Neger, Neger, Schornsteinfeger

 negernegerschornsteinfeger1 Neger, Neger, SchornsteinfegerHans-Jürgen Massaquoi ist Hamburger und er ist schwarz.

Heutzutage ist das vielleicht nicht mehr so besonders, aber wenn man 1926 zur Welt kommt, ist es nicht sehr praktisch, wenn der Vater der Sohn des liberianischen Konsuls in Deutschland ist.

Zuerst lebt er mit seiner Mutter in der bequemen Villa des Großvaters an der Außenalster, aber als dessen Familie nach Liberia zurückbeordert wird, ziehen Mutter und Sohn in ein Arbeiterviertel in Barmbeck.
Dort wächst er heran, lässt den Nationalsozialismus, die Ausgrenzungen, die Schmach über sich ergehen und überlebt Rassenhass und 2. Weltkrieg dank vieler Freunde und einer unerschütterlichen Mutter, die so schnell nichts umzuhauen scheint.
Nach dem Krieg besucht er seine Familie in Liberia, kann dort aber nicht Fuß fassen.
Irgendwann verschlägt es ihn in die USA, aber er stellt bald fest, dass in dem “Land of the free” manche freier sind, als andere.
Herr Massaquoi war langjähriger Redakteur und Herausgeber der afroamerikanischen Zeitschrift “Ebony” und lebt heute mit seiner Frau in New Orleans.

Was mich an dem Buch am meisten faszinierte, ist der fehlende Groll.

Man muss sich das mal vorstellen: ein kleiner Junge, der sich auch ein Hemd mit Hakenkreuz wünscht, weil seine Freunde sowas tragen; ein Junge der in die Hitlerjugend will, weil seine Freunde auch da sind, aber wegen seiner Hautfarbe nicht angenommen wird; ein hochintelligenter Schüler, der nicht aufs Gymnasium darf, weil er einer minderwertigen Rasse angehört …  Ein junger Mensch, der verzweifelt um seinen Platz kämpft, aber ständig von Tod bedroht ist … Dessen alleinerziehende Mutter ihre Stelle verliert, weil sie ein ‘Mohrenkind’ hat … Die täglich ums Überleben kämpft …

Und dann kein Groll! Keine Verzweiflung!

Ich glaube, das Herr Massaquoi viel Glück gehabt hat, dass er diese Zeit überleben konnte. Und er traf immer wieder auf Menschen, die in ihm auch wieder einen Mensch und einen Freund gesehen haben.
Und seine Mutter scheint ihn mit einer solchen Liebe ausgestattet zu haben, dass er alles Schlimme, das ihm passiert ist, in eine Schublade räumen konnte, auf der steht: “Nur das Heute zählt”.

Dieses Buch ist ein wichtiges  Zeitdokument und wir können alle froh und dankbar sein, dass Herr Massaquoi dies geschrieben hat.

Sein Leben ist im Übrigen auch in einer TV-Produktion verfilmt worden, leider mit Veronika Ferres (die Frau mit den anderthalb Gesichtsausdrücken, wie Urban Priol sagt) als Mutter Bertha Baetz.
Trotzdem ist dies ein sehr bewegender Streifen, bei dem mich besonders die schauspielerische Leistung der Kinderdarsteller des jungen Hans-Jürgen beeindruckt haben.

Das Buch findet ihr hier bei Amazon: Neger, Neger, Schornsteinfeger: Meine Kindheit in Deutschland

Den Film habe ich mir bei Lovefilm ausgeliehen: Filmübersicht


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