Review: HALLOWEEN - DIE NACHT DES GRAUENS - Der schwarze Mann kommt nach Hause


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Fakten:Halloween – Die Nacht des Grauens (Halloween)USA, 1978. Regie: John Carpenter. Buch: John Carpenter, Debra Hill. Mit: Jamie Lee Curtis, Donald Pleasence, Nancy Loomis, P.J. Soles, Charles Cyphers, Kyle Richards, Brian Andrews, John Michael Graham, Tony Moran u.a. Länge: 91/102 Minuten (Kino/TV-Fassung). FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.
Story:In der Halloween-Nacht 1963 tötet der sechs Jahre alte Michael Myers ohne ersichtlichen Grund seine ältere Schwester. Der Junge wird in eine Nervenheilanstalt gesteckt. Sein behandelnder Psychiater, Dr. Loomis, sieht in ihm das pure Böse. 15 Jahre später flüchtet Michael, einen Tag vor Halloween. Für Dr. Loomis ist glasklar, wo er hin will und was er dort vor hat: Zurück in seine Heimatstadt Haddonfield, um sein Werk fortzusetzen.
  
  
Meinung:„ Er ist nach Hause gekommen.“
John Carpenter schuf mit seinem dritten Spielfilm ein Stück Filmgeschichte, was anno 1978 natürlich niemand ahnen konnte und sich erst rückwirkend als solches abzeichnete. „Halloween“ gilt bis heute als die Geburtsstunde des US-Slashers, was sich insgesamt so unterschreiben lässt. Ganz neu war das alles selbstredend nicht, denn Carpenter bediente sich schlicht an Vorlagen. Selbst auf nord-amerikanischen Boden gab es schon so einen Film. „Black Christmas“ von 1974 ist eigentlich der erste amerikanische Slasher...kam nur aus Kanada. Wie dieses Werk orientiert sich auch Carpenter an dem, was das europäische Giallo-Kino schon Jahre zuvor praktizierte. Jetzt nur nicht mehr so dogmatisch und im Stil der „neuen Welt“.

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Süßes oder Saures.

Die Referenz an „Black Christmas“ ist mehr als deutlich, man muss nur mal die Eröffnungsszenen vergleichen. Wobei Carpenter natürlich seinen ganz eigenen Stil pflegte und sein Film (absolut berechtigt) eine viel höhere Welle schlug, die bis heute nicht gebrochen ist. Allein auf diesen Film folgten sieben Sequels, plus ein Remake und dessen Fortsetzung (eindeutig KEIN Remake des ursprünglichen zweiten Teils) von Rob Zombie. Das ist nur die Serie. Der Slasher wurde zum zeitlosen Hype, mit Höhen und Tiefen, was allein in den 80ern alles folgte („Freitag, der 13.“, „Blutiger Valentinstag“ usw.). „Halloween“ war da sicherlich der Grundstein. Dabei ist Carpenters Film weit weniger deftig und blutiger als jeder seiner Zöglinge.
„Der Tod hat ihre kleine Stadt heimgesucht...“

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Er ahnt das Unheil.

Der (später so ausgiebig zelebrierte) Body-Count hält sich sehr in Grenzen, physische Gewalt und Blutdurst ist nicht das, worauf Carpenter abzielt und was diesen Film für das heutige Publikum eventuell nicht so attraktiv macht. Was dem alten (hier noch jungen) John gelingt, ist die maximale Ausreizung der konstanten Bedrohung. Michael kehrt ohne großen Vorlauf nach Haddonfield zurück, doch bis er tatsächlich zuschlägt, geht relativ viel Zeit ins Land. Dennoch ist er allgegenwärtig, nicht nur im Kopf des Zuschauers, sondern auch visuell. Carpenter verliert sein Schreckgespenst nie aus den Augen, lässt uns mal durch die Seinigen oder über dessen Schulter blicken. Immer wieder taucht er auf. Lauernd, geduldig, jederzeit könnte er zuschlagen und nur wie als Zuschauer wissen, dass es bald so weit sein könnte. Diese Momente werden bis ins Letzte ausgedehnt und erzeugen immer wieder enorme Anspannung, selbst wenn Michael mal wieder im Dunkeln oder hinter einer Hecke verschwindet. Der schwarze Mann sieht alles und ist überall, nur den perfekten Zeitpunkt wählt er selbst.
-   „Ein Mensch würde so etwas nicht tun“.-   „Er ist kein Mensch!“

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Babysitter in Nöten.

