Review: COSMOPOLIS - Kampf gegen die eigene Existenz

Review: COSMOPOLIS - Kampf gegen die eigene Existenz
Fakten:Cosmopolis
Kanada, Frankreich. 2012. Regie: David Cronenberg. Buch: David Cronenberg, Don DiLillo (Vorlage). Mit: Robert Pattinson, Jay Baruchel, Kevin Durand, Juliette Binoche, Paul Giamatti, Samantha Morton, Sarah Gordon, K'naan, Mathieu Amalric, Gouchy Boy, Abdul Ayoola, Emily Hampshire, Patricia McKenzie, George Touliatos. Länge: 112 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Jung-Milliardär Eric Packer will sich mit seiner Limousine eigentlich nur zum Friseur kutschieren lassen, doch auf den Straßen von Manhattan ist ein schnelles vorankommen nur schwer möglich. Durch den Besuch des US-Präsidenten in der Stadt sowie einer großen Kundgebung gegen den Kapitalismus herrscht in New York Chaos. Eric begegnet dem Wahnsinn auf den Straßen mit Gleichgültigkeit und auch das jemand versucht ihn zu ermorden berührt den gefühlskalten Mann wenig.


Meinung
Cronenberg und der kapitalistische Supergau im dunkelblauen Schimmer des unterkühlten Solipsismus; die totale Entfremdung im maßgeschneiderten Anzug und dabei auch nur einen Schritt davon entfernt, sich vollkommen aufzulösen. Multimilliardär Eric Packer ist ein Mensch ohne finanzielle Sorgen, doch ihm fehlt das Gefühl der Lebendigkeit, er sehnt sich nach einem physischen Rausch, einem Adrenalinkick, der ihn in seiner blassen Monotonie aus der Bahn wirft. Die sterile Luxuslimousine schippert dabei wie ein Patrouillenboot durch die dämmerigen Gassen New Yorks, eigentlich nur auf dem Weg zum Friseur, aber immer auf der Jagd nach Marginalien, gebettet auf Lappalien und Gesprächen, in denen doch niemand etwas zu sagen scheint. „Cosmopolis“, das steht für Hunger und Lust, nicht auf Sex, an dem mangelt es Packer wahrlich nicht, es ist der Hunger auf mehr, dem großen Knall, der alles in sich aufsaugt und mit keinem Geld der Welt bezahlt werden kann.

Review: COSMOPOLIS - Kampf gegen die eigene Existenz

Eric im Zentrum seines Lebens: seiner Limo

Während sich auf den verschmutzten Straßen der Metropole der Wahnsinn anhäuft und die Limo unaufhaltsam an eben diesem klebt, ist das nur die metaphorische Analogie, die genau diese Sehnsucht nach dem Umbruch visualisiert, die sich auch unser Playboy Eric Packer erhofft – Nur kann er diesen aus eigener Kraft, sprich der Brieftasche, nicht herbeiführen. Irgendwann jedoch löst sich Packer von seinem überdimensionalen Vehikel und trifft in einem schäbigen Loch auf Benno Levin, der Mann, der Antworten liefert, der Mann, der Packer tatsächlich eine neue Perspektive ermöglichen und ihn von seiner geleckten Hülle lösen könnte, nur einen Schuss ins eigene Fleisch scheint die Freiheit entfernt zu sein. Die Zeit steht still in diesem Moment, in diesem Dialog, in dem zwei Welten aufeinanderprallen, sich gleichermaßen abstoßen und anziehen, und wir als Zuschauer, die wir Packer auf dieser Odyssee der seelischen Leere bis hierhin begleitet haben, erkennen uns schlagartig wieder.


Wir blicken der Wahrheit ins Gesicht und müssen erkennen, dass wir ebenfalls in den gleichen Abgrund schauen, wie es auch Packer tut – Und das soll unsere Realität sein? Jein, das ist nur unsere Vergangenheit, denn letztlich ist das Ende von „Cosmopolis“ unser aller Anfang, unsere Bestimmung und die essentielle Entscheidung, in welche Richtung wir von nun an treiben; ob wir ersticken oder ob wir aufatmen wie nie zuvor. Es ist mal wieder höchst (selbst-)reflexives Kino, welches einer der letzten Meister seiner Zunft, David Cronenberg, adaptierte und uns hier vorführt. Es ist ein Film, der uns Fragen stellt und Antworten verlangt, und wem die Worte fehlen, der wird am Straßenrand liegen gelassen und gerät schlichtweg in Vergessenheit. Und genau dagegen kämpft Eric Packer – natürlich hervorragend besetzt mit dem stoischen Robert Pattinson – an, selbst wenn er dafür alles Materielle aufgeben muss.

7,5 von 10 Reisen in das schwarze Herz des Kapitalismus

von souli


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