Monika, wir sind aus dem Häuschen!

Lange Autofahrten sind mit kleinen Kindern langweilig bis undurchführbar. Es kommt allerdings auf den Blickwinkel an. Man könnte es auch so formulieren: Lange Autofahrten sind der Härtetest für alle Kinderhörspiele.

Wenn die Mannschaft auf den Rücksitzen nach 10 Minuten mault, ist das Produkt durchgefallen. Wenn die Tester in den Kindersitzen 30 Minuten ruhig durchhalten, sind wir in der Kategorie „respektables Hörspiel“. Sind die üblichen 45 Minuten rum und von der Hinterbank schallt „Wir wollen mehr!“ haben wir ein Premiumprodukt vor uns. Monika Häuschen gehört gemäß unseren Testern eindeutig in die Premiumkategorie.

Warum? Monika Häuschen ist eine Schnecke und wohnt in einem Garten. Ihre zwei besten Freunde sind der Graugänserich Günter und der Regenwurm Schorsch. Sie erwarten jetzt garantiert, dass mein nächste Satz von den Abenteuern berichtet, die diese drei Tiere erleben. Mitnichten. Eigentlich passiert im Sinne von Action in den Hörspielen nicht viel. Der Schwerpunkt liegt auf – meisterhaft – gefeilten Dialogen zwischen diesen drei Tieren sowie einem Gastauftritt eines weiteren Tieres in jeder Episode. Da hat der Biber den Garten unter Wasser gesetzt. Der Opa des Regenwurms ist zu Besuch. Der Gartenbesitzer hat einen Hund zu Gast. Überhaupt der Gartenbesitzer. Er ist die menschliche Stimme im Hörspiel, die die Gespräche der Tiere mithört und für sich, sprich für unsere kindlichen Hörer kommentiert, um Parallelen für die Welt der Menschen aufzuzeigen.

Das vor allem für die kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer Wohltuende ist das feste Setting des Hörspiels. Die drei Hauptcharakter haben einen hohen Wiedererkennungswert: Monika, eine sympathische, doch manchmal furchtsame Schnirkelschnecke. Schorsch, ein griesgrämige Regenwurm mit sächsischem Akzent. Und Günter, die Graugänserich, welcher beständig mit seinem Wissen angeben möchte. Zudem: Es gibt keine Ortswechsel. Die Geschichte spielt im Garten. Ich möchte da gar keinen wirklichen Seitenhieb auf „Feuerwehrmann Sam“ austeilen. Sam ist bei uns auch hoch im Kurs. Doch als Hörspiel sind diese Geschichten für die ganz Kleinen schon allein deshalb verwirrend, weil ständig der Schauplatz gewechselt wird: Im Feuerwehrhaus passiert das, derweil am Brandherd das, da kann unsereins schon ziemlich durcheinander kommen.

Der Clou ist, dass in jeder Geschichte mit dem tierischen Gast auch ein inhaltliches Thema verpackt ist. Und das wird so beiläufig in die Dialoge eingeflochten, dass niemand umhin kommt, das Wissen auch aufzunehmen. Auch ich wusste nicht, dass Biberzähne vorne gelb-orange sind, weil sie damit vorne härter und hinten weicher sind und sich somit selbst schärfen. Was der Gartenbesitzer gleich als Wirkungsprinzip auf gute (selbstschärfende) Küchenmesser überträgt.

Aber was soll ich versuchen, hier Dinge zu beschreiben? Das Original spricht für sich: Der Hund Waldi  ist zu Besuch im Garten. Die drei Freunde hatten eigentlich vor eine Gartenzeitung herauszugeben. Waldi meint, er sei ein guter Reporter und habe seine eigene Zeitung:

GANTER GÜNTER: Waldi ist ein Spurenleser. Er kann genau erschnüffeln, wer die Spuren hinterlassen hat und wann das war. Und wenn eine Spur weiter weg ist, riecht er ganz deutlich, aus welcher Richtung der Geruch kommt.

HUND WALDI: So, und jetzt schreib ich MEINEN Artikel in die Zeitung!

MONIKA HÄUSCHEN: O! Da bin ich aber gespannt, was du über mich schreibst… 

REGENWURM SCHORSCH: Vergiss nicht zu erwähnen, dass ich ein sehr großer muskulöser, lustiger Regenwurm bin!

GANTER GÜNTER: Und ich bin äußerst klug und gebildet!

MONIKA HÄUSCHEN:  Und ich bin eine sehr hübsche, liebe…. Iiiih! Was machst du denn da Waldi?

HUND WALDI: Na ich schreibe!

REGENWURM SCHORSCH: Das sieht aber eher so aus, als ob du dein Beinchen hebst!

HUND WALDI: Muss ich ja, damit ich was hinschreiben kann.

MONIKA HÄUSCHEN: Kannst du denn keine andere Tinte benutzen? 

HUND WALDI: Es gibt noch andere Tinte? [ächzt] Mein Artikel muss noch ein Stück höher!

REGENWURM SCHORSCH:  Aber warum muss dein Artikel denn so weit oben stehen?

MONIKA HÄUSCHEN: Weil er besonders wichtig ist?  

GANTER GÜNTER:  Pah! Das ist pure Abgabe! So denkt der nächste Hund, der an der Laterne schnuppert, dass Waldi ein riesengroßer, starker Hund ist.

Ich kann jetzt jedenfalls keinen pinkelnden Hund mehr sehen, ohne an die schreibende Zunft zu denken.

Demnächst hier ein kleines Interview mit der Mutter aller Graugänseriche, Schnirkelschnecken und Regenwürmer, Kati Naumann


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