Rezension | "Das Labyrinth erwacht" - Rainer Wekwerth

Rezension
Aber vielleicht liegt darin ja auch die Perversion unseres Überlebens. Vielleicht sollen wir gegeneinander kämpfen, uns gegenseitig töten. Nur ein Preis, nur ein Sieger. Ein Mörder würde überleben.
"Das Labyrinth erwacht" - Rainer Wekwerth [S. 195]
Rezension Erster Satz: Als Jenna erwachte, sah sie als Erstes den blauen Himmel, der sich majestätisch über ihr erststreckte.
Sieben Jugendliche, drei Mädchen, vier Jungs, erwachen in einer ihnen fremden Dimension, mitten in einer Steppe, vollkommen nackt und ohne Erinnerung. In ihrer Reichweite finden sie nicht nur Kleidung, die ihnen perfekt passt, sondern auch Essen, Trinken, einen Schlafsack und jeweils einen personalisierten Gegenstand. Viel Zeit zum Wundern oder gar Nachdenken bleibt ihnen nicht, denn bevor sie die Möglichkeit bekommen, sich zu orientieren, rauschen bis ins Mark erschütternde Schreie durch die Luft - direkt auf sie zu. Es beginnt eine Hetzjagd auf Leben und Tod, denn es ist klar: Nicht alle Jugendlichen werden überleben. In einem ihrer Rucksäcke finden Jenna, Jeb, Tian, Kathy, Mary, Mischa und León eine Nachricht, dass ihnen 72 Stunden bleiben, um einem mysteriösen Stern zu sechs Toren zu folgen, die sie in die nächste Welt befördern. Sechs Tore, sieben Jugendliche. Nur einer wird gewinnen, nur einer wird in jeder der sechs Welten immer eines der immer weniger werdenden Tore durchschreiten. Wer wird zurückbleiben? Wer wird siegen? Und wie weit wird derjenige für den Sieg gehen?  Rezension  Rezension Die Wörter Labyrinth und Jagd in Kombination, schaffen es nahezu immer, mich mit einem Versprechen von Abenteuer, Spannung und unvorhergesehener Überraschungen zu locken. Selbstverständlich also, dass ich meinen kleinen Abenteuerrucksack mit Proviant und vor allem Nervennahrung, über meine Schulter warf und großen Schrittes in diese Reihe von Rainer Wekwerth wanderte - ich erwachte in einer fremden, unheimlichen Welt, voller Gefahren und Geheimnissen und war durch die sich schnell und gnadenlos nähernde Gefahr sofort Feuer und Flamme, doch diese Anfangseuphorie sollte sich leider nicht allzu lange halten können.  Von der Grundidee her versteckt sich in "Das Labyrinth erwacht", dem ersten Band einer Trilogie, sehr viel Potenzial, welches man gekonnt hätte nutzen können, um dafür zu sorgen, dass der Leser auf Suche nach Antworten nur so durch die Seiten fliegt. Teilweise ist es dem deutschen Autor auch wirklich gelungen, dieses Potenzial aufzugreifen. Generell: Spannungs- & Ideentechnisch bringt der Schmöker viel mit. Jedoch wird nicht ausreichend mit den Erwartungen des Lesers gespielt, was dafür sorgt, dass größere Überraschungen ausbleiben. 
