem Erfolg: Seit ihrem gefeierten Roman »Das Orchideenhaus« stürmte jedes ihrer Bücher die internationalen Bestsellerlisten. Lucinda Riley lebt mit ihrer Familie in Norfolk im Osten Englands und in ihrem Haus in der Provence. [via Goldmann]
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