Review: OPERATION: KINGDOM - Ein kluger Satz reicht halt nicht aus


                                                                            Review: OPERATION: KINGDOM - Ein kluger Satz reicht halt nicht aus
Fakten:Operation: Kingdom (The Kingdom)USA, 2007. Regie: Peter Berg. Buch: Matthew Michael Carnahan. Mit: Jamie Foxx, Chris Cooper, Jennifer Garner, Jason Bateman, Ashraf Barhom, Ali Suliman, Jeremy Piven, Richard Jenkins, Tim McGraw, Kyle Chandler, Frances Fisher, Danny Huston, Kelly AuCoin, Anna Deavere Smith u.a. Länge: 105 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Story:In Saudi-Arabien wird auf die internationale Wohnanlage eines Ölkonzerns ein grausames Attentat verübt. Während eines Softballspiels der Arbeiterfamilien eröffnen als Polizisten getarnte Terroristen das Feuer und töten etliche Unschuldige. Als die Gefahr bereinigt scheint und erste Vertreter der Behörden eintreffen, detoniert auch noch ein Sprengsatz, wobei ein FBI-Agent ums Leben kommt. Seine Kollegen in der Heimat sind geschockt, wegen Angst vor Störungen der politischen Beziehung wird ihnen eine offizielle Ermittlung vor Ort jedoch untersagt. Agent Ronald Fleury schafft es dennoch, für sich und drei Kollegen einen kurzen Aufenthalt dort zu erzwingen. Fünf Tage werden ihnen von der Regierung gewährt, bei denen ihnen allerdings streng auf die Finger geschaut wird und sie sich strikten Regeln zu unterwerfen haben. Gemeinsam mit ihrem „Wachhund“, dem Polizisten Al Ghazi, gelingt es ihnen trotz aller politischen Hürden auf eine heiße Spur zu kommen…
  
Meinung:Der elfte September 2001 hat die USA im tiefsten Herzen getroffen, nachhaltig traumatisiert und den Kampf gegen den Terror zur nationalen Bürde gemacht. Zuerst vermied man in Hollywood das Thema vehement, fror sogar vorher bereits abgedrehte Filme kurzzeitig ein, die auch nur grobe Bezüge dazu hatten (wie das Schwarzenegger-Vehikel „Collateral Damage“, das erst zwei Jahre später auf die Leinwände losgelassen wurde), danach war das große Aufarbeiten angesagt. Einiges davon ging gründlich in die Hose, ganz vorne natürlich Oliver Stone’s peinlicher „World Trade Center“, aber auch der so gelobte „Zero Dark Thirty“ von Kathryn Bigelow verstand es nicht, das komplexe Thema mit der notwendigen Differenzierung zu betrachten, was gerade in dem Fall sehr bedauerlich war. Zumindest ist dieser Film am Versuch gescheitert, davon ist „Operation: Kingdom“ von Peter Berg weit entfernt.

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Nur gucken, nicht anfassen, so wollen es die Saudis.

Was der Film zweifelsfrei für sich verbuchen kann, ist seine starke Bebilderung, durch die besonders der Auftakt es schafft Eindruck zu schinden. Ein Massaker wird an amerikanischen Arbeitern und deren Familien in Saudi-Arabien angerichtet, was das FBI auf den Plan ruft. Allen voran Agent Ronald Fleury (Jamie Foxx), der allerdings schon sehr merkwürdig eingeführt wird. Von dem Anschlag erfährt er, während er vor der Klasse seines kleinen Sohns einen Vortrag hält. Kommt das einem bekannt vor, in Bezug auf 9/11? Na klar und das kann aufgrund der Popularität der Bilder auch kein Zufall sein. Vielleicht sollte so noch deutlicher eine Assoziation geschaffen werden, warum auch immer. Genauso sinnlos wie das, was am Ende wohl für einen „Denkanstoß“ sorgen soll, sowie die gesamte Ausrichtung allgemein. „Operation: Kingdom“ weiß offensichtlich gar nicht, wohin die Reise gehen soll. Nach dem deftigen Start entwickelt sich alles in Richtung Polit-Thriller, der den heiklen Hintergrund dankbar aufnimmt, ohne auf politisch oder gesellschaftlich relevante Punkte näher einzugehen. Das Ermittler-Quartett betritt „feindlichen“ Boden und wird nur für die Imagepflege mit offenen Armen empfangen, in Wirklichkeit versucht man sie an die Kette zu legen und noch lieber, sie so schnell wie möglich wieder Richtung Heimat zu verfrachten.

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Jetzt wird die Lage echt brenzlig.

Denn an einer Aufklärung des Attentats scheint hier keiner ein ernsthaftes Interesse zu haben und wenn, sind sie scheinbar schlicht zu unfähig. Da müssen die Entwicklungshelfer aus den USA erstmal Basics vermitteln, obwohl die niemand hören will. Bis auf den für ihre „Betreuung“ abgestellten Polizei-Captain, der dem Zuschauer als „der gute Saudi“ auf die Nase gebunden wird. Seine Landsleute sind wenig aufgeschlossen, stur, fremdartig, halt so, wie man sich das vorstellt in Filmen dieser Art. Nur er, der ist westlich genug, um die Rolle des Helden einnehmen zu können. Der ist noch „lernfähig“. „Operation: Kingdom“ schildert ein ganz plattes, eindimensionales Bild eines Landes und dessen Konflikte, die eigentlich sehr spannend sind. Spannend wird der Film zudem leider so gut wie gar nicht, denn mal selbst reduziert auf seinen reinen Thrillerplot, wie soll die auch entstehen? Der vermeidliche Täter ist praktisch nach wenigen Minuten bekannt, seine Motive mehr oder weniger auch (er ist Terrorist, das reicht doch), er muss nur gefunden werden. Die Suche gestaltet sich nicht sonderlich aufregend und letztlich kommt es nur noch zum großen Showdown, weil seine Mitstreiter die Jäger total unnötig praktisch in sein Wohnzimmer locken. Hatten die kein Ende für den Film und mussten das dann so lösen?
Um das zu übertünchen lässt es Peter Berg dafür massiv krachen, die Action hat Druck und kann sich definitiv sehen lassen, nur reichen diese Sequenzen nicht, um „Operation: Kingdom“ als reinen Actionfilm zu deklarieren, damit wäre es wahrscheinlich deutlich besser gefahren. Da müsste man sich nicht fragen, was er denn eigentlich von einem will. Mit seiner Schlusspointe, die wohl als Aha-Moment funktionieren soll, will man offenbar doch noch eine Botschaft vermitteln. Es gibt in diesem Krieg, dessen Fronten über die Jahrzehnte so verhärtet wurden und in dem viele Aspekte eine Rolle spielen, kein klares Schwarz oder Weiß, kein gut oder böse, wenn man einen Blick auf die jeweilige Perspektive wirft. Das ist sogar richtig, bravo, aber warum tut man dann 100 Minuten lang rein gar nichts dafür, dieses auch zu vermitteln? Ein reiner Amis-im-Einsatz-Film ohne jeden Anflug von einem ernsthaften Blick über den eigenen Tellerrand, da bringt diese drangeklatschte „Moral von der Geschichte“ doch überhaupt nichts. Mal ganz abgesehen davon, dass hier mal wieder der Eindruck vermittelt wird, dass Sterben zwar tragisch, aber für die gute Sache immer etwas besser ist. Aha, dann sag mal einem kleinen Jungen, dass er voller Stolz weinen kann, wenn Papa nicht mehr nach Hause kommt. Das soll intelligentes Actionkino sein? Prost Mahlzeit!
3,5 von 10 fehlenden Fingern

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