Porto – 4,5 Tage in klein San Francisco

Meine Schwester hat ein paar schwere Jahre hinter sich und ich habe lange überlegt was ich ihr zu Weihnachten schenken kann. Ich wollte ihr unbedingt etwas ganz besonderes schenken. Lange habe ich überlegt was das richtige Geschenk ist.

Ich bin in meinem Leben schon oft verreist. Als Kind war das schon so. Meine Schwester hatte nicht das Glück, dass sie, als Kind, so viel erleben konnte. Während ich Schweden, Dänemark, Italien, New York, mehrfach Spanien und Türkei besuchte hat meine Schwester eher Urlaub irgendwo in Deutschland gemacht und erlebte ansonsten nur Mallorca und die Türkei.

Gemeinsam waren wir noch nie irgendwo. Bis auf das eine mal, als ich noch ein Baby war und die Familie während der Autofahrt in die Türkei mit meinem Geschrei terrorisiert habe. Da ich es mir aber nicht mehr bewusst ist, zählt das auch nicht, finde ich.

Also fand ich es eine gute Idee, meiner Schwester 4 Tage Aufenthalt in einem Hotel zu schenken. Preise werden deswegen auch diesmal nicht genannt. So schaute ich also wochenlang bei diversen Reiseportalen. Meine Wahl fiel auf einen Groupon Gutschein für das iStay Hotel im Zentrum Portos, vom 3.-7. März 2015.

Den Ryanair Flug mussten wir noch buchen. Das buchen übernahm ich. Wie auch immer es geschehen konnte, habe ich Hin- und Rückflüge, statt mit vier Tagen Abstand, welche mit einem Monat Abstand gebucht. Es hatte sich während des Buchungsvorgangs mehrmals auf dieses falsche Rückflugdatum umgestellt. Ich musste jedes mal zurück um das zu ändern. Als ich dann überzeugt war, dass es sich jetzt nicht mehr ändern würde, buchte ich. Das war wohl mein Fehler, ein Moment der Unachtsamkeit. Auch später bemerkte ich das dummerweise nicht. Ich war so beschäftigt mit meinem Studium wegen der ganzen Fehlzeiten, die die im Oktober erfolgte, Knie OP und Krankengymnastik, sowie zahlreiche Arzttermine nach sich zogen.

Meine Schwester wurde immer aufgeregter und stellte unzählige Fragen, die mich in dem Moment einfach überforderten. Ich wollte den Shuttle zum Flughafen in Lübeck-Blankensee buchen, da dieser früher immer als Hamburg bei Ryanair angegeben wurde. Das neuerdings aber tatsächlich Ryanair Flieger ab Hamburg-Fuhlsbüttel starteten war mir nicht bewusst. Meine Schwester brachte dies durch einen Anruf bei der Airline in Erfahrung. Sie buchte auch die Flüge um. Das kostete also noch mal € 60,- pro Person extra.

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1. Tag – 3. März 2015

Der Flug war diesmal der reinste Horror. Meine Schwester hatte Probleme mit dem Druckausgleich, was noch monatelang Probleme mit sich brachte. 3,5 Stunden rumsitzen mit einem vor 5 Monaten operierten Knie, welches jedesmal nach spätestens 30 min. sitzen schon versteifte, war mein Problem. Außerdem passte ich mit meinem XXL-Hintern nicht in den XS-Sitz und musste mit angeschrägter Hüfte sitzen, damit ich überhaupt sitzen konnte. Zwischendurch aufstehen half auch nichts.

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Um mich abzulenken unterhielt mich während des Flugs mit meiner Sitznachbarin. Eine ältere Portugiesische Dame, welche zu Besuch bei Ihren Kindern in Deutschland war und früher selbst in Deutschland lebte. Sie sprach sehr gut deutsch und war sehr interessiert  was in meinem Wörterbuch stand. So veranstalteten wir spontan eine kleine Portugiesisch Stunde.

In Porto angekommen, stand auch schon sehr ungeduldig der bestellte Shuttle bereit. Es sah so aus als wolle er schon ohne uns los fahren. Wir fuhren ins Hotel und bereits beim Eintreten ins Zimmer bemerkte ich, wie weit unsere geschwisterlichen Ansprüche auseinander gingen. Schwester C ist 4-5 Sterne Hotels von Mallorca und Türkei Urlauben gewohnt, während bei mir bisher nur Low Budget absteigen drin waren. Ich fing meine übliche Putz-Routine an und desinfizierte alles was wir evtl anfassen könnten.

Unser Hotel lag Zentral, in der Nähe der bekannten Einkaufsstraße, Rua Santa Catarina.

Da es schon recht spät war, legten wir uns auch bald schon ins Bett. Wir waren beide kaputt.

2. Tag – 4. März 2015

Gerade 4 Tage ohne Krücken (nach 10 Monaten mit!) liefen wir bergab zum Praça Liberdade (Platz der Freiheit) um nach einer kräftigenden Mahlzeit weiter bergauf zu laufen. Es gab mehrere Cafés in unserer Straße. Statt zu frühstücken entschieden wir uns dafür, direkt mittag zu essen, denn bereits hier in Deutschland habe ich ständig zu hören bekommen, dass wir unbedingt Francesinha probieren müssen. Auf diese Spezialität sind die Einwohner Portos besonders stolz, denn es handelt sich um die  wichtigste Spezialität der Stadt. Als sogar der Rezeptionist damit anfing, war relativ klar, dass unsere erste Mahlzeit wohl dieses portugiesische Wunderfutter sein muss. Es führte einfach kein Weg dran vorbei. Wir waren extrem neugierig, ob es wirklich so gut ist.

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Wir passierten, am höchsten Punkt Portos, das Wahrzeichen Torre dos Clérigos (Den Glockenturm der Stadt). Dieser diente früher den Seefahrern der Orientierung.

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Ich sah das Wasser und wollte unbedingt dorthin. Meine Schwester brauchte dringend eine Haarbürste, weil sie ihre vergessen hatte. Wir wollten unterwegs schauen, ob wir irgendwo eine kaufen konnten.

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Zuerst mussten wir aber wieder Bergab, denn das Wasser war noch weit entfernt. Dann kamen auch noch Treppen, die wir hinunter mussten. Das fiel mir besonders schwer, was vor allem an der Beugungsdiskrepanz meines Knies lag und nicht nur daran, dass die Stufen sehr hoch und steil waren.

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Unterwegs haben wir diesen kleinen Kerl getroffen!

Meine Schwester musste mir beim Abstieg helfen. Ansonsten hätte ich wohl ein Problem nach dem Motto „Keine Arme, keine Kekse“ gehabt. In der Mitte war ein Platz mit einer schönen Blumenwiese, welche mich unwillkürlich an die Szene des Letzten Einhorns erinnerte, wo das Einhorn auf den Schmetterling trifft, als eben so ein Tier an mir vorbei flog.

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Dort waren auch Bänke, auf denen wir Rast machen konnten. Nach einer Pause genossen wir noch kurz die Aussicht auf den Rio Douro (den Douro Fluss). Dann ging es auch schon wieder los, die Treppen herab zu krabbeln. Unten angekommen landeten wir in einer kleinen Gasse mit Häusern ohne Fenster. So stellte ich mir Marrakesch vor. Meine Schwägerin in Spe erzählte mir nach ihrem Marrakesch Trip nämlich, dass in der Medina nirgendwo Straßenschilder o.ä. existierten. Hier sah ich auch nichts. Was wohl der Grund für mein Gefühl war.

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Sieht Marrakesch auch so ähnlich aus? 

Unten angekommen machten wir erstmal Pause auf einer Mauer. Meine Schwester besorgte Wasser und versorgte mich damit. Ich war klitschnass geschwitzt und mein Knie tat höllisch weh aber wir waren dem Ufer schon sehr nah. Es lag eigentlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Um zu dem, von Fotos bekannten, Ufer zu kommen, mussten wir aber ungefähr noch einen weiteren Kilometer laufen.

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Bunt ist es hier.

Die wunderbare Aussicht entschädigte mich für sämtliche Strapazen. Mir gefiel die Bogenbrücke Ponte Dom Luís I wirklich sehr. Das Flair war genau das, das man an einer Hafenstadt so liebt. Am Ende musste der komplette Abstieg auch wieder erklommen werden. Allerdings gingen wir nicht treppauf, sondern bergauf. Das ist für mich auf jeden Fall einfacher als bergab. Bei meiner Schwester war es mit dem kaputten Fuß genau andersrum. Das wusste ich zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht.

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Wir machten dann halt in einem Eisladen/Café dort habe ich mich sehr nett mit dem Besitzer und einer älteren Dame, die zu Gast war, unterhalten. Sie gaben uns den Tipp, dass wir nach Praia de Matosinhos an den Strand gehen sollen. Da wir Schwestern beide keine Fischesser sind und trotzdem welchen probieren wollten, sollten wir ihn dort essen. angeblich würden wir dort Thunfisch finden. Thunfisch geht bei uns beiden.

Irgendwann fanden wir dann die Rua Santa Catarina und das dort positionierte Einkaufszentrum Via Catarina Shopping. Also rein da und einen Laden suchen der Haarbürsten verkauft. Der erste Weg führte ins Untergeschoss, wo ich den Laden „Liberty American Store“ gleich stürmte und mich zuerst mit US-Naschis eindeckte. Wir haben aber tatsächlich erst eine Bürste gefunden, als wir, im oberen Geschoss, in einen Laden mit Friseurbedarf gingen.

Zurück im Hotel teilten wir uns eine Miniatur-Flasche weißen Portwein, um diesen zu probieren. Wir beschlossen einstimmig, dass es nicht unser Fall ist. Dann legten uns ins Bett und unterhielten uns. Ich schlief mit dem Handy in der Hand vor lauter Erschöpfung ein. Nicht ohne vorher meine üblichen Schwall, sinnlos aneinander gereihter Worte von mir zu geben. Ein sicheres Zeichen, dass der Schlaf mich übermannt obwohl mein Körper dagegen ankämpft.

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3. Tag – 5. März 2015

Morgens vor dem Frühstück kaufte Schwester C die Ticket für den Hop On Hop Off Sightseeing Bus. Zwei Tage Bus fahren, inkl. einer 6 Brücken Bootstour & Besichtigung der Portweinkellerei Calém (vorsicht Musik) für € 22,- pro Person. Hier geht es zum PDF-Flyer mit Routenübersicht

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Diesmal frühstückten wir in einem der kleinen Cafés in unserer Straße. Es gab portugiesische Croissants und Pastéis del Nata. Nach dem Essen war nochmal Shopping in der Rua Santa Catarina angesagt.

Wir stiegen dann direkt zwischen dem Teatro Nacional São João und der Igreja de Santo Ildefonso in den Bus um zu schauen und zu hören, was das tolle an Porto ist. Die Infos waren sehr interessant. Zwischendurch machten wir einen Stop an der Zwillingskirche Igreja dos Carmelitas.

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Am Strand von Matosinhos stiegen wir aus um nach einem Restaurant zu suchen, welches Thunfisch anbietet. Leider haben wir nirgendwo welchen gefunden. Viele Restaurants waren leider auch geschlossen, was uns die Suche leider nicht erleichterte. Dort wo es Fisch gab, gab es keinen Thunfisch. Warum nur hatte uns jeder gesagt, dass wir hier auf jeden Fall welchen finden würden. Am Ende haben wir uns dann vor lauter Hunger für einen Burger entschieden. Dann musste also morgen Fisch her. Auf jeden Fall ist dieser Stadtteil wundervoll. Er hat alles, er ist grün außerdem hat er Wasser und Strand. Was will man also mehr?

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Dann liefen wir kurz über den kilometerlangen Strand, setzten uns schlussendlich auf eine Mauer, um die Umgebung zu genießen und auf den letzten Bus zurück in die Stadt zu warten. Dabei erregte eine ballspielende Menschengruppe (siehe Fotos oben) unsere Aufmerksamkeit. Die Hälfte der Leute war in schwarze Kutten gehüllt, die andere Hälfte hatte weiße Überwürfe und rote Hüte an. Das erregte nun unsere Aufmerksamkeit. Einige Mädels in schwarzer Kutte standen in unserer Nähe um zu rauchen. Also sprach ich sie an, um zu erfahren, was denn der Sinn dieser Ansammlung ist. Sie erklärten mir, dass sie Studenten wären und jedes Jahr auf diese Art ihre Frischlinge begrüßten. Das finde ich eine ganz wunderbare Idee. Vielleicht sollte so was auf jeder Uni weltweit so praktiziert werden, damit sich die studierenden besser kennen lernen. Zurück in Porto gingen wir in einen Supermarkt und besorgten uns noch ein paar Lebensmittel.

4. Tag – 6. März 2015

Unseren letzten kompletten Tag begannen wir damit über den bekanntesten Wochenmarkt Portos zu schlendern. Der Mercado do Bolhão war wie jeder andere Wochenmarkt auch. Nichts wirklich besonderes, bis auf die Tatsache, dass die Marktstände fest angesiedelt sind. Leider waren wir quasi als erstes in der Reihe mit den lebenden Hühnern. Danach war es bei mir sowieso leider vorbei mit Enthusiasmus. Die Tiere saßen in ihrem eigenen Kot, hatten Verletzungen und waren auch sonst in keiner guten Verfassung. Ich kann einfach nicht mit Tierquälerei und egal was man mir für Argumente entgegen bringt, ich weiche nicht von dieser Meinung ab. Von wegen, in manchen Ländern gehört es halt dazu. Es darf in meinen Augen nicht, (niemals!) als normal hingenommen werden.

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Danach frühstückten wir in einem Café in unmittelbarer Nähe des Marktes. Später ging es wieder zum Douro-Ufer und wir machten unsere 6 Brücken Bootstour. Ich genoss die Zeit auf dem Wasser sehr. Ich tat, dass was ich am liebsten mache, wenn ich im Urlaub bin, fotografieren. Während Schwester C sich ins Innere des Schiffs verzog, da sie durch die Sonne Kopfschmerzen bekam.

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Zurück an Land, gab es direkt an der Promenade etwas essbares für uns. Leider war nicht mal hier, im touristischen Epizentrum, Thunfisch zu bekommen. Dennoch waren wir mutig und versuchten uns an Fisch. Die Besichtigung der Portweinkellerei ließen wir ausfallen, da ich als einzige interessiert daran war. Dann war es auch schon Zeit für uns den letzten Bus in Richtung Innenstadt zu nehmen.

Schnell noch die Ansichtskarten zur Post bringen, bevor diese schließt und dann noch ein wenig durch die Stadt schlendern. Bevor es für die letzte Nacht ins Hotel ging.

4,5. Tag – 7. März.2015

Morgens gab es nochmal portugiesisches Gebäck und dann achten wir uns auf, die letzten Dinge zu kaufen, die wir mitnehmen wollten. Ich besorgte noch eine Menge double stuffed Oreos (Amazon Affiliate-Link), -bis dato gab es in Deutschland noch keine mit doppelter Cremefüllung- Tomaten und etwas Käse. Dann besorgten wir uns noch Gebäck für zuhause.

Dann fuhren wir mit dem Shuttle von Transdev zum Flughafen. Zum Glück war der Busbahnhof in derselben Straße wie unser Hotel. So mussten wir nicht lange suchen. Wobei es für Leute, die sich nicht auskennen etwas schwierig zu finden ist, da die Busse von einem Hinterhof abfahren.

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Nun hieß es wieder 3,5 Std. Hölle. Allerdings hatte ich diesmal den Fensterplatz, da habe ich besser mit meinem Hintern reingepasst. Dennoch war es für mein Knie wieder suboptimal. Überlegt Euch gut, ob Ihr fliegen wollt, wenn Ihr Probleme mit den Gräten habt. Habt Ihr einen dicken Hintern? Dann solltet Ihr dringend den Fensterplatz buchen, auch wenn es extra kostet.

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Ich würde jedem, der noch nicht da war, empfehlen mal nach Porto zu fliegen. Mir wurden vorher so viele Horrorgeschichten erzählt von wegen, man kann sich dort nicht verständigen, da Portugiesen angeblich kein englisch könnten. Völliger Bullshit! Natürlich gab es viele Einwohner, die kein oder wenig Englisch sprechen aber ich kam hervorragend zurecht. Also keine Angst vor den bösen, ungebildeten Portugiesen.😉

Ich hoffe ich habe Euch etwas Lust auf diese wunderbare Stadt gemacht. Ich freue mich schon auf Eure Kommentare.


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