Review: Zach Braffs zweite Regiearbeit “Wish I Was Here”

Zach Braff (rechts) mit Joey King (mitte) und Pierce Gagnon (links) in

Zach Braff (rechts) mit Joey King (mitte) und Pierce Gagnon (links) in “Wish I Was Here” / alle Bilder © Wild Bunch/Central

Ich kann mir vorstellen, dass es am schlimmsten für einen Regisseur ist, wenn er sich mit sich selbst messen lassen muss. So geschehen nachdem Zach Braff, einstiger Frontmann der Fernsehserie Scrubs, seine zweite Regiearbeit Wish I Was Here veröffentlichte. Es ist geschlagene zehn Jahre her, dass Braff uns mit Garden State beglückte, diesem Geheimtipp einer Indie-Produktion, der nach Erscheinen seine Wellen schlug und noch heute zur Gattung des „coolen Films“ gezählt wird.

Mit Garden State hat Zach Braff vielleicht auch Regisseure wie Judd Apatow dazu angeregt, den alternden Mann, der aber immer noch Kind sein will, auf die Leinwand zu bringen. Seth Rogen, Adam Sandler – alle irgendwie im Schatten Garden States entstanden.

In diesem Messen mit sich selbst, hat Braff bei den Kritikern nicht sonderlich gut abgeschnitten. Vermutlich weil er im Grunde erneut davon erzählt, ein erwachsener Mann zu sein, der nicht Erwachsen sein will. Braff, der das Drehbuch mit seinem älteren Bruder Adam geschrieben hat, spielt selbst die Hauptrolle des 35 Jahre jungen/alten Aidan Bloom, der sich mit seiner Familie (Frau und zwei Kinder), mit seiner Karriere (erfolgloser Schauspieler) und mit seinem Leben (der Vater zahlt eigentlich immer noch das Taschengeld, von dem Aiden die Kinder zur Schule schickt) auseinander setzen muss, nachdem der Vater schwer erkrankt und eben nicht mehr für seinen Jungen sorgen kann.

Aidan (Braff) mit Ehefrau Sarah (Kate Hudson)

Aidan (Braff) mit Ehefrau Sarah (Kate Hudson)

Um den Film zu realisieren hat sich Braff als einer der fortschrittlichen Filmemacher erwiesen und sich dem Crowdfunding via Kickstarter-Plattform zugewandt. Das gab ihm Freiheiten in einem durch Hollywood bestimmten Studiosystem, in dem „die Oberen“ immer auch mitbestimmen wollen wie ein Film auszusehen hat. Das heißt im Umkehrschluss natürlich auch, dass er für alle Mängel, die sich Wish I Was Here leistet, höchstpersönlich zur Verantwortung gezogen werden darf. Wie gut, dass es da nicht allzu viel zu meckern gibt. Denn ganz gleich ob Ähnlichkeiten in Story oder Atmosphäre zu Garden State herzustellen sind – oder es sich wie eine abgespeckte Version von Garden State anfühlt – Braff befehligt über diesen Film immer noch mit seinem Indie-Charme, mit verträumten Bildern und Sprüchen frisch aus einem Glückskeks entnommen. Die Kunst ist es, all das nicht abgedroschen zu zeigen, sondern eben harmonisch miteinander in Einklang zu bringen.

Dabei gilt Braff als einer der wenigen Filmemacher und Schauspieler, die den Begriff der Quirkiness noch für sich beanspruchen dürfen. Um das Urban Dictionary zu zitieren: Etwas das seltsam und nicht normal ist, aber eben cool. Darunter dürften dann wohl auch Momente zählen, in denen Aidan ins Tagträumen verfällt und als Astronaut von einer Sonde verfolgt durch den Wald rennt. Oder aber wenn er in der Wirklichkeit mit seinen Kindern durch die Stadt spaziert, selbst das prall gefüllte Swear Jar – das Fluch-Glas, in dem immer ein wenig Geld landet, wenn Zuhause Fluchwörter verwendet werden – in den Händen haltend, während Sohnemann Tucker (Pierce Gagnon) mit Stirnband und Cape und Tochter Grace (Joey King) mit übergroßer Sonnenbrille und pink leuchtender Perücke neben ihm herlaufen. Das ist dann quirky durch und durch und wurde bisher allenfalls von Regisseuren wie Wes Anderson oder Michel Gondry übertroffen.

Damit lässt Braff mit Wish I Was Here eben genau die Töne anklingen, die seine Anhänger von ihm erwarten. Vor allem wirkt er damit weiterhin authentisch und nicht an irgendeinen Trend (von einem Studio vorgegeben) angepasst.

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