Die Charaktere sind alle sehr klischeehaft und fügen sich in ihrer Zusammensetzung, in die Reihe der üblichen Verdächtigen. Sprich: Die allseits bekannten Persönlichkeiten, wie auch in anderen Medien, sind anzutreffen. Wir haben einen Helden, einen Antihelden, die Liebenden, eine Psychopathin, eine Schüchterne, einen Leichtsinnigen etc. Demnach sind nicht nur die Handlungen der Figuren, sondern auch deren Beziehungen untereinander und deren Schicksal in der Geschichte, relativ schnell absehbar und schmälern so kontinuierlich den Spannungsbogen der Story.  Rezension Hinzu kommt, dass sich die Beziehungen untereinander auf nicht nachvollziehbarer Ebene, viel zu schnell ändern. Die sieben Jugendlichen haben keine bis kaum Erinnerungen an ihr altes Leben, schaffen es jedoch schon nach wenigen Seiten, sich ineinander zu verlieben und das eigene Leben für das des Anderen aufs Spiel zu setzen. Ich bin kein Fan von Bindungen, die sich zu schnell und damit auf nicht nachvollziehbare Weise für den Leser entwickeln. Diese Beziehungen werden nämlich fast immer zu Stolpersteinen, die einen über die komplette Lesedauer immer wieder aus dem Konzept bringen, sie schmälern den Glaubwürdigkeitsaspekt und machen einem so immer wieder klar, dass man in seinem Bett liegt, im Zug sitzt oder aber am Strand liegt und lediglich eine Geschichte liest. Sie verwehren einem den vollkommenen Zugang zur Handlung und verhindern, dass man sich als Teil dieser fühlt, dass man als ein Teil der Jugendlichen um ein Tor in eine neue Welt, um Antworten und sein Leben kämpft.  Ein weiteres Problem, stellte für mich die Tatsache dar, dass keine der Figuren mich abholen konnte. Dies ist sicherlich auch den Stereotypen und den unnachvollziehbaren Handlungen und Bindungen geschuldet, wie gerade beschrieben. Es erschwert einem das Lesen jedoch zusätzlich. Am Ende der Reihe soll ein Jugendlicher überleben, einer soll durch das letzte Tor wandern, einer soll gewinnen. Wenn man als Leser jedoch keinen Favoriten auf diesen Preis hat oder es einem der Jugendlichen besonders gönnt, dann ist es schwierig, die Lesemotivation aufrecht zu halten. Rezension Dieses Gefühl wird zusätzlich durch den ziemlich nüchternen und sprunghaften Schreibstil von Herr Wekwerth unterstützt. Auf der einen Seite gefällt es mir sehr gut, wenn Ereignisse, welche die Handlung unnötig in die Länge ziehen würden, ausgeblendet werden. Es verleiht einem Werk Tempo und Spannung, wenn man lediglich von den entscheidenden Situationen schreibt, die Perspektive einer Figur beschreibt, die einem Kapitel die nötige Atmosphäre verleiht. Jedoch ist der Schreibstil in "Das Labyrinth erwacht" sehr gewöhnungsbedürftig und erschwert es besonders in der ersten Hälfte, sich als Leser einzufühlen. Man braucht in gewissem Sinne Anlaufzeit, um sich an die Wortwahl und Situationsbeschreibungen gewöhnen und einlassen zu können. Rezension Letztlich bin ich mit meinem Reiserucksack ohne allzu große Erwartungen, lediglich mit der Hoffnung auf Spannung und Nervenkitzel, in "Das Labyrinth erwacht" von Rainer Wekwerth marschiert - trotz allem wurden diese niedrigen Erwartungen nicht erfüllt. An den nüchternen und sprunghaften Schreibstil des Schreiberlings kann man sich durchaus im Laufe der Seiten gewöhnen, nicht aber an die klischeebehafteten Buchfiguren und die sich rasch entwickelnden Beziehungen, die jeder Logik entbehren. Sie sorgen dafür, dass dem Leser jederzeit bewusst ist, dass er eine Geschichte liest. Sie sorgen dafür, dass man sich nicht in das Werk einfühlen und als ein Teil von ihm fühlen kann. Dadurch bleibt man leider durchweg ein stiller Beobachter. Da die Grundidee aber noch Potenzial versteckt, werde ich dem zweiten Band der Trilogie: "Das Labyrinth Jagd dich" trotzdem eine Chance einräumen.  Das Buch in Worten: vorhersehbar, distanziert, flach, interessante Grundidee, klischeebehaftet Rezension Arena Verlag | eBook | Januar 2013 | 408 Seiten | € 6,99 | Eingestellt von Jen am 8/23/2016 01:55:00 nachm. Diesen Post per E-Mail versendenBlogThis!In Twitter freigebenIn Facebook freigeben Labels: Bewertung: 3 Herzen, Gelesen: 2016, Jugendbücher, Rainer Wekwerth, Rezension, Trilogie

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