Pippifax Teil 1

588666_web_R_by_Dietmar Meinert_pixelio.deHier eine Geschichte, die ich schreiben musste für den Schreibkurs. Es gab eine Vorlage mit Informationen, die verarbeitet werden sollten. Wäre vielleicht interessant zu schreiben, welche, damit vergleichen kann, ob und wie ich sie verarbeitet habe, aber dann wär ja bekanntlich die Spannung raus, deswegen lasse ich es bleiben. Weil es fast 9 Seiten lang ist, habe ich mich entschieden, eine Serie daraus zu machen und werde regelmäßig den weiteren Teil posten, vielen Dank für das Verständnis.

Ach ja, natürlich freue ich mich über Rückmeldungen, Kommentare, Anregungen, Fragen, Kritik. Ach ja, Kritik kann auch etwas Positives sein. In dem Sinne hoffe ich, dass es gefällt, viel Spaß. Los gehts.

Erster Arbeitstag nach der Versetzung aus Berlin ins Herkunftskaff Bad Bichelheim. Vielleicht werde ich das hier bereuen. Eine Polizeidienstaußenstelle, die zwar da ist, aber deren Dasein nicht wirklich berechtigt zu sein scheint. Eine Dienststelle mit drei Männikes und da bin ich schon mitgezählt. Wenn ich jemals ein Alkoholproblem entwickeln sollte, dann kann ich es darauf zurückführen, dass mein Arbeitsplatz aussah wie ein Brauhaus. Wozu Tapeten, wenn man auch Holzlamellen an die Wand tackern kann? Ein ‚Lass dir deine .Handtasche nicht klauen‘ und ein ‚Wir sind dein Freund und Helfer‘-Polizeiposter umrandet von den typisch patriotischen Bayernsymbolen. Und weil das scheinbar noch nicht dekorativ genug war, entschied man sich für farbenprächtige Landschaftsaufnahmen, die kitschiger nicht sein könnten. Im Großen und Ganzen, handelt es sich um ein bayrisches Urgestein, wie man es sich vorstellt, wenn nicht sogar schlimmer. Empfangen werd ich von der euphorischen Lisa, die sich wohl außerordentlich freut ein neues Gesicht zu sehen. Sie scheint nicht hierhin zu passen. genauso wenig wie der Ficus an ihrem Schreibtisch oder die Fachliteratur auf ihrem Schreibtisch. Alles klar strukturiert im Gegensatz zum Schreibtisch daneben. Dieser Schreibtisch lebt von seinem Eigentümer. Wäre ich Polizeipsychologe würde ich auf einen Platzhirsch setzen. Ne kleine Kegeltrophäe und eine kleine Trophäe des hiesigen Schützenvereins. Da möchte einer zeigen wie toll er ist. Und was er alles erreicht hat, zeigen nicht nur die Trophäen, sondern auch die Familienfotos. Einmal Hubert mit der Gemahlin, die ungekrönte Königin Bad Bichelheims, deren Dirndl Ludwig den XIV hochhält. Zahlreiche Fotos von den Enkeln bei sämtlichen Aktivitäten mit dem geliebten Opa. Ein älteres Foto von zwei Jungen vor einem Fachwerkhaus. Ein Familienpotrait mit dem Patriarchen in der Mitte umzingelt vom familären Gefolge. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen Lieblingsfilm: Der Pate.
Der Computer bzw. seine Tastatur deutet daraufhin, dass nur weil man etwas hat, heißt das noch lange nicht, dass man es auch gebraucht. Vielleicht ist aber auch nur die Putzfrau krank.

Vorstellung unter Kollegen. Auch Hubert hat mich erblickt. Er drängt Lisa fort, fällt ihr ins Wort. „Ich bin der Hubert. Du der Tobias, nicht wahr? Wir sagen hier alle Du. Wir sind hier ja unter uns. Wenn ich Zeit habe, werde ich dir alles zeigen. Wenn du Fragen hast, komm zu mir. Aber erst mal hab ich hier was für dich, eine Art Willkommensgeschenk. Lisa, mach uns mal Kaffee. Hier, total scharf. Hier oben im Kulli, siehst du, ist n Mädl drin und wenn ich den Kulli umdreh, ist sie nackig. Gamprig, ne? Hab ich selbst auch. Ein tolles Männerspielzeug.“ Oh man. „Danke. Wusste gar nicht, dass es so was gibt. Super.“ Lisa bringt uns den Kaffee, verdreht die Augen, bleibt stumm und geht ihres Weges.

Führung. „Das ist also unsere Dienststelle. Hier der Empfang. Direkt dahinter ist mein kleines Reich. Direkt dahinter dein Schreibtisch. Kannst dir den einrichten wie du willst. Der Computer steht ja schon da. Mir sind die Dinger ja nicht geheuer. Jahrzentelang hab ich gute Polizeiarbeit geleistet ohne son Ding und plötzlich soll man damit arbeiten. Bist du eigentlich im Schützenverein? Hier haben wir die Lisa. Eine Frau als Polizist, so was hat es früher auch nicht gegeben. Wahrscheinlich ist das gar nicht so dumm von ihr. In einem Männerberuf findet man sicher schneller einen Ehemann. Und dann hat sie bestimmt auch keine Lust mehr auf Polizeidienst und kümmert sich, wie es sich gehört, um Haus, Hof und die Kinder. Was sicher die beste Lösung für alle ist. Meine Frau hat nie gearbeitet und das hat ihr nicht gefehlt. Ist auch, wie ich finde, unnatürlich.“ O man. „So weit hab ich gar nicht erst gedacht, aber wenn du sagst.“ Zu meiner Überraschung scheint Lisa weniger überrascht. Muss sie wohl so oder so ähnlich auch schon mal gehört haben. Sie macht sich noch nicht mal die Mühe ihre Augen zu verdrehen und verlässt ihren Schreibtisch.

