Nächtliche Ergüsse: Ein wenig mehr Ich.

Manchmal fühle ich mich heimlich wie ein Hochstapler. Wie ein schlechter Schauspieler im viel zu großen Kostüm, mit einer halbfertigen Maske und viel zu viele Lücken im Text, die dem Publikum nicht weiter auffallen. Ich fühle mich falsch, so als wäre ich dazu gezwungen, mich jeden Tag in eine neue, schlecht sitzende und unbequeme Rolle zu quetschen, die an manchen Ecken passt und an anderen Kanten wieder nicht. Also sehen sie heute die Aufführung eines lustigen Dramas, morgen die Inszenierung von dem mutigen Drachentöter und übermorgen gebe ich das Leben eines Künstlers zum Besten. Aber all das - es ist nicht wahr. Nur ein bisschen, aber das ist zu wenig, um es real zu machen, um es zu mir werden zu lassen.

Wer bin ich? Der schlechte Schauspieler, der seine Identität in all den Rollen am Anfang des Labyrinths zurückgelassen hat? Der jetzt nur noch hastig von Ecke zu Ecke rennt und von einem zurückgelassenen Kostüm ins nächste schlüpft? Oder bin ich genau das - nur ein Schauspieler, der vergessen hat, dass er mehr als ein Schauspieler ist?
Wer kennt mich also wirklich, wenn ich mich nicht einmal selbst erkenne?
Die Anderen schauen in den Spiegel und sehen ein bekanntes Gesicht. Sie fragen sich, warum ausgerechnet heute dort ein Makel und hier eine Falte auftauchen muss, aber sie fragen sich nicht - Wer starrt dort zurück? Sehen die Leute dich auch so, wie du dich siehst? Ich laufe durch Flure und habe regelrecht Angst, dass jemand stehen bleibt und mir schlicht sagt: „Du bist nicht echt" ins Gesicht sagt.
Dabei will ich genau das. Echt sein. Ich sein. So sehr, dass ich Angst davor habe.
Ich rede mir ein, dass es Grenzen gibt zum Ich. Grenzen, die auch wichtig sind. Wenn man mir sagt, das ist nicht gut, das darfst du nicht, dann sage ich in Ordnung. Dann sage ich, ihr liebt mich und ihr wollt nur mein Bestes. Also gebe ich ein bisschen Ich weg, um ein bisschen mehr in das Kostüm der Tochter zu schlüpfen. Passt es jetzt besser? Mein Ich ist viel zu groß, um vollkommen hineinzupassen. Ein bisschen weniger und es ist schon fast wie für mich gemacht.
Wenn man mir sagt, ich will dich nicht, aber ich will dich doch, dann sage ich in Ordnung. Ich gebe ein bisschen von meinem Ich dem anderen und sehe zu, wie es zwischen den Händen zerbröselt. Ist nicht so schlimm, denke ich, ein wenig mehr Ich und ein wenig mehr Gefahr, verletzt zu werden. Das bisschen Ich kann ich schon nicht vermissen.
Wenn man mir sagt, da ist mehr Ich, als die engen Kostüme sehen lassen, dann denke ich: Aber wo? Es ist doch schon fort. Oder ich brauche es, um in andere Rollen zu passen.
Was ist denn, wenn mein eigenes Ich eigentlich ganz klein ist? Wenn es so klein ist, dass es kein Ich mehr ist? Nimm das Ich der Kostüme hinfort und was hast du dann? Nichts? Oder etwas, dass so klein und schwarz und zerstört ist, dass es keiner ansehen kann?
Zuviel Ich oder zu wenig Ich, das ist hier die Frage.
Aber Ich bleibt Ich und habe noch ein bisschen Zeit, um das herauszufinden.


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