REWIND | Die Bourne Identität (2002)

Der eine muss denselben Tag immer und immer wieder erleben und baut so sein Wissen über sich, sein Handeln und die hieraus resultierenden Auswirkungen auf („Edge of Tomorrow“), der andere weiß nichts mehr über die eigene Identität und muss so ganz ohne Informationen von Tag zu Tag leben – „Die Bourne Identität“ stellte in 2002 nicht nur einen Wechsel des Fun-Actionfilms hin zum „dark & gritty“-Ton dar, den selbst Christopher Nolan mit seiner „The Dark Knight“-Trilogie noch zitierte, der Film bescherte Babyface Matt Damon auch einen Karrierewechsel, der ihn zum Actionstar und Franchise-Player machte – ohne die „Ocean’s Eleven“-Filme ausblenden zu wollen, in denen Damon allerdings nicht als Leading Man auftrat und die Last auf seinen Schultern dementsprechend leichter ausfiel.

„Die Bourne Identität“ kommt von Regisseur Doug Liman, der später eben noch Tom Cruise in „Edge of Tomorrow“ inszenierte. Mit dem ersten „Bourne“ gab er aber erst einmal den Startschuss für die Romanverfilmungen nach Robert Ludlum. Matt Damon spielt Jason Bourne, einen Mann der seine Erinnerungen verloren hat und sich auf die Suche nach seiner wahren Identität macht – inmitten einer dubiosen Verschwörung innerhalb der C.I.A.. Nebst Damon darf hier Franka Potente aus deutschen Landen spielen, als auch Chris Cooper, Clive Owen, Julia Stiles, Brian Cox und Adewale Akinnuoye-Agbaie.

Nach „Die Bourne Identität“ folgten bisher noch „Die Bourne Verschwörung“ (2004), „Das Bourne Ultimatum“ (2007) und „Das Bourne Vermächtnis“ (2012) mit Jeremy Renner als Damon-Ersatz. Mit „Jason Bourne“ kehren sowohl Matt Damon als auch Regisseur Paul Greengrass zurück, die gemeinsam die starken Teile 2 und 3 der Reihe gemacht haben. Aber für den Start der Reihe ist und bleibt nun einmal Doug Liman verantwortlich.

Er ist also quasi der Gründervater des Bourne-Stils, den wir danach auch mit Daniel Craig im „James Bond“-Reboot bekamen. Diese harten Actionszenen, die wir geradezu spüren. Die Schläge die ausgeführt werden, kein Schnitt der den Aufprall sanft erscheinen lässt. Realistische Nahkampfaufnahmen ohne technischen Schnickschnack. Keine Zeitlupen, keine CGI. Nur eine sehr gut einstudierte Choreografie lässt den ersten Bourne zu einem einflussreichen Film im Action-Genre werden.

Bei „Die Bourne Identität“ müssen die Waffen noch nachgeladen werden, wo John McClane als Held der „Stirb Langsam“-Reihe schon längst zehn Magazine leer hat ohne über die ausgehende Munition nachdenken zu müssen. In „Die Bourne Identität“ explodiert auch nicht sofort jedes Auto, nur weil es auf der Straße ins Schleudern gerät und gegen eine Leitplanke fährt. Da muss der kleine Mini schon mehr aushalten, in dem Matt Damon und Franka Potente zu der Musik von Paul Oakenfold („Ready, Steady, Go!“) durch die engen Gassen von Paris flitzen. Eine Verfolgungsjagd als Highlight dieses Films, nach der man sich sogleich bei Spotifiy wiederfindet um noch einmal den wunderbaren Score nachzuhören.

Matt Damon & Franka Potente in Matt Damon & Franka Potente in „Die Bourne Identität“

Aber den ganzen Hype unbedingt mit Vorsicht genießen. Man findet denn auch Momente, in denen Jason Bourne auf einem toten Körper mehrere Stockwerke eines Treppenhauses hinunter fällt und nebenbei noch einen präzise platzierten Headshot verteilt. Hier scheitert der eigene Realitätsanspruch.

Neben der Action ist der Thrill eines Verschwörungsfilm an vorderster Front zu spüren. Ein intelligent und interessant inszeniertes, doppeltes Katz- und Maus-Spiel. Jason Bourne jagt das C.I.A., um sie dazu zu bringen, ihm zu sagen, wer er eigentlich ist. Während das C.I.A. ihn jagt um ihn auszuschalten, eben weil sie wissen, wer er ist. Wer jagt wen und wer sollte besser wen zuerst finden? Man weiß es eingangs nicht so genau. Da kommt ein damals noch gefragter Darsteller wie Clive Owen gerade recht, der die Tradition des Bourne-Jägers als Erster antritt, gefolgt von Karl Urban („Die Bourne Verschwörung“), Edgar Ramírez („Das Bourne Ultimatum“) und Vincent Cassel („Jason Bourne“).

So gut die jeweiligen Jäger-Attentäter sind, die sich an die Fersen von Jason Bourne heften, so furchtbar spielt im ersten Film Franka Potente, die dann in Teil 2 den Gnadentod sterben muss. Als Zigeunerin aus der Nähe von Hannover zeigt Potente, dass sie im deutschen Film einen Platz haben mag, es für Hollywood aber deutlich an schauspielerischen Möglichkeiten fehlt.

Der erste „Bourne“ bleibt ein Paradebeispiel an guten, intelligenten Action/Thriller-Kino, ohne übermäßigen Bombast sprechen zu lassen. Mehr Story als Schabernack, mehr Charaktertiefe als banaler Hau-Drauf-Held. Beides ist natürlich immer mal wieder gut, aber das Gefühl sagt, dass es den intelligenten Actionfilm weitaus seltener anzutreffen gibt. Daher bleibt „Die Bourne Identität“ ein wunderbares Vorzeigebeispiel dieses Genres.

Daumen hoch.


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