REVIEW | The Shallows

 
Hier nun stelle man sich die theatralisch eingespielte Musik vom Weißen Hai vor, gepaart mit dem wohl besten Namen für eine Möwe ever: Steven Seagull. Herrlich. Beides lässt sich wunderbar in einem Film vereinen – in Jaume Collet-Serras „The Shallows“, ein Film der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Hai-Horror zurück ins Kino zu bringen, wo wir in Zeiten von Sharktopussen und Sharknados nur noch im Stande sind über dieses Genre zu lachen. Was fällt einem schon groß ein, wenn man über die fiesen Filmhaie nachdenkt? „Der Weiße Hai“ von Steven Spielberg, dann lange Zeit nichts weiter, bis in die 90er Jahre hinein, wo der inzwischen recht trashig anmutende „Deep Blue Sea“ entstanden ist, in dem Samuel L. Jackson – Achtung: Spoiler – einen wundervollen Filmtod stirbt.

In „The Shallows“ erleben wir Blake Lively als Nancy, die ihrer Surf-Leidenschaft an einem verlassenen Strand in Mexiko nachgeht. Dort gerät sie dann allerdings auch fernab jeder Menschenseele in ein gefährliches Duell mit einem mächtigen Killer-Hai. Dabei kann sie dank einer Verletzung nur minimal Gegenwehr leisten und flüchtet sich eher von Insel zu Insel – zuerst muss sie kurz auf einem toten Wal herum krabbeln, von dessen Blut der Hai überhaupt erst angelockt wurde. Dann findet sie Zuflucht auf einem kleinen Fels, der jedoch mit jeder Flut unter Wasser gesetzt wird und zum Ende hin schafft sie es auf eine Boje, die dann aber in den Fokus von gezielten Hai-Rammattacken gerät. Kein leichtes Leben für Nancy.

Regisseur Collet-Serra (verantwortlich für die Liam Neeson-Actionfilme „Unknown Identity“, „Non-Stop“ und „Run All Night“) gelingt es, nicht nur Spannung aufzubauen, sondern diese auch äußerst lange aufrecht zu erhalten. Da mag der Film manches Mal noch so abstrus daher kommen oder eben gar die lustige Steven Seagull immer wieder in die Handlung bringen, es bleibt ein anspannender Thrill.

Hinzu gesellen sich wunderschöne Bilder vom Strand in New South Wales in Australien, wo „The Shallows“ gedreht worden ist. Ein wahrer Urlaubsort. Eine traumhafte Umgebung für diese unschöne Begegnung mit dem Hai. Hier möchte man nach dem Film Urlaub machen, in das türkisfarbene Meer steigen – minus dem gierigen Killer-Hai natürlich. Dieser trägt hier eher dazu bei, dass man sich einige Tage fern von jedem Gewässer halten möchte.

„The Shallows“ profitiert aber nicht nur von seiner Spannung und der Landschaft, sondern vermutlich am ehesten von seiner Hauptdarstellerin. Blake Lively ist kein dahergelaufenes Horror-Blondchen, sondern eben eine Schauspielerin, mit der schon Ben Affleck (für „The Town“), Oliver Stones (für „Savages“) oder Woody Allen (für den noch kommenden „Cafe Society“) zusammen arbeiten wollten. Sie gehört zu den chronisch unterschätzen Gesichtern Hollywoods, die allenfalls Beachtung findet, wenn sie in Drehbuch-schwachen Filmen wie „Green Lantern“ auch nichts weiter zu retten vermag. In „The Shallows“ zeigt sie eine Menge Körper, aber auch eine Menge Schauspiel, so dass wir mit ihrer Nancy mitfiebern können, uns in ihre Situation tatsächlich hineinversetzt fühlen und eben nicht nur „das arme Opfer“ sehen, das uns eigentlich ziemlich egal ist.

Aber so schön „The Shallows“ nun auch klingen mag, der Film hat eine äußerst große Schwäche: das Finale. Der Showdown hat nichts mehr mit dem spannungsgeladenen Thrill-Duell des ersten und zweiten Aktes zu tun, sondern verkommt zum CGI-Actionfest, bei dem Nancy auf einmal zur schlagkräftigen Dame mutiert, die eher an Sigourney Weaver in „Alien“ erinnert, als an die uns zu diesem Zeitpunkt lieb gewordene Nancy. Statt den Ton beizubehalten, scheint auf einmal ein Ende zu fehlen, so dass improvisiert werden muss und etwas dabei herauskommt, wofür sich der Film schämen sollte.

Vermutlich möchte jeder das Ende sehen um den Film vernünftig abzuschließen, besser unterhalten wird man allerdings sein, wenn man den 3. Akt ignoriert und früh genug das Kino verlässt. Sei’s drum, dennoch hat man immerhin bis zu einem gewissen Punkt ein feucht-frohes Vergnügen mit Blake Lively, Steven Seagull und Sharky, dem Monster-Hai.

Daumen hoch.


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