Ein tolles Buch für lesefaule Menschen "David after Dentist"? Pah, hier kommt "David before Excorcism"
Fakten:2014. AUS. Buch und Regie: Jennifer Kent. Mit: Essie Davis, Noah Wiseman, Daniel Henshall, Hayley McElhinney, Barbara West u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab dem 07. Mai 2015 im Kino.Story:Amelia ist seit der Geburt ihres Sohnes Witwe. Eines Abends möchte Sam, dass sie ihm aus dem Buch The Babadook vorliest. Das tut sie auch eine Zeit, bis er traumatisiert ist und sie das Buch geschockt weglegt. Weg damit und schnell vergessen. Aber damit fing es erst an.Meinung:Der Independant-Horrorhit des letzten Jahres war ohne Zweifel „It Follows“. Nur ein paar Monate später, nun im Jahre 2015, veröffentlichte die australische Regisseurin Jennifer Kent einen Gruselfilm über ein Pop-Up-Buch, dessen unheimliche Figur Einzug in das Leben einer Familie zu erhalten scheint. Das Budget wurde teilweise mittels Crowdfunding zusammengekratzt, sodass letztendlich ein Betrag von etwas über zwei Millionen Dollar zur Verfügung stand. Überaus erfolgreich war der Film letztendlich und gewann in einigen wichtigen Kategorien des letztjährigen Australischen Filmpreises. Beste Regie, bestes Drehbuch und bester Film. Letzteren Preis musste der Film sich ungerechterweise mit Crowes neuestem Prestige-Film teilen.
Endlich ein Horrorfilm, der zum lesen animiert
So findet Amelia keine wirkliche Ruhe, hat nicht wirklich Zeit für sich, darf sich nicht entspannen und hat über alle dem noch Angst, dass sie falsch handelt, dass sie sie selbst ist, weil das in diesem Moment in ihrem Leben von allen anderen als Unfähigkeit abgestempelt werden könnte. Der Babadook selbst verkörpert diese Angst. Er gibt dem Fremdkörper, dem Bösen, das schon lange Einzug in den Haushalt der Familie erhalten hat, eine Gestalt. Und zeigt der Mutter, die sich an ihre Situation gewöhnt zu haben scheint, dass sie innerlich eine tickende Zeitbombe ist. Ein Wolf im Schafspelz. Und so wird Amelia, als ihr durch den Babadook klargemacht wird, was in ihr vor sich geht, zum ersten Mal frei, in dem Sinne, dass sie all die angestauten Emotionen und Gedanken rauslassen kann, die sie sonst nie aussprechen durfte. Sie löst sich von dem ständigen Zustand der Gefühls- und Persönlichkeitsunterdrückung und kommt damit auf den Pfad zur Besserung. Die Meinung der anderen werden außen vor gelassen. Sie sind über den Hauptteil des Filmes nicht existent und werden ganz und gar vergessen. Ehrliche Emotionen sind nämlich die Hilfreichsten.Die böse Seite existiert in jedem von uns und wir alle haben Angst, dass wir sie aus Versehen aus dem Ruder laufen lassen. Aber ebenso deutlich wie diese Furcht ist die Tatsache, dass wir auch diese Seite von uns benötigen. Ohne sie sind wir nicht ganz, nicht wahrhaftig. Jennifer Kent zeigt Horror mit Hintersinn. Das ist Etwas, was heutzutage so selten geworden ist, dass man jedes Mal, wenn man es denn sieht, die Hände über den Kopf reißen und jubeln möchte. Hallelujah, es klappt ja! Ebenso erfreulich ist, dass der Film sich von den eingerosteten Klischees und üblichen Kniffen und Hebeln entfernt und einen eigenen Weg geht. Das Endergebnis sind durchaus knackige 90 Minuten, die im Gesamtbild noch etwas Luft nach Oben und ein etwas wackeliges Ende haben, die man aber dennoch nicht verpassen sollte. Wer weiß, wie lange es dauert, bis man ähnlich gelungene Gruselkost vorgesetzt bekommt.
7 von 10 ungeeigneten Kinderbüchern
von Smooli