Mozarts letzte Arie – eine seichte und unterhaltsame Lektüre

WEIMAR. (fgw) Wolfgang Amadeus Mozart ist einer der bekann­tes­ten und meist gespiel­ten Komponisten unse­rer Zeit. Zu Lebzeiten galt er erst als Wunderkind, spä­ter mußte er sich mehr schlecht und recht als einer der ers­ten frei­schaf­fen­den Musiker durchs Leben schla­gen. Er starb jung und hin­ter­ließ sei­ner Witwe neben zahl­rei­chen Manuskripten einen enor­men Schuldenberg.

von Ilka Lohmann

mozarts letzte Arie Mozarts letzte Arie – eine seichte und unterhaltsame LektüreViele Künstler ster­ben in jun­gen Jahren. Und das hin­ter­läßt immer eine gewisse Unzufriedenheit, ver­bun­den mit dem Gefühl: Da kann doch irgend­was nicht mit rech­ten Dingen zuge­gan­gen sein. Viele die­ser Jungverstorbenen wur­den post­hum in ein Mordkomplott ver­wi­ckelt, das mal mehr, mal weni­ger plau­si­bel erscheint. Namen fal­len in die­ser Liste wie Heinrich Heine, Friedrich Schiller, Oscar Wilde, Ludwig II. von Bayern oder Marilyn Monroe. Natürlich ran­ken sich sol­che Geschichten auch um W. A. Mozart.

Der Dramatiker Sir. Peter Shaffer ver­däch­tigte sei­ner­zeit Antonio Salieri, und Milos Forman setzte des­sen Theaterstück in sei­nem gran­dio­sen und acht­fach Oscar-gekrönten Spielfilm „Amadeus” ein fil­mi­sches Denkmal.

Auch Matt Beynon Rees nimmt sich in sei­nem Roman „Mozarts letzte Arie” die­ses Stoffes an. Er dich­tet um Mozarts Ableben eine Verschwörung, die zwi­schen Freimaurerei, Revolutionsgebaren, Staatsstreich und Hochverrat hin und her schwankt. Er zieht also alle Register. Allerdings wird er sich auf einer Verfilmung durch Milos Forman eine Weile war­ten müs­sen.

Kurz zur Handlung: Die Geschichte beginnt im Jahre 1792 – eine Woche nach Mozarts Tod. Maria Anna Walburga Igantia Berchthold von Sonneburg, geb. Mozart und genannt „Nannerl” erhält einen Brief ihre Schwägerin Constanze, der sie über das Hinscheiden ihres Bruders Wolfgang infor­miert. Nannerl ist ent­setzt. Der Brief ist wirr und ein wenig über­dra­ma­tisch. Constanze schreibt von fins­te­ren Ahnungen, die die letz­ten Lebenstage ihres Ehemannes umwo­ben hät­ten. Sogar von einem Mord durch Gift ist die Rede. Nannerl faßt einen schnel­len Entschluß: Natürlich muß sie sofort nach Wien rei­sen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Grund ist ihr schlech­tes Gewissen. Seit dem Tod ihres Vaters Leopold, der sie zur Alleinerbin und zu einer wohl­ha­ben­den Frau gemacht hat, hat sie mit ihrem Bruder kein Wort mehr gewech­selt. Und nun ist er nicht mehr.

In Wien ange­kom­men, absol­viert sie zunächst den Antrittsbesuch bei ihrer Schwägerin, und dann trifft sie alles, was Rang und Namen hat. Als sie bei Emmanuel Schikaneder zu Mittag ist, trifft sie auf den ver­wirr­ten Schauspieler Franz Gieseke, der etwas von Freimaurerei schwa­felt. Nannerl hat da bereits her­aus­ge­fun­den, daß ihr Bruder eine eigene Loge – „Die Grotte” – grün­den wollte. Sie trifft spä­ter auf Magdalena Hofdemel, die am Tag von Mozarts Beisetzung von ihrem Mann ver­stüm­melt wurde, bevor die­ser sich mit einem Rasiermesser selbst die Halsschlagader durch­trennte. Nach einem Treffen mit dem cha­ris­ma­ti­schen Baron von Swieten, der noch ein ganz ande­res Interesse an Nannerls Person hat, wird die Heldin bei­nahe zum Opfer eines Unfalls. Bei einer Aufführung der „Zauberflöte”, um die sich viele der Geheimnisse ran­ken, wird Gieseke ermor­det, nach­dem er vor Nannerl und van Swieten bekannte, daß er Mozarts Mörder kenne.

Natürlich wird der Mörder ent­larvt. Dazu spie­len Nannerl und van Swieten, nach­dem sie ein­an­der sehr nahe gekom­men sind, eine kleine Scharade vor dem Kaiser. Nannerl ver­klei­det sich als ihr Bruder, und man insze­niert eine Szene aus Don Giovanni – den Besuch des stei­ner­nen Gastes.
Wenn man das Buch nach been­de­ter Lektüre weg­legt, befällt einen das unan­ge­nehme Gefühl, daß dies doch ein wenig zu viel des Guten war. Alle mög­li­chen Verschwörungstheorien wer­den zitiert. Mozarts mys­te­riöse Reise nach Berlin. Der Preußen-König als Freimaurer, der die öster­rei­chi­sche Monarchie unter­wan­dern will. Polizei und Zensur. Auftritte in der Unterwelt. Nannerl, die noch immer die große und unüber­treff­li­che Pianistin ist und gleich am Tag nach ihrer Ankunft ihn Wien vor erle­sens­tem Publikum kon­zer­tiert. Sogar Maestro Salieri darf sich eines Gastauftrittes erfreuen.

Aber das Ende bleibt dun­kel. Und dem Leser wer­den die Antworten, die er erhofft, vor­ent­hal­ten.

Natürlich. Rees schreibt keine his­to­ri­schen Tatsachen. Die his­to­ri­schen Figuren sind ihm nur Schablonen. Spielfiguren, aus denen er seine eigene Geschichte zusam­men­fasst. Nannerl war nie in Wien, und sie hat auch nie ihren Ehemann Johann Berchthold von Sonnenburg mit Baron van Swieten betro­gen. Mozart kam nicht mehr dazu, seine Loge „Die Grotte” zu grün­den, deren Besonderheit nach Rees’ Auffassung darin bestand, daß auch Frauen der Zutritt gewährt wer­den sollte. Zeuge ist für ihn die Prinzessin Pamina.

Aber sei es drum.

Der Kriminal-Roman „Mozarts letzte Arie” ist eine seichte und unter­halt­same Lektüre. Obwohl Milos Forman die Zeitreise in Mozarts Wien bes­ser gelun­gen ist.

Literarisch hat der Roman nichts zu bie­ten, was ihn zu etwas Besonderen machen würde. Und mit 17,95 Euro ist der Preis für ein Taschenbuch unan­ge­mes­sen hoch. Aber wer weiß…. Vielleicht kommt ja ein Sammler von Mozart-Devotionalien auf seine Kosten.

Matt Beyon Rees: Mozarts letzte Arie. Ein Kriminalroman. Aus dem Englischen von Klaus Modicke. 318 S. Broschur. Verlag C.H. Beck. München 2012. 17,95 Euro. ISBN 978-3-406-62994-5

[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]


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