Genau das schwebt wie ein unheimlicher Fluch über dem Film, dem besessenen Jäger Dr. Loomis und dem verschlafenen Kaff Haddonfield. Michael Myers hat kein Motiv für seine Taten...eigentlich. Schade, dass Carpenter selbst dies später demontierte. Die längere TV-Fassung enthält Szenen, die nachträglich gedreht wurden und Michael tatsächlich ein Motiv geben. Darauf bauten auch alle Fortsetzungen (inklusive der Rob Zombie Filme) auf. Wer die Wahl hat, sollte zur Kinofassung greifen. Zwar wird Michael durch die Ergänzungen nicht unbedingt menschlicher, aber es nimmt ihm etwas das Unbegreifliche. Davon lebt der Mythos der Originalfassung. Ein böser Geist der Vergangenheit kehrt zurück und warum er ist wie er ist oder wieso er zum Messer greift, alles irrational. Das Böse in Menschengestalt? Gut möglich. Michael ist der im Film oft erwähnte schwarze Mann, das Grauen von Halloween, das diesen speziellen Tag erwählt hat, um Tod und Leid über seine idyllische, herbstlich-romantische Heimat zu bringen.
„Laurie, gibt’s den schwarzen Mann wirklich?“

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Michael sucht das passende Outfit.

Was Carpenter hier bietet, ist clever aufgebautes Spannungskino, ein Spiel mit den Urängsten, mit urbanen Legenden und der Furcht vor dem unaufhaltsamen Grauen. So langsam wie sich der Schrecken seines „Halloween“ für die potenziellen Opfer offenbart, so eindringlich und behutsam dreht er an der Spannungsschraube. Selten gab es einen (US-)Horrorfilm, der so extrem von seiner musikalischen Untermalung gelebt hat. Der Score von Carpenter dürfte sein Glanzstück in diesem Bereich sein. Das Main-Theme geht niemanden wieder aus dem Kopf, der es ein mal gehört hat. Dazu sitzt der Einsatz perfekt und vermittelt genau das Gefühl, was Carpenter auf sein Publikum übertragen will. Handwerklich ist hier ohnehin alles auf einem unglaublichen Niveau. Die Einstellungen wirken extrem durchdacht, das Spiel mit Licht und Schatten(würfen) enorm gekonnt und effizient, das Einsetzen des Antagonisten punktgenau und wohl überlegt. Michael Myers wird nicht im Blutrausch verheizt, er wird zur übermächtigen Bedrohung stilisiert. Im Vergleich zum vorher Gezeigten explodiert der Film praktisch im Finale, was heute auch verhältnismäßig unspektakulär wirken mag. Nur da entlädt sich die vorher so ausgiebig aufgebaute Anspannung kurz, knackig und grandios in Szene gesetzt. Carpenter spielt mit der (damaligen) Erwartungshaltung und lässt seinen Film perfekt enden, um nachhaltig zu wirken. Und gleichzeitig dem Franchise Tür und Tor zu öffnen, warum auch nicht?
„Halloween“ mag aus heutiger Sicht an einigen Stellen wohlmöglich etwas träge wirken, doch das ist maximal als solches hinzunehmen, um sich Diskussionen über Geschmack, Sehgewohnheiten und Wahrnehmungen zu ersparen. Ein zeitloser, wegweisender Klassiker seines Genres, der mehr als nur beweist, dass ein guter Horrorfilm – sogar ein Slasher – in den Händen eines Fachmanns kaum Blut benötigt. Verständnis für das Hantieren mit der Angst, mit drückender Spannung und dem Sinn für das Wesentliche. Für die Ewigkeit.
-   „War das der schwarze Mann?“-   „Wenn sie mich fragen, war er das.“
9 von 10 Kürbissen.

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