Nova Heart: Aneignung

Nova Heart: AneignungNova Heart
„Nova Heart“

(Staatsakt)
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit und auch Leichtfüßigkeit Künstler/innen anderer Kulturkreise westeuropäische Musikmuster und -traditionen adaptieren und im musikalischen Sinne instrumentalisieren. Erst kürzlich durfte man sich über Yannik Ilunga alias Petite Noir wundern, der für seine Definition eines ‘Noirwave’ auf dem Debütalbum “La Vie Est Belle/Live Is Beautiful” alles verschraubt, was man an sogenannter Independent-Kultur auf dem alten Kontinent in den 80ern und 90ern wertgeschätzt hat. Und nun, keine vier Wochen später, kommen Helen Feng, Bo Huan und Shi Lu aus Peking daher und zeigen uns eindrücklich, wie klug und raffiniert Synthpop moderner Prägung in China klingen kann. Nova Heart, so der Name des Trios, präsentieren auf ihrem Debütalbum eine Mixtur, die mit Reminiszenzen im besten Sinne nur so um sich schmeißt: Giorgio Moroder, gerade wieder arg en vogue, wird ebenso zitiert wie Pink Floyd und die Beatles, neben dem schmissigen Wave von Blondie vermag man auch Robert Palmer und Roxy Music zu erkennen, von naheliegenden Versatzstücken Portishead oder New Order ganz zu schweigen.
Vorsichtig gekräuselte Gitarren an den richtigen Stellen platziert, deepe und dunkle Synthetikakkorde zu zauberhaften Melodien geformt – mal träumerisch verpoppt (“We Are Golden”), mal als wippender Dance (“No Controversy”) oder später mit sorgsam beschleunigtem Beat bei “Evil”, dazu Fengs Gesang, der zwischen zartem Stimmchen und aufgerautem Timbre changiert – jedes der elf Stücke bietet eine Vielzahl an Reiz- und Glanzpunkten. Nicht nur klanglich, auch für die Texte wechselt Feng häufig die Standpunkte (hier: Persönlichkeiten), von moralisch über melancholisch bis hin zum ausgelassenen, impulsiven Fatalismus ist jede Schattierung vertreten – ganz zum Schluß verneigt sie sich noch mit einem sehr gelungenen Cover von “Dancing Barfoot” vor Patti Smith, einem der Idole ihrer Jugend. Dafür, dass Feng, wie sie selbst sagt, mit dem westlich aufgehübschten Pop ihres eigenen Landes (den sie zu früheren Zeiten bei MTV China als VJane schon anmoderieren durfte) nicht allzuviel anzufangen weiß, klingen Nova Heart verblüffend routiniert – faszinierend sind sie sowieso.
11.10.  Köln, Artheater
13.10.  Berlin, Lido


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