[Rezension] Die einzige Wahrheit || Jodi Picoult

[Rezension] Die einzige Wahrheit || Jodi Picoult

Inhalt


Das Leben macht keine Atempause für den Tod.
Tiefe Verzweiflung erfasst die junge Katie. Doch in der kleinen Amisch-Gemeinde von Lancaster County kann sie niemandem ihr Geheimnis anvertrauen. Deshalb betet sie zu Gott, dass das hilflose Bündel vor ihr im Stroh für immer aus ihrem Leben verschwinden möge – und steht wenig später unter Mordverdacht. Vor dem faszinierenden Hintergrund der Lebenswelt einer Amisch-Gemeinde erzählt Jodi Picoult von Liebe und Tod, Verrat und bewegender Treue: ein meisterhafter psychologischer Thriller und die Geschichte einer mitreißenden Freundschaft zweier ungewöhnlicher Frauen. 
(Quelle:Piper)

Meine Meinung

Dies war mein erstes Buch über und mit Amischen und ich war schon ganz gespannt, mit welchen Abgründen uns Jodi Picoult diesmal den Atem stocken lassen würde. Und das geschah in der Tat des Öfteren.
Die Welt und das Leben der Amischen kann man sich in der heutigen hektischen und lauten Zeit kaum vorstellen. Kein Auto, kein fließender Strom, Lebensmittel selbst anbauen oder schlachten - Zustände wie im letzten Jahrhundert. Und doch funktioniert das Leben der Amischen, scheinbar ohne das sie etwas aus der, wie sie es bezeichnen, englischen Welt vermissen. Schließlich kann man nichts vermissen, was man nie hatte. Doch was passiert, wenn man einmal in die "andere Welt" hineinschnuppert, Blut leckt und quasi von der verbotenen Frucht probiert? Dann endet man womöglich wie unsere Protagonistin Katie. Im Zwiespalt zwischen zwei Welten und wegen Mordes angeklagt.
"Man verhält sich nicht amisch, wie Mr. Callahan das unterstellt hat. Man lebt amisch. Man ist amisch." (S. 304)

An dieser Stelle kommt Ellie ins Spiel, eher zufällig als mit Vorsatz. Sie ist Anwältin und nimmt sich Katies Fall an. Dass dieses Zusammentreffen auch ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die beiden könnten auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein und so scheint eine aufrichtige Freundschaft oder zumindest ein ehrliches Mandanten-Verteidiger-Verhältnis kaum möglich. Doch als Ellie aufgrund der Kautionsbedingungen bei Katie einziehen muss, lernt sie nicht nur das Leben der Amischen näher kennen, sondern auch Katie. Ihre unbändige Loyalität ihrer Familie und Gemeinde gegenüber fasziniert Ellie, obwohl gerade diese bei der Aufklärung ein unüberwindbares Hindernis zu sein scheint.
"Für euch geht es immer nur darum sich irgendwie hervorzutun. Wer ist der Reichste, der Beste. Für uns geht es darum, mit den anderen eine Einheit zu bilden. Wie die Stoffstücke in einem Quilt. Betrachtet man uns einzeln, machen wir nicht viel her. Aber zusammen sind wir etwas Wunderbares." (S. 155)

Katie ist hin- und hergerissen zwischen Erinnerungslücken, bewusstem und unbewusstem Verdrängen von Ereignissen sowie ihrer Angst, ihren Gott verärgert zu haben. Ihre Handlungen sind oft widersprüchlich und dem Leser bleibt unklar, ob sie im Bezug auf ihre Anklage die Wahrheit bzw. die ganze Wahrheit sagt. Doch was genau ist die Wahrheit? Und gibt es immer die einzige Wahrheit?
"Der einzige Ort, wo die Wahrheit dich vor einer Verurteilung wegen Mordes bewahren würde, wäre eine vollkommene Welt. Und ein Gerichtssaal ist weit davon entfernt. Da geht es vom ersten Augenblick an nicht darum, was wirklich passiert ist, sondern darum, wer die beste Geschichte hat, die er den Geschworenen überzeugend verkaufen kann." (S. 271)

Picoults Schreibstil ist gewohnt spannend. Einzig die etwas lang geratenen Kapitel stören den Lesefluss etwas. Das ist auch der einzige Punkt, der mir negativ aufgestoßen ist. Mein Highlight des Buches waren wieder mal die Tage der Gerichtsverhandlungen. Hier wird vermehrt auf ethische Glaubensgrundsätze der Amischen eingegangen, die teilweise mit den staatlich festgelegten Abläufen einer Verhandlung kollidieren. Doch inwiefern muss oder soll der Glaube und/oder dessen Ausleben von Angeklagten vor Gericht berücksichtigt werden?
Der Ausgang der Geschichte bzw. des Falles bleibt bis zum Ende hin spannend. Was bleibt sind zwei starke Frauen, die sich doch ähnlicher sind, als zu Beginn gedacht und die aus ihrer gemeinsamen Zeit gestärkt und mit neuem Mut hervorgehen.

Fazit

Ein rundum gelungener, fesselnder Roman, der den Leser in die Welt der Amischen mitnimmt, uns deren Lebensweise näherbringt und zumindest mich überrascht hat, indem diese Glaubensgemeinschaft nicht als lächerlich dargestellt wird. Jodi Picoult räumt mit einigen Vorurteilen auf und teilweise macht sie mit ihrer Geschichte Lust, dieses Leben selbst mal kennenzulernen. Mal für einige Zeit der hektischen Welt zu entfliehen und sich auf sich selbst und die Natur zu besinnen. Für immer wäre es dennoch nichts für mich, dafür bin ich zu sehr mit der "englischen Welt" verwurzelt. 
Weitere Meinungen folgen in Kürze

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