Nederlands Dans Theater II - Ostertanztage 2011 in Hannover

Inzwischen haben in Hannover die Ostertanztage begonnen, über die ich im voraus hier schon einmal kurz berichtet habe. Sehr empfehlenswert ist das Gastspiel des Nederlands Dans Theater II (d.i. die Nachwuchsabteilung) - wer dies heute (Samstag vor Ostern) noch liest, sollte nicht verpassen, die Vorstellung ab 20 Uhr zu besuchen, denn heute gibt es eine zweite Aufführung. Die erste gestern am Karfreitag war ausverkauft! Ein paar Eindrücke an dieser Stelle ... 

27'58''_124m_(c)Daisy Komen

27' 52'', Choreographie Jiří Kylián , ist genau so lang, wie der Titel es angibt: Nicht einmal eine halbe Stunde Aufführung - dahinter stehen 1687 Stunden harter Probenarbeit (im Faltblatt sind weitere Zahlen genannt). Thema ist die Tanzkunst in unserer Zeit - hinter der Bewegung solle sie immer die Seele sichtbar machen, so spricht es eine Stimme in den Raum. Aber welche Seele? könnte man sich nach dieser Schau fragen, ist sie nicht weitgehend auf der Strecke geblieben? Musik und Bewegungen (Musik Dirk Haubrich, teils mit Mahler-Motiven) wirken doch über lange Strecken sehr maschinenhaft. Haben die Maschinen die Seelen der Menschen zerstört? In einer Anfangsszene z.B. werden von einer von oben herabhängenden Leinwand die Gesichter verdeckt; man sieht nur, wie die Hände des einen Menschen von einem dahinter stehenden zweiten Menschen bewegt werden. Vieles wird unter den Teppich gekehrt oder in ihn zum Abtransport eingerollt, oder es wird den (Maschinen-)Menschen der Boden unter den Füßen entzogen. Nur die Zweierbeziehung - die Liebe - könnte die Rettung bringen (endlich wird die Musik harmonisch), aber bis zum Tod reicht sie auch nicht (eine dritte Person kommt ins Spiel).

Gods and dogs_339_93_(c)Daisy Komen
Gods and Dogs, Choreographie Jiří Kylián , handelt vom Göttlichen und vom Tierischen (Hund oder Wolf) im Menschen. Oben eine Projektion eines Gesichtes, das sich in den Hundegott verwandelt, den Wolf, der auf uns zu trabt, vorne am Bühnenrand steht eine flackernde Kerze. Was ist verehrungswürdig? Die acht TänzerInnen sind sehr ineinander verwickelt - sie bemühen sich, beherrscht zu bleiben, schaffen es aber nicht, werden beherrscht, treten und zerren aneinander, schubsen sich gegenseitig, auch Männer müssen sehr viel Schmerz ertragen.

Gods and dogs_339_97_(c)Daisy Komen

 "Mich interessieren", sagt Kylián, "diese Grenzen zwischen Normalität und Verrücktheit, zwischen Gesundheit und Krankheit und die Normen, die beides definieren. In jedem Moment seines Lebens kann man der einen oder anderen Kategorie zugeordnet werden ..." 

Cacti, Choreographie Alexander Ekman: Ganz anders arbeitet der junge schwedische Choreograph Alexander Ekman, das ist auch für den Laien wahrnehmbar. "Cacti" sei - so wird es aus "De Groene Amsterdammer" vom März 2010 zitiert - beinahe beiläufig auch ein subtiler Kommentar zum postmodernen Tanz der 80er und 90er, elitär und sich selbst ... etwas zu ernst nehmend. "Ekman bespöttelt dies, indem er seine Zuschauer zu Beginn mit genau einem solchen affektierten Text über Rituale und die Wichtigkeit der multidisziplinären Herangehensweise in den Künsten auf die falsche Fährte lockt .."

Besonders angesprochen hat mich bei dieser Choreographie das Zusammenspiel einzelner TänzerInnen allein und in verschiedenen Kombinationen mit dem Ensemble aus 16 Tänzerinnen und Tänzern. Deshalb auch gebe ich hier insgesamt drei Fotos wieder, weil dadurch ein Eindruck von den verschiedenen Varianten entsteht.

CACTI_129_(c)Rahi Rezvani

Freude habe ich auch immer daran, wenn einfache Elemente unterschiedlich eingesetzt werden und dabei die Fantasie angeregt wird (nicht festgelegt durch Kostüme oder detailreiche Requisiten). Hier waren es helle Quader, auf denen, wenn sie flach auf den Boden gelegt wurden, ein einzelner Mensch (artistisch) tanzen konnte, die sich aber auch aufrecht stellen oder auftürmen ließen.

CACTI_130_(c)Rahi Rezvani

Und Witz und Pfiff scheint eine der besonderen Stärken Alexander Ekmans zu sein: Die Kaktuspflanzen gab es tatsächlich; die Szenen damit waren unterhaltsam gestaltet. Ekman praktiziert auch die Alternative zu dem, was er kritisiert: nicht alles immer so furchtbar ernst nehmen ...

CACTI_131_(c)Rahi Rezvani

Der abschließende große Applaus war völlig verständlich - großartige Darbietungen von talentierten jungen Menschen, man möchte mehr davon sehen! Dank an die Veranstalter ...

 (C) Text: Dr. Helge Mücke, Hannover. Die Bilder wurden von der Staatsoper Hannover als Pressefotos zur Verfügung gestellt, sind also nicht frei verfügbar.Von oben nach unten: Aus "27' 52'': Tänzer Fabienne Vegt und Percevale Perks, Foto (C) Daisy Komen. Zwei Szenen aus "Gods and Dogs", Fotos Daisy Komen. Drei Szenen aus "Cacti", das erste zeigt den Tänzer Wun Sze Chan, alle Fotos von (C) Rahi Rezvani.


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