Review: Robert Downey Jr. im Familiendrama “Der Richter” von David Dobkin

Robert Downey Jr. und Robert Duvall in

Robert Downey Jr. und Robert Duvall in “Der Richter: Recht oder Ehre” / alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

Wenn wir in den letzten Jahren Robert Downey Jr. auf der Kinoleinwand sehen durften, dann war er umhüllt von Charakteren, die wir eigentlich schon kannten: Sherlock Holmes, nach der literarischen Vorlage durch Regisseur Guy Ritchie neuinterpretiert und Iron Man, Marvels Zugpferd in Metallrüstung, der irgendwann einmal dieses gigantische Konstrukt namens Cinematic Universe ins Laufen brachte. In The JudgeDer Richter zeigt sich Downey Jr. jetzt von der nicht ganz so Blockbuster tauglichen Seite und beweist dabei einmal mehr, das so viel Gutes in ihm steckt.

Wo Downey Jr. spielt, ist sein spitzbübischer Charme, gepaart mit ein wenig Überheblichkeit nie fern. Das wohnt auch seinen Darstellungen von Sherlock Holmes und Tony Stark inne. Und auch in Der Richter verkörpert er anfangs solche Charaktereigenschaften. Diese teilt er durchaus mit seinem Filmvater Robert DuVall, dem titelgebenden Richter, wie er auch von seinen drei Söhnen genannt wird. Da gibt es kein liebesvolles „Papa“ oder „Dad“. Zucht und Ordnung – wie im Justizsystem, so auch Zuhause. Deshalb ist Downeys Hank Palmer auf nimmer Wiedersehen aus seiner Kleinstadtheimat geflüchtet um sich in der Großstadt einen Namen als Anwalt zu machen. Aber der Tod seiner Mutter treibt ihn nach 20 Jahren zurück. Anstatt sich nach der Beerdigung jedoch wieder schnell aus dem Staub zu machen, nimmt er sich seines grummeligen Vaters an. Denn der ehrenvolle Richter steht auf einmal unter Mordverdacht.

Billy Bob Thornton ist Robert Downeys Gegner im Gerichtssaal. Er will den Richter hinter Gittern sehen

Billy Bob Thornton ist Robert Downeys Gegner im Gerichtssaal. Er will den Richter hinter Gittern sehen

Viele US-Kritiken haben auf dem Film herum gehackt, übersentimental sei der Film und eine ganz bestimmte Szenen sei unfassbar unpassend in diesen Mix aus Drama und Komödie (Robert Duvalls Richter verliert vorschnell einige Exkremente). Unverständliche Punkte, ist es doch einfach nur klassisches Hollywoodkino mit gar nicht so geradlinigem Erzählstrang. Es macht schlicht Spaß dem Zwist zwischen Downey Jr. und Duvall zuzusehen. Sowohl in den heimischen vier Wänden, in denen es mal knallt, nur damit man danach wieder gemeinsam in Erinnerungen schwelgen kann, als auch in den Szenen vor Gericht, in denen Downey Jr. seinen Vater mit aller Mühe zu retten versucht, obwohl die Beweislage ganz klar gegen ihn spricht. Die Dynamik der beiden Hauptdarsteller ist so aufeinander abgestimmt, dass sich eine nachvollziehbare Vater/Sohn-Kälte einstellt, die sich wirklich nur langsam auflöst, aber niemals ganz verschwindet. Was 20 Jahre gefruchtet ist, kann eben nicht in kurzer Zeit wieder geflickt werden. Zwar treibt es der Film natürlich hin zu einer Art Happy End, aber bleibt dabei glaubhaft.

Diese Glaubhaftigkeit ist vor allem für diejenigen spürbar, die selbst die Situation kennen, aus der Großstadt, in der man nun lebt, wieder zurück in die ländliche Heimat zu fahren. Auf einmal wirken die Menschen so anders, alles so klein, so zurückgeblieben. Wo in der Großstadt die Karriere vorne steht, kann man sich sicher sein, dass alle in der Heimat gebliebenen Jugendfreunde mit einem Kind ausgestattet sind. So vereint Der Richter auch auf dieser Ebene die beiden Welten zwischen der Kleinstadt mit der Familie als höchstes Gut und der Großstadt, wo rein oberflächlich betrachtet erst einmal die Karriere vorgeht.

Die Jugendliebe in der ländlichen Heimat: Vera Farmiga als Samantha

Die Jugendliebe in der ländlichen Heimat: Vera Farmiga als Samantha

Downey Jr. spielt dabei in vielen Szenen ohne ein Wort zu verlieren, schafft es allein durch seinen Blick uns seine Gedanken wissen zu lassen, seine Emotionen spüren zu lassen. Mal sehen wir seinen Augen den kleinen Jungen an, der nur nach der Aufmerksamkeit und Liebe seines Vaters verlangt, mal sehen wir seinen Stolz, im Gedanken bei seinem Vater. Das tut ihm Vincent D’Onofrio gleich, der oftmals unterschätzte Nebendarsteller. Wenn er denn aber Mal wie hier zum Zuge kommt, steht er auch einem Downey Jr. in Nichts nach. Der dritte Mann ist natürlich Duvall selbst, der den stolzen alten Mann gibt, der mit seinem Wertesystem der Kleinstadt eine Wichtigkeit wie die ganze Welt verleiht.

Der Richter bedient natürlich auch zahlreiche Klischees, ob nun die Rückkehr des in die Großstadt geflüchteten Staranwalts, der auf einmal seine Wurzeln auf dem Land spürt und lieben lernt, oder aber die Jugendliebe, die die Stadt nie verlassen und sich hier eine Existenz aufgebaut hat. All diese Stereotype sind da und doch stören sie nicht. Dafür ist viel zu stark und präsent, was Downey Jr. und Duvall hier abliefern. Sie machen diesen Film sehenswert.

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