Paris-Dakar im Reisebus

... so fuehlte sich die Strecke La Paz - Uyuni an: sieben von den elf Nachtbus-Stunden ging es ueber holprigste Piste. Der Bus versuchte sie im Tiefflug zu nehmen. Ich kenne mich ja nicht so aus mit Fahrzeugtechnik, aber ich meine, die Federung haette besser sein koennen;-) Es war wie Joggen im Sitzen, am Morgen waren alle Koerperteile durchgeschuettelt. Dazu klapperten zahlreiche Fahrzeugteile, so dass zusaetzlich zum Holpern auch ein recht ohrenbetaeubender Laerm die Fahrt begleitete. Der Schlaf war mehr ein theoretischer in diesen beiden Naechten, praktisch war ich wach.
Aber was tut man nicht alles fuer schoene Landschaften. Drei Tage war ich unterwegs in den Wuestengebieten im Suedwesten Boliviens. Zunaechst brauste der Jeep - holper holper;-) -  ueber den Salar de Uyuni, den groessten Salzsee der Erde. Abgesehen davon, dass das ein recht touristisches Vergnuegen ist wenn man sich keine Privattour auf abweichender Route leistet (naechstes Mal!), war ich fasziniert von dem gleissenden Weiss. Das mutet an wie Eis und Schnee, aber auf der Insel wachsen Kakteen. Parallel mit einigen Dutzend weiteren Jeeps, die wie verabredet zu gleicher Zeit an den gleichen Orten Stopps einlegten, erkundeten wir die Salzgewinnung. Die Unterkunft fuer die erste Nacht war doch tatsaechlich ein Haus aus Salz! Mein Bett war aus Salz, die Matraze gluecklicherweise nicht;-) Der Vollmond vermochte nicht zu waermen...
Spektakulaer, wie am zweiten Tag ploetzlich eine blaue Lagune auftauchte, in der sich rosa Flamingos versammelt hatten. Inmitten von Vulkanen - aus einem aktiven stieg ein Rauchfaehnchen in den blauen Wuestenhimmel - und lebensfeindlicher Kargheit diese majestaetischen Voegel, die fuer mich etwas von tropischer Ueppigkeit ausstrahlen. Wir durchquerten die Wueste Siloli auf 4600 Metern, mit teilweise surrealen Gesteinsformationen wie dem "Arbol de Pietra", dem Baum aus Stein. Inzwischen war die Kaelte fuer mein leicht froestelndes Gemuet enorm, und es blies ein eisig schneidender Wind. Ausgerechnet hier lag die zweite Unterkunft, ein ruinoeses und zugiges Sammellager.
Von dort will jeder nur weg, so dass der Aufbruch um fuenf eher als Erleichterung empfunden wird. Auf der einen Seite ging der Vollmond unter, auf der anderen die Sonne auf. Die Fotos gibt es leider nur virtuell, weil ohne Privattour (s.o.) ist nicht an einen ausgedehnten Halt zu denken, der mir ermoeglicht haette das Stativ aufzubauen und was man halt so braucht wenn die Bilder auch technisch eine gewisse Qualitaet haben sollen. War die Laguna colorada mit ihrem roten Wasser - die Faerbung ruehrt von Mikroorganismen her - bereits eine Augenweide, uebertraf sie die Laguna verde noch. Dieser See direkt an der chilenischen Grenze veraendert seine Farbe von unscheinbar zu tuerkisgruen, und das geschah just waehrend unseres nur minutenlangen Aufenthalts - ein Vorteil des strengen Timings. Ach ja, dann war da noch ein Thermalbad in 4500 Metern Hoehe. Ich habe den Finger hineingestreckt, das Wasser rief Erinnerungen an Badewannen (was ist das?) wach. Aber bei dem kalten Wind und in meinem Zustand (inzwischen zwei Naechte ohne Schlaf, die dritte stand bevor;-), konnte ich mich nicht ueberwinden, es den munteren Rucksacktouristen, die nichts auslassen und vielsprachig durch das Wasser tobten, gleichzutun.
Uebrigens hat der bolivianische Praesident Evo Morales tatsaechlich diese Gegend fuer das Rennen Paris-Dakar vorgeschlagen... Es traegt ja nur noch den Namen, findet aber laengst nicht mehr zwischen den genannten Orten statt. Naja, ich kann nur hoffen dass die dann nicht mitten durch die Lagunen mit den Flamingos preschen. Naturschutz wird in dem Land ja nicht so gross geschrieben. Am meisten schockierten mich die Fluesse, der in La Paz ist eine weiss schaeumende Bruehe, die nicht Wasser genannt werden kann. Und die Siedlung Uyuni beispielsweise wird schon kilometerweit vorher angekuendigt durch einen Guertel aus vom Winde verwehten Plastikmuell. Das kenne ich schon von Tibet, dort ist es noch schlimmer, und wieder fragte ich mich, warum es so schwierig ist ein Loch zu graben und warum in vielen Laendern Natur so gar nicht aesthetisch wahrgenommen wird.
Nun bin ich wieder in La Paz, und direkt vor meinem Hotel johlen gerade betrunkene Bolivianer um die Wette. Diese Stadt hat viele Gesichter, das touristische Zentrum ist eines davon, es deckt sich fast mit dem indigenen: zwischen hupenden Taxis und Mikro-Bussen wird so gut wie alles auf den Strassen verkauft, von Obst ueber obskure Zutaten schamanistischer Rituale (Lamafoeten!) bis zu Elektrogeraeten. Tatsaechlich ist es mir gelungen, inmitten dieses Gewirrs neue Kopfhoerer fuer meinen I-Pod zu finden, nachdem ich die alten geschrottet hatte. Ein weiteres Gesicht der Stadt sind die besseren Viertel im Sueden und in geringerer Hoehe (bis hinunter auf 3100 Meter). Hier kann man deutschen Apfelkuchen essen und schweizer Kaesefondue, schafft beides ein heimeliges Gefuehl im Bauch.

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