“Rätsel der Liebe – Einer Art Liebe” im Acud-Theater

In Some Kind of Love Story sind es gesellschaftliche Realität und Korruption der Justiz, die eine desillusionierte Frau zugleich verheimlicht und enthüllt. In Elegy for a Lady gilt die Erkundung dem Bewusstsein und Gehalt einer sexuellen Verbindung, die durch den möglichen Tod eines der beiden Partner an ihr Ende gelangt ist. In beiden Fällen ist die Illusion das Leid, das bekämpft und zugleich doch als Möglichkeit, das Leben überhaupt zu ertragen, akzeptiert werden muss“ (Arthur Miller).

 

Diese Beschreibung der beiden Stücke, die Arthur Miller unter „Two Way Mirrorr“ veröffentlichte (und von denen ich noch nie gehört hatte) machte mich neugierig. Das erste Stück („Rätsel einer Liebe“) beginnt mit einer schönen Frage: Was schenkt man seiner sterbenden Geliebten? Schnitt- oder Topfblumen? Eine wertvolle Taschenuhr oder ein Bettjäckchen? „Alles kommt mir irgendwie sarkastisch vor“, sagt „der Mann in den besten Jahren“ zu der auch schon angealterten Ladenbesitzerin. Die Situation scheint ebenso klischeehaft wie einfach zu sein: Der nicht mehr junge, gutsituierte, verheiratete Mann (der bezeichnenderweise auch keinen Namen tragen darf) lernt die junge, lebenslustige Frau kennen, verliebt sich in sie und gemeinsam frönen sie den „schönen Dingen des Lebens“. Eine Affäre die von der Leichtigkeit (und seinem Geld?) lebt. Nun stirbt die Geliebte und die Leichtigkeit wird unerträglich. Die Situation, so trivial umrissen, verliert ihre Konturen, je weiter die Erzählung fortschreitet. Immer rätselhafter wird, ob die Geliebte wirklich stirbt oder ob der Tod der Geliebten Furcht oder Wunsch des Mannes ist. Ebenso verschwimmen die Charaktere der Ladenbesitzerin und der Geliebten bis der Mann, „den man einfach lieben muss“, schließlich der Ladenhüterin in die Arme fällt.

Sie wollten ihr Leben nicht mit ihr teilen, warum wollen Sie jetzt das Sterben mit ihr teilen?“, fragt ihn schließlich die ebenfalls Namenlose. Es gibt keine Antwort – Gott sei Dank – wo bliebe die Kunst, wenn es eine gäbe?

 

Auch im zweiten Stück geht es um die Lüge, die hält und zerstört. Auch hier austauschbare Protagonisten, die mit Wahrheit, Liebe und der namenlosen Angst, die immer kichert, ringen. Die Szenerie ist dem hard-boiled Krimi entliehen und hätte nicht auch diese Erzählung die Surrealität fest im Nacken, man könnte sie für eine von Chandlers Kurzgeschichten halten: Es ist eine warme Nacht in einer amerikanischen Großstadt, in der die Prostituierte Angela den Privatdetektiv Tom erneut zu sich bestellt, um ihm die Hintergründe des ominösen Falles ein weiteres Mal offenzulegen, der die beiden seit mehr als fünf Jahren in „einer Art Liebe“ zusammenhält. Ob es nun tatsächlich einen Fall gibt oder ob Angela eine multipel gestörte Persönlichkeit und Tom ein liebeskranker Idiot bleibt sich völlig gleich. Sie spielen das uralte Spiel von Liebe und Abhängigkeit – alles andere ist nur Kulisse.

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Leider ist die Inszenierung einfallslos und bieder: Sie erinnert in Kostüm (toupierten, gelb gefärbten Haaren), Musik (Downtown) und Spiel (gnadenloses Overacting) an schlechte Filme aus den 60 er Jahren. Ob damit nun eine etwas rätselhafte Hommage an die Entstehungszeit (allerdings entstand das Stück 85 nicht in den frühen 60ern) gemeint ist oder einfach Lust und Laune entsprungen – es funktioniert nicht. Durch ihr Overacting berauben die Schauspieler ihre Charaktere jeder Dimensionalität, so dass ich mich langweiligen Schablonen gegenübersehe und versuche nur den Dialogen zu lauschen. Diese haben mich allerdings derart gefesselt, dass ich weiß welche Stücke ich als nächstes lesen werde. Und letztlich ist das keine geringe Leistung.


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