Keine drei Wochen später betritt eine verängstigte, junge Frau die Wache. Ihr ist etwas zugestoßen, das kann man ihr ansehen. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Mein Name ist Vanessa Beußen. Ich wurde gestern Nacht vergewaltigt.“
„Kommen Sie bitte mit, setzen Sie sich. Kann ich Ihnen ein Glas Wasser anbieten?“
Sie setzt sich: „Nein“
„Ich werde mir jetzt Notizen machen. Bitte erzählen Sie, was gestern passiert ist. Alles was Ihnen einfällt. Lassen Sie sich Zeit. Ich weiß, dass es schwer ist.“
„Ich wollte gestern Abend an der Bundesstraße per Anhalter nach Hause fahren. Ich hatte mich mit meinem Freund gestritten. Ein graues Auto hielt an. Der Fahrer fragte mich, ob er mich mitnehmen kann. Ich antwortete ihm, ob er mich in den nächsten Ort mitnehmen könnte.“
„Moment bitte. Könnten Sie mir den Mann beschreiben?“
„Ähm.. sein Haar war leicht grau, vereinzelt grau. Er hatte einen Schnurrbart, eine Allerwelts-Statur und wirkte sympathisch auf mich. Deshalb bin ich eingestiegen.“
„Wie alt würden Sie ihn schätzen?“
„Anfang 50? Vielleicht auch etwas älter.“
„Wie ging es weiter nach dem Sie eingestiegen sind?“
„Wir haben uns unterhalten, über Filme. Dann erzählte er mir, dass er einen Videorekorder hat. Er bot mir an, wir könnten ein Video zusammen gucken und danach könnte ich meine Eltern anrufen, damit sie mich abholen. Mir fiel auf, während wir noch darüber sprachen, dass er abbog und wir die Bundesstraße verlassen hatten. Er parkte vor einem größeren, leicht schiefen Fachwerkhaus. Die Fensterläden hatten eine für Fensterläden seltsame Farbe. So wie die Blumen davor. Die Blumen sahen aus wie Pfirsiche. Wir gingen rein. Ich wollte sofort telefonieren, aber er meinte: „Komm lass mal erst ein Video angucken.“ Eigentlich hatte ich keine Lust, aber ich stimmte dann zu. Ich sollte mich aufs Sofa setzen. Er schüttete mir Maracujasaft ein. Er meinte, den trinkt er am liebsten. Er machte das Video an, ich erinner mich nicht mehr welches. Er meinte nur, es würde mir gefallen. Er setzte sich neben mich. So nah, dass es mir unangenehm war. Er legte seine Hand auf mein Knie. Seine Finger wanderten meinen Oberschenkel hinauf. Ich sprang auf, rannte zur Tür. Sie war verschlossen. Er kam mir sofort nach und hielt mich fest.“
Plötzlich war sie still. Schaute nur ausdrucklos vor sich hin. “ Bleiben Sie ganz ruhig. Ich weiß…. Aber ich muss das alles von Ihnen wissen.“
„… Er hielt mich fest. Ich spürte den Lauf einer Waffe im Genick. Er führte mich vor sich her ins Schlafzimmer. Ich sollte mich ausziehen. Ich sollte mich hinlegen. Er zog sich aus. Legte die Waffe ab, so dass ich in den Lauf sehen musste. Legte sich auf mich und…. Immer wieder drang er in mich ein. Ich schloss die Augen…“
„Lassen Sie sich Zeit.“
„Er vergewaltigte mich immer wieder. Zwischen seinem Stöhnen meinte er, wenn er hier mit mir fertig ist, dann würde er mich erschießen und mich auf der Müllhalde vergraben, wo mich keiner findet… Als er dann endlich fertig war, sollte ich mich wieder anziehen. Ich hatte solche A… Angst.“
„Wie sind Sie dort weggekommen?“
„Ich sollte ins Auto steigen. Unterwegs schmiss er mich raus.“
„Wo gingen Sie danach hin?“
„Ich bin herum gelaufen. Ich wusste nicht wohin.“
„Das heißt Sie waren noch nicht beim Arzt, oder wurden untersucht?“
„Nein.“
„Wie alt sind Sie? Ihr Alter hatten Sie mir eben nicht genannt.“
„17“
„Dann muss ich, werde ich Ihre Eltern anrufen. Sie werden Sie dann hier abholen. Wenn Sie wünschen, werd ich ihnen alles erklären. Aber erst fahre ich Sie zum Arzt, der wird Sie untersuchen. Zum einen brauchen wir das für die Ermittlungen, zum anderen können wir dann sicher gehen, dass Sie keine Verletzungen davon getragen haben, die man behandeln sollte.“
„In Ordnung.“…

Fortsetzung folgt am 28.06.16

(Foto: Dietmar Meinert / pixelio.de